Seiteninhalt
Freundeskreis
Empfehlung im Januar 2020 von Prof. Dr. Hermann Korte
Marion Dönhoff. Die Gräfin, ihre Freunde und das andere Deutschland
Als Marion Gräfin Dönhoff am 11. März 2002 starb, war sie schon eine
Legende. Sie war über fünfzig Jahre lang eine der einflussreichsten Journalistinnen in der Bundesrepublik.
In die Wiege gelegt war ihr diese Rolle nicht, als sie am 2. Dezember 1909 auf Schloss Friedrichstein in Ostpreußen geboren wurde, wo die Dönhoffs seit dreihundert Jahren residierten und den größten Grundbesitz in Ostpreußen verwalteten.
Es war eine konservative Adelsgesellschaft, in der sie aufwuchs. Was eine
liberale Gesellschaft ausmacht, davon wusste sie zu Anfang wenig.
Sie war im letzten Moment 1945 vor der Roten Armee geflohen, zu Pferde.
Es dauerte drei Wochen, bis sie bei Verwandten in Westfalen angekommen war. Schon im März 1946 wurde sie Mitglied der Redaktion der gerade gegründeten Wochenzeitschrift DIE ZEIT, 1968 Chefredakteurin und ab 1973 Mitherausgeberin, ab 1983 zusammen mit Helmut Schmidt.
Ihr mentales Zentrum blieb die Erinnerung an den Widerstand gegen Hitler.
Sie litt darunter, fast alle Freunde verloren zu haben und allein übrig geblieben zu sein.
Gunter Hofmann, 30 Jahre Mitglied der ZEIT-Redaktion, hat über die "Gräfin" eine ebenso lesenswerte wie detailreiche Biographie geschrieben, in der es ihm gelingt, die individuelle Biographie mit der Entwicklung der ZEIT und der bundesrepublikanischen Gesellschaft nach 1945 zu verknüpfen.