Empfehlung im August 2021 von Hermann Korte

Petra Reski: Als ich einmal in den Canal Grande fiel
Vom Leben in Venedig
Roman

Spätestens seit dem 17. Jahrhundert war Venedig ein europäischer Sehnsuchtsort. Schauspieler, Musiker, Komponisten, Menschen, die das Schöne liebten, kamen mal einzeln, mal mit Familie, einige auch mit adligem Gefolge. Petra Reski berichtet in ihrem Buch von dem Venedig des heutigen Massentourismus. Jährlich kommen etwa 30 Millionen Touristen in die Lagunenstadt. Aber Massentourismus ist ein gigantisches Geschäft und so leidet Venedig, leiden seine Bewohner eben auch unter den skrupellosen Geschäften, die die sozialen Strukturen ebenso zerstören wie die riesigen Kreuzfahrtschiffe die Lagune.

Nach Venedig kam Petra Reski erstmals vor 32 Jahren, um eine Reportage über die damaligen Filmfestspiele zu schreiben. Sie traf zu ihrer Überraschung auf eine Stadt ohne gepflasterte Straßen und dann auch auf einen Venezianer, der immer noch an ihrer Seite ist. Reski erzählt von ihrem Alltag. Meist sind es amüsante Geschichten, einige sind auch traurig. Aber die persönlichen Erlebnisse stehen nicht für sich allein, sondern beleuchten historische Ereignisse, aktuelle politische Debatten und zukünftige Sorgen. Ihr Vorteil ist, dass sie mit großer Empathie über Menschen schreiben kann und dann diesen Venezianer an ihrer Seite hat, der weit in die Vergangenheit denkt, aber unbeirrbar an einer Zukunft seiner Stadt festhält. Venedig, hat Reski gerade in einem Interview gesagt, sei eine Utopie, ein begehbares Wunder, eine vollstreckte Unmöglichkeit.

Venedig-Liebhaber werden viel Neues entdecken, aber auch diejenigen, die noch nie in Venedig waren, werden dieses Buch mit Freude und Gewinn lesen.

---

---