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Freundeskreis

Empfehlung im Juli 2023 von Paul Deppen
Ewald Frie:
Ein Hof und elf Geschwister - Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben
War eine sehr hohe Kinderzahl bei den Bauern üblich oder eher ungewöhnlich? Warum hat sich die Bäuerin nicht gefreut, als ihr die Hühnerhaltung im Zuge der Massentierhaltung abgenommen wurde? Warum musste nicht jede Bäuerin auf dem Feld mitarbeiten?
Viele solcher Fragen beantwortet Ewald Frie in seinem sehr persönlichen Buch ganz nebenher und löst damit vermeintliche Mythen auf. Aber es geht ihm nicht um Anekdoten, sondern um eine Darstellung des ständigen Wandels der Landwirtschaft bis hin zum langsamen Verschwinden.
Der Autor stammt aus einer alten Bauernfamilie bei Nottuln und hat zehn Geschwister, geboren zwischen 1944 und 1969. Für einen Historiker die ideale Voraussetzung, um den Wandel zu beschreiben. Er interviewte alle nach dem gleichen Fragenkatalog. Zwischen den Erfahrungswelten der älteren und jüngeren Geschwister liegen Welten. Kinderjahre, Einbindung in die Hofarbeit, Schulzeit, Freizeitverhalten, das Verhältnis zur Religion, Berufswahl und Lebensentwürfe – diese Themen und mehr werden von ihnen unterschiedlich mit Inhalten gefüllt. Das Buch beschreibt damit auch den gesellschaftlichen Wandel in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Ewald Frie schreibt über seine gesamte Familie immer voller Respekt und Wertschätzung. Trotz der professionellen Herangehensweise liest sich das Buch flüssig, überhaupt nicht sperrig. Es ist beinahe spannend. Erst recht für einen Münsterländer, denn viele von uns haben ja ihre Wurzeln im Ländlichen.
Unbedingt lesenswert!
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