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Ein außergewöhnliches "Mittwochsgespräch"
Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert
(8.5.2015) Ulrich Herberts neues Buch zur Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert – detailliert, kenntnisreich und zuspitzend formuliert auf 1.250 Seiten – stand im Mittelpunkt des ersten Mittwochsgesprächs in der neu gestalteten Villa ten Hompel mit mehr als 80 Besucherinnen und Besuchern.
Prof. Dr. Ulrich Herbert, Lehrstuhlinhaber für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Freiburg, stellte zunächst zentrale Themenstränge des Buches vor und diskutierte diese anschließend mit Prof. Dr. Isabel Heinemann (WWU Münster), Prof. Dr. Thomas Großbölting (WWU) und Dr. Christoph Spieker (Villa ten Hompel).
"Die" zentrale These in seinem Buch gebe es nicht, so Herbert zu Beginn. Dafür sei die von Brüchen und Widersprüchen reiche Geschichte zu komplex. So lehnte er sozialhistorische Thesen etwa der Bielefelder Schule ebenso ab wie die klassische "Sonderwegsthese". Die deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert sieht Herbert durch zwei Perspektiven bestimmt, die zueinander in Widerspruch stehen.
Zum einen die großen Kriege und Katastrophen, die das deutsche 20. Jahrhundert in zwei Teile spalten – vor und nach 1945. Deutschland ist das Land, in dem die radikalen Ideologien von links und rechts erdacht wurden, und das einzige, in dem sie jeweils staatliche Form annahmen. Das prägt die erste wie die zweite Hälfte des Jahrhunderts.
Zum anderen der Aufstieg der modernen Industriegesellschaft, der über die verschiedenen politischen Systeme hinweg zu jahrzehntelangen Auseinandersetzungen um die soziale und politische Ordnung führte. Erst 1990 scheinen sie gelöst, als der Sozialismus zusammenbricht. Aber am Ende des Jahrhunderts ist die Debatte um die Leistungen und Defizite des Kapitalismus wieder voll entbrannt.
(Fotos: Stefan Querl)