Empfehlung im September 2022 von Monika Steffens

Wolf Haas:
Müll

Auf einer Wiener Müllhalde (österr. "Mistplatz") wird eine Leiche sozusagen stückweise entdeckt. Nun ja, so fangen einige Krimis an, und die Mördersuche geht los. Bei Wolf Haas ist aber alles ganz anders: Der ehemalige Polizist Brenner - neuerdings Mistler (dt. "Müllwerker") und Teilzeit-Privatermittler - lebt eher unbeständig. Er ist umgeben von lauter skurrilen Typen, die den schönsten Wiener Schmäh von sich geben. Und Wiener Schmäh ist genau die Sprache, die Haas bis zu gnadenloser Übertreibung drauf hat. Diese Sprache ist so schräg und abgedreht wie die Handlung. Man schmunzelt, kichert, lacht laut oder wendet sich verzweifelt und entgeistert an den Duden; auf jeden Fall möchte man sich diverse Sprüche merken. Das geht aber nicht, weil zu bald schon der nächste Klops kommt. Übrigens ist Brenner auch Philosoph. So sinniert er sehr wienerisch über die Trägheit, ein offenbar typisch wienerisches Phänomen.

"Müll" ist ein Krimi voll österreichischer Morbidität, düsterem Humor, zynischem Witz und genialer Sprachverdrehung und -Verkürzung. Ein Beispiel: "Als Einzelner bist du dem Verbrecher gegenüber machtlos, weil früher Feuerschutz, heute Datenschutz." Der Fall wird natürlich trotzdem gelöst.

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