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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Anni-Buschkötter-Weg

Stadtbezirk:Münster-Nord
Statistischer Bezirk: Kinderhaus-West
Entstehung: 2021
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Benannt nach Anni Buschkötter (1913-2010), Künstlerin.

Wer war eigentlich... Anni Buschkötter?
Antwort: eine viele Jahre in Kinderhaus lebende bildende Künstlerin, deren Werke zum Teil im Jahre 2002 in der Jahresausstellung der Kinderhauser Artothek in der Bürgerhalle des münsterschen Rathauses mit dem Titel "Begegnung mit Künstlern aus Münsters Norden" gezeigt wurden. Sie ist schon fast in Vergessenheit geraten, obwohl viele Münsteraner beinahe täglich an einem ihrer Kunstwerke auf dem Rasen der Servatiiplatzes (achtlos?) vorbeigehen.

Anni Buschkötter wurde am 26. August 1913 in Oberhausen-Sterkrade geboren; sie starb hochbetagt am 18. August 2010 in ihrer Wahlheimat Münster, in die sie nach ihrer Heirat im Jahre 1939 kam. Im gleichen Jahr begann der zweite Weltkrieg — die Rheinländerin erlebte also unmittelbar die Kriegszerstörung und den Untergang des alten Münsters. Auch nahm sie die Ungerechtigkeit des Krieges und deren menschliche Folgen sehr bewußt wahr. Nach ihrer Schulzeit in einem Mädchengymnasium liebäugelte sie mit dem Beruf einer Bühnenbildnerin. Aber es kam anders. Der Verlust des elterlichen Vermögens zwang sie zu einem Brotberuf. Neben ihrer Ausbilung zur Buchhalterin ging sie gezielt ihren künstlerischen Neigungen nach und belegte in Oberhausen Abendkurse für Schriften und Keramik. Durch Heirat, Familie und Krieg mußte sie diese Neigungen jedoch in den Hintergrund stellen und fand erst Jahre danach den Mut, ihre künstlerische Ausbildung in Münster fortzusehen.

An der damaligen Werkkunstschule, der Vorläuferin des Fachbereichs Design der heutigen Fachhochschule, nahm sie erneut ein Studium auf. Bekannte Künstler(innen) bildeten sie aus: Kurt Schwippert, Hildegard Schürk-Frisch, Karl Ehlers, um nur einige zu nennen. Durch verschiedentliche Aufenthalte in Sizilien erweiterte sie ihre Studien. Von sich selber schrieb sie später: "Ich arbeite in Stein, Beton, Bronze, Holz, Stahl, Eisen, Keramik, Holzschnitt u.a." Ihre Kunstwerke befinden sich an verschiedenen Orten im Freien und in Museen. In den Jahren 1963 bis 1982 unterrichtete sie auch selbst im "Haus der Familie" in Münster.

Foto

Das Denkmal "Unteilbares Deutschland" von der Kinderhauser Künstlerin Anni Buschkötter

Ihr in Münster wohl bekanntestes Kunstwerk ist das Denkmal "Unteilbares Deutschland" am Servatiiplatz. Das "Kuratorium Unteilbares Deutschland" hatte im Jahre 1960 einen Wettbewerb "Die Trennung Deutschlands" ausgeschrieben, den Anni Buschkötter kurz nach ihrem erfolgreichen Abschluß an der Werkkunstschule gewann. Zwei mit Eisenketten eng verbundene, 3,20 Meter hohe Betonklötze waren damals Symbol für die Untrennbarkeit Deutschlands. Die Ausführung des Mahnmals lag in den Händen der Firma Peter Büscher & Sohn; es wurde am 18. Dezember 1960 enthüllt. Das Modell befindet sich im "Haus der Geschichte" in Bonn.

Neben ihrer künstlerischen Arbeit setzte sich die Protagonistin schon sehr früh für die Freilassung deutscher Kriegsgefangener in Russland ein. Sie korrespondierte mit vielen bekannten Persönlichenkeiten, unter anderem mit Walter Kempowski und sogar mit Konrad Adenauer. 1955 nahm sie mit der um Freilassung ihres Sohnes ersuchenden Mutter Cäte Stiff an einem "Sit-in" in Genf anläßlich eines Treffens der vier Großmächte teil - erfolgreich. Einige Zeit später konnte Heinz Stiff nach Münster zurückkehren. Es ist gut, dass der Stadtheimatbund an diese engagierte Künstlerin, die lange Jahre der Bürgervereinigung Kinderhaus e.V. angehörte und sich auch engagiert für die Einrichtung einer Artothek in diesem Stadtteil eingesetzt hat, erinnert.

Autor: Walter Kusch
Quelle: Torhaus aktuell, Zeitschrift des Stadtheimatbundes Münster, Ausgabe 1/2017

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