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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Bernhard-Poether-Straße

Stadtbezirk:Münster-Hiltrup
Statistischer Bezirk: Hiltrup-West
Entstehung: 1985
Amtsblatt: 13/1985
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Benannt nach Bernhard Poether (1906-1942), einem Priester, der sich insbesondere für die polnische Bevölkerung eingesetzt hat.

 

Bernhard Poether, *1.1.1906 Datteln, †5.8.1942 KZ Dachau, Priester. Seine Kinder und Jugendjahre verbrachte Bernhard Poether von allem in Hiltrup. Nach der Volksschule besuchte er das Gymnasium Paulinum, auf dem er 1927 das Abitur ablegte. Poether studierte Theologie in Münster und Freiburg. 1932 empfing er die Priesterweihe. Nach verschiedenen Tätigkeiten als Kaplan und Pfarrer im Ruhrgebiet ging Poether nach Krakau. Dort vertiefte er seine Polnisch-Kenntnisse und erlernte die russische Sprache. Wieder zurück in Deutschland wurden ihm sein Engagement für die polnische Bevölkerung des Reviers und seine Sprachkenntnisse zum Verhängnis. Poether, der sich mit ganzer Kraft dem Wohlergehen der polnischen Bevölkerung zugewandt hatte, wurde 1939 als Staatsfeind verhaftet und in das Gefängnis von Bottrop gebracht. Da er sich weigerte, von der Polenseelsorge abzulassen, brachte man ihn in das KZ Sachsenhausen, wo er unbeschreiblichen Bestialitäten ausgesetzt war. 1941 verlegte man ihn, wie alle in Konzentrationslagern inhaftierte Priester, in das KZ Dachau. Dort starb Poether an den Folgen der unmenschlichen Behandlung und körperlicher Auszehrung.
Quelle: Detlef Fischer, Münster von A bis Z, Münster 2000

Kaplan Bernhard Poether
Im Gedenken der Polen wird er immer als das Vorbild eines Menschen und Priesters bleiben, der die Gerechtigkeit über alles liebte! Auf der Gedenktafel, die der Polnische Bund gestiftet hat, um die zu ehren, die ihr Leben für die Sache Polens geopfert haben, ist an erster Stelle der Name des Priesters Bernhard Poether eingetragen. Ehre seinem Andenken.
Diese Zeilen über den Hiltruper Kaplan Bernhard Poether stammen von einem ungekannten Verfasser und wurden 1960 in der in Breslau erscheinenden Zeitung WTK veröffentlicht. Vor 40 Jahren, genau am 5. August 1942, kam Bernhard Poether im Konzentrationslager Dachau ums Leben.
Am 1.01.1906 in Datteln geboren, verlebte Bernhard Poether seine Kinder- und Jugendzeit in Hiltrup. Als drittes Kind des Postmeisters Heinrich Poether, der seinerzeit das Postamt Hiltrup leitete, und Maria Poether geb. Timpe, besuchte Sohn Bernhard nach der Volksschule das münstersche Gymnasium Paulinum. Erst nach dem Abitur entstand der Wunsch, Priester zu werden und als Missionar nach Russland zu gehen. Grundkenntnisse in der polnischen und russischen Sprache eignete sich Bernhard Poether bereits zur Schulzeit an.
Nach dem Theologiestudium in Münster und Freiburg wurde Bernhard Poether schließlich im Paulus-Dom zu Münster zum Priester geweiht. Am zweiten Weihnachtstag erhielt er in der St.-Clemens-Pfarrkirche Primiz. Noch am gleichen Tage wurde er beauftragt, als Pfarrverweser nach Südkirchen zu gehen.
Nächste Station seiner priesterlichen Laufbahn war Gelsenkirchen-Buer, wo er bis März 1934 als Kaplan tätig war. Getrieben von dem Wunsch, seine russischen Sprachkenntnisse weiter zu vertiefen, ließ sich Kaplan Poether danach nach Krakau beurlauben. Als Vikar übernahm er 1935 im Dorf Ciecina südlich von Bielitz-Biala eine Pfarrgemeinde.
Während dieser Zeit entstanden enge Verbindungen zur polnischen Bevölkerung. Im Juli 1936 hieß es jedoch Abschied nehmen, denn in der Herz-Jesu-Gemeinde in Gladbeck-Zweckel wartete bereits die nächste Aufgabe als Kaplan.
Diese Anstellung in Gladbeck war ebenso wie seine spätere Aufgabe in Bottrop (St. Joseph) geradezu für seine Sprachbegabung geschaffen, lebten dort doch zu der Zeit zahlreiche polnisch-sprechende Katholiken, die zum größten Teil aus Oberschlesien kamen.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden diese polnischsprechenden Deutschen aber quasi als Staatsfeinde abgestempelt. In Gladbeck und Bottrop wendete sich der Hiltruper mit ganzer Kraft diesen Minderheiten zu. Viele von ihnen wurden wegen staatszersetzender Umtriebe in Gefängnisse gebracht.
Von Beginn der Polenverfolgung an hatte Kaplan Poether gemeinsame Zusammenkünfte mit den polnischsprechenden Gemeindemitgliedern einberufen, gab ihnen Instruktionen, wie sie sich zu verhalten hätten, und versicherte, dass er immer zu ihnen stehen würde.

Sein unermüdliches Engagement für die Polen führte schließlich dazu, dass er am 22. September 1939 von der Gestapo verhaftet wurde. Bis zum 19. März 1940 blieb Bernhard Poether im Gefängnis Bottrop, danach schaffte man den Geistlichen ins KZ Sachsenhausen. Dort hatte Kaplan Poether (Gefangenennummer 20437) neben unbeschreiblichen Quälereien auch eine einjährige Einzelhaft ohne Ausgang und Lektüre zu überstehen.
Im Frühjahr 1941 wurden schließlich die Priester aus allen Konzentrationslagern nach Dachau verlegt. Geschwächt von den unmenschlichen Schikanen, die den sogenannten Schutzhäftlingen auch dort widerfuhren, starb Bernhard Poether am Morgen des 5. August 1942.
Die Leiche Bernhard Poethers verbrannte man schließlich im Dachauer Krematorium. Die Urne befindet sich nun im Denkmal, das in der St.-Clemens-Pfarrkirche für die im Weltkrieg gefallenen Mitglieder der Gemeinde errichtet wurde.
Quelle: Westfälische Nachrichten vom 27.7.1983

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