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Freundeskreis
Empfehlung im Februar 2022 von Wilhelm Breitenbach
Cemile Sahin: TAXI
Schon der leuchtend pinkfarbene Bucheinband springt ins Auge, genauso wie Inhalt und Form des Romans, "in dem Rosa Kaplan beschließt, ihr Schicksal nicht zu akzeptieren und den Sohn, der ihr durch einen Krieg genommen wurde, durch einen anderen zu ersetzen".
Diese Zusammenfassung, quasi der Untertitel von TAXI, deutet an, was in Cemile Sahins Debütroman passiert: Polat Kaplan, Sohn von Rosa, ist nach einer Bombenexplosion während eines Krieges "an der Grenze zum Kaukasus" nicht wiederzufinden. Er gilt als vermisst, wird später für "wahrscheinlich tot" erklärt und bekommt zusammen mit den anderen Toten seiner Einheit eine offizielle Begräbnisfeier, sein Sarg bleibt allerdings leer.
Rosa Kaplan hat bei der Beerdigung ihres Sohnes nicht geweint, "warum auch, in dem Sarg war ja nichts". Und sie weigert sich, den Tod ihres Kindes zu akzeptieren. Stattdessen macht sie sich daran, ein Drehbuch im Stil amerikanischer Fernsehserien zu schreiben. Danach kommt ihr Sohn zu ihr zurück, hat aber aufgrund eines Kriegstraumas die Erinnerung an die kriegerischen Ereignisse verloren. Für die Rolle ihres Sohnes engagiert sie einen jungen Mann, der ihrem echten Sohn ähnlich sieht, der bei Rosa wohnt und wirklich zu ihrem Sohn wird. Aus seiner Perspektive wird die Serie erzählt, zwei Staffeln lang, mit insgesamt zwölf Folgen.
Eine bizarre und unterhaltsame Geschichte, von einer gewalttätigen Handlung eingerahmt, in der gefoltert und getötet wird und in der Komik und Tragik sich abwechseln – aber irgendwann wächst die Sitcom über das Skript hinaus, irgendwann läuft alles aus dem Ruder …
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