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Empfehlung im Mai 2020 von Achim Müller
Ketil Bjørnstad: Vindings Spiel
Der norwegische Autor K. Bjørnstad in einer Doppelrolle als schreibender Musiker oder als musikalischer Autor, verdient unsere besondere Aufmerksamkeit. Er ist bekannt als Pianist sowohl in der Klassik als auch im Jazz. So ist es nicht verwunderlich, dass das Thema Musik in seinen Romanen eine ganz entscheidende Rolle spielt. Dieser Roman spielt in der norwegischen Hauptstadt Oslo. Er ist der erste einer Trilogie, in der die Geschichte des jungen Pianisten Aksel Vinding erzählt wird.
Als 15-Jähriger muss der Ich-Erzähler Aksel miterleben, wie seine Mutter bei einem
Badeunfall ums Leben kommt. Nach diesem tragischen Ereignis fällt die Familie Vinding immer mehr auseinander. Die ältere Schwester Cathrine geht bald ihrer eigenen Wege, und der Vater versucht mehr schlecht als recht den Verlust seiner geliebten Frau zu bewältigen. Für Aksel ist die Musik, genauer das Klavierspielen, seine Therapie, war es doch seine Mutter, die ihn an die klassische Musik herangeführt hat.
Wie ein Besessener verbringt er Stunden am Klavier, gibt die Schule auf, vergräbt sich in seiner Trauer. Soziale Kontakte findet Aksel in der Gruppe "Junge Pianisten", Jugend-
liche, die sich wie Aksel Vinding der klassischen Musik verschrieben haben, sich für Schumann, Bach, Rachmaninow oder Grieg begeistern, während andere jungen Leute ihre Begeisterung für die Beatles oder die Rolling Stones entdecken. Intensives Üben am Klavier zur Vorbereitung auf musikalische Wettkämpfe bestimmen Aksels Leben. Zweifel an dieser Lebensweise und die Gefahr der Vereinsamung stehen im Widerspruch zu dem Wunsch, die musikalische Karriereleiter bis ganz nach oben zu ersteigen. Aksels vielversprechendes Talent und sein fast manischer Fleiß ermöglichen ihm die Aussicht auf eine hoffnungsvolle musikalische Zukunft als Konzertpianist, stünde er sich nicht ständig selber im Wege und müsste er nicht noch weitere schwere Schicksalsschläge verkraften.
Die im Text genannte klassische Musik und/oder Björnstads Jazzmusik begleitend zur Lektüre oder im Anschluss zu hören, kann den Lesegenuss noch steigern.