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Freundeskreis

Empfehlung im Juni 2025 von Prof. Dr. Ferdinand Menne
Rebecca Solnit
Orwells Rosen
Wer sich mit George Orwell beschäftigt hat, kennt sicher seine berühmtesten Werke: Farm der Tiere (1945) mit dem berühmten Satz „Alle Tiere sind gleich. Aber manche Tiere sind gleicher als die anderen.“ oder 1984 (1949), das die düstere Zukunft mit den Worten beschreibt: „Wenn Sie ein Bild von der Zukunft haben wollen, stellen Sie sich einen Stiefel vor, der auf ein Gesicht tritt. Unaufhörlich.“
Rebecca Solnit zeichnet in Orwells Rosen jedoch ein ganz anderes Bild des Schriftstellers. Sie stellt ihn als Naturliebhaber vor, als jemanden, der gärtnert, sich um Pflanzen und Tiere kümmert und dem das einfache Landleben wichtig war.
„Das Gegenteil von Krieg – falls es so etwas gibt – sind wohl Gärten.“
Dieser Gedanke zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Orwell erlebte mehrere Kriege als Beobachter und Beteiligter, doch sein Rückzugsort war die Natur. Solnit geht von einer einfachen Geste aus – dem Pflanzen von Rosen durch Orwell – und nimmt dies als Ausgangspunkt für ihre Erkundungen. Wie in all ihren Büchern reist sie an die Orte, über die sie schreibt, um sich selbst ein Bild zu machen.
Das Buch enthält viele Abschweifungen, die jedoch nie störend wirken. So erfährt man Spannendes über das „Zeitalter der Steinkohle“ und wie es die Menschen geprägt hat. Auch Stalins bizarre Versuche, in Russland Zitronen zu züchten, werden thematisiert.
Am besten liest man dieses Buch in einer meditativen Haltung. Es hilft dabei, dem Chaos der Gegenwart für eine Weile zu entfliehen und sich in eine Welt voller unvollkommener, aber berührender Schönheit zu vertiefen. Ganz im Sinne Orwells, der einst schrieb: „Unsere Aufgabe besteht darin, das Leben auf dieser Erde lebenswert zu machen, dem einzigen Wirkungsbereich, den wir haben.“
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