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Freundeskreis
Empfehlung im März 2020 von Andrea Kreuzheck
Der sympathische Technikfreak Charly lebt in einer kleinen Londoner Wohnung und – obwohl ständig pleite – kauft er sich von einer Erbschaft einen selbstlernenden Androiden: Adam, freundlich, gut aussehend, ausgestattet mit einem enormen Wortschatz und mit Zugriff auf sämtliche digitale Datenbanken. Gemeinsam mit der über ihm wohnenden Studentin Miranda werden Charaktereigenschaften oder Neigungen nachprogrammiert. In dieser Ménage-à-trois geht es – wunderbar zu lesen – um die ganz großen Gesellschaftsthemen: Technik, KI und Ethik, Liebe, #MeeToo, Verantwortung, Freundschaft und um die romanentscheidende Frage, was der Mensch dem Computer eigentlich noch voraushat: " … Im besten Falle werden sie oder ihre Nachfolger der nächsten Generation … uns einen Spiegel vorhalten. Darin werden wir, mit dem frischen Blick jener Wesen, die wir selbst geschaffen haben, ein bekanntes Monster sehen. Vielleicht bringt uns der Schock dann dazu, uns zu ändern. Wer weiß? …"
Es irritiert zunächst, dass McEwan seinen Roman in eine veränderte Vergangenheit verlagert, in ein Großbritannien von 1982, Alan Turing lebt, es gibt bereits Internet und selbstfahrende Autos. Für die eigentliche Geschichte wäre das meiner Meinung nach nicht nötig gewesen, bringt aber die ein oder andere komische Situation hervor, zum Beispiel, wenn Charlie mit dem Androiden Adam im Rollstuhl gegen den Strom durch die durch einen Generalstreik verstopften Straßen Londons eilt.
Eine Leseempfehlung, intelligent, nachdenklich machend, lohnend.