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Freundeskreis
Empfehlung im Dezember von Prof. Dr. Ferdinand Menne
Als Thomas Manns Ehefrau Katja mit ihrem ersten Kind schwanger war, fragte ihn die Großmutter seiner Frau, Hedwig Dohm, ob er sich einen Sohn oder eine Tochter wünsche: "Natürlich einen Jungen. Ein Mädchen ist doch nichts Ernsthaftes." Gegenüber seinem Bruder Heinrich zeigt Thomas Mann die Geburt eines "wohlgebildeten Mädchens" an, zur Welt gekommen am 9.11.1905. Dass es ein Mädchen war, empfand er als "Enttäuschung": "Ich empfinde einen Sohn als poesievoller, mehr als Fortsetzung und Wiederbeginn meiner selbst unter neuen Bedingungen." Für ihn sind allgemein "Frauen gute zweite Klasse". Irgendwann aber erhält Erika den geistigen Ritterschlag, indem er sie als "meines Geistes Kind“ begreift, als sein "Echo". Stark untertreibend meinte sie, sie habe einen "kleinfeinen" Einfluss auf den Vater, dabei war er großkräftig für den "Dichterfürsten", vor allem auch in seiner zunächst unsicheren Einschätzung des Nationalsozialismus.
Erika Mann war eine Ausnahmebegabung, ein Multitalent: Schauspielerin, Kabarettistin, Rednerin, Journalistin, Buchautorin, bisexuell Liebende. Ihre Briefe sind zärtlich, dann wieder krass und selbstironisch oder auch wütend. Mit wem sie nicht befreundet war, mit dem wollte sie "wenigstens verfeindet" sein. Von den Nazis wurde sie als "pazifistische Friedenshyäne" beschimpft und schlug zurück "tout le horreur monde", ein "einziger Sauhaufen". 1953 denkt sie bereits ökologisch, spricht vom "world wide erkrankten Klima, das sich" … "in ganz Europa durch die pathologischste Wärme kundtut".
Man muss diese Briefe zur Lektüre empfehlen, vor allem Frauen, die nach kräftigen Vorbildern suchen, denen Weinerlichkeit fremd ist. Und Männern, die den "Männerweg" ernsthaft unter die Lupe nehmen wollen. In Zeiten von Google- und Smartphonisierung kann man eine Briefstellerin von besonderer Anmut lesen, die Gezwitscher nur von Vögeln aufnehmen würde.