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Empfehlung im Dezember von Prof. Dr. Ferdinand Menne

Ich sehne mich so. Die Lebensgeschichte der Anne Frank
Am 16. Januar 2019 starb Mirjam Pressler, die als uneheliches Kind einer jüdischen Mutter 1940 in Darmstadt zur Welt kam. Sie übersetzte 500 Bücher ins Deutsche (aus dem Hebräischen, Englischen, Niederländischen und Afrikaans), verfasste selbst 40 Kinder- und Jugendbücher und Romane. Sie sagte: "Ohne Bücher bleibt die Welt eng, die Möglichkeiten dessen, was man für denkbar, daher auch für machbar hält, begrenzt. – Wir brauchen viele Bücher, viele, viele verschiedene Bücher - viele kleine Gucklöcher in der Wand, die zwischen uns und der oft so unverständlichen Welt steht."
Die Beschäftigung mit der Shoa und dem jüdischen Leben in Deutschland wurde ihr Lebensthema. Zu den übersetzten Texten gehört vor allem die "Kritische Werkausgabe der Tagebücher von Anne Frank", die in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden wäre. Mirjam Pressler beabsichtigte – ohne Polemik und Rechthaberei – das "geschönte" Bild der jungen Frau zu korrigieren, das durch ihren Vater, Otto Frank, mit der ersten Ausgabe des Tagebuchs entstanden war: Sie wollte das Lebensbild eines über ihr Alter hinaus klugen, selbstbewussten, manchmal "nervigen" Mädchens darstellen, das z. B. über ihren sich wandelnden Körper, erste Verliebtheitserfahrungen, die zeitweilige Wut auf ihre Mutter und die schreibende Selbstverständigung "Ich will eine berühmte Schriftstellerin werden." nachdenkt. Mirjam Presslers Buch "Ich sehne mich so. Die Lebensgeschichte der Anne Frank" ist die beste Möglichkeit, die zu einer "Marke" gewordene Anne Frank in ihrer lebendigen Widersprüchlichkeit kennen zu lernen.
Wer Graphic Novels mag, der sei noch hingewiesen auf "Anne Frank und der Baum. Der Blick durch Annes Fenster" von Jeff Gottesfeld, Peter M. Polonsky und Mirjam Pressler sowie "Das Tagebuch der Anne Frank" von Ari Folman und David Polonsky, die sich weitgehend auf die Ausgabe von Mirjam Pressler stützen - wie alle, die von Anne Frank sprechen.