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Empfehlung im Oktober 2020 von François Van Menxel
William Boyd: Blinde Liebe
Was macht den Reiz dieses Romans aus, den ich - je weiter ich in dem Buch weiterkam - zunehmend mit wahrem Vergnügen gelesen habe? Sind es die sympathischen Züge des dynamischen, unternehmungslustigen und ideenreichen Brodie Moncurs, der Hauptgestalt der Erzählung, eines gewissenhaften schottischen Klavierstimmers, der in die Welt zieht, um seinen Beruf auszuüben? Oder ist es die gekonnte Art des Autors, die Zeit und die Städte um 1900, in denen sich die Geschichte abspielt, mit lebensnahen und skurrilen Details so zu beschreiben, dass man als Leser das Gefühl hat, trotz der vielen Ortswechsel immer ganz nah an dem Klavierstimmer zu bleiben? Oder ist es die spannende Abfolge von Schicksalsschlägen und überraschenden Geschehnissen, die ihn daran hindern, eine glückliche Liebe für eine längere Zeit zu erleben, die man ihm als Leser doch so wünscht.
Der erfahrene Autor und gute Erzähler legt hier einen Roman aus dem Bereich "gehobene Unterhaltungsliteratur" vor. Denn die Erzählung hat eine tiefsinnige Tragweite: Es geht in ihr um die immer wiederkehrende und universelle Frage der gegenseitigen Wirkung von Zufall und Freiheit, von Glücksmomenten und unglücklichen Situationen.
Also: Unterhaltung ja, aber auch Anregungen zum Nachdenken über das eigene Leben, wenn man mag.
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