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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Die Plackerei des Ackerbaus – der Esch

Die Bezeichnung Esch ist den meisten wahrscheinlich nur noch im Zusammenhang mit Straßennamen geläufig. Auch in Flurnamen taucht der Begriff des öfteren auf. Sein Ursprung ist in dem Wort atisk zu suchen, das erstmals im 4. Jahrhundert in einer gotischen Bibelübersetzung auftaucht und hier die Bedeutung Saat trägt.

Der Esch zählt zu den ältesten Ackerformen im nordwestdeutschen Tiefland. So wie an der Ems finden sich Eschfluren häufig auf erhöhten Terrassenflächen entlang von Flüssen und größeren Bächen, denn hauptsächlich in diesen relativ trockenen Bereichen war Ackerbau möglich. Obwohl nährstoffarm, galten trockene Sandböden bis ins Mittelalter im Vergleich zu den schweren und fruchtbaren Lehmböden beispielsweise des Kernmünsterlandes als die besseren Böden, denn mit den damaligen Ackergeräten waren sie leichter zu bearbeiten. Erst später kehrte sich dieses Verhältnis um.

Gedüngt wurden die Äcker mit den in der Mark gestochenen und mit Stallmist vermischten Heideplaggen.

Die Mark und deren Verheidung steht also in direktem Zusammenhang mit der Plaggendüngung der Eschfluren. Zur Düngung von 1 ha Eschboden waren etwa 40 ha Markenfläche erforderlich, was den bodenzehrenden Charakter dieser Wirtschaftsweise verdeutlicht. Etwa zwei Drittel seiner Arbeitszeit musste der Bauer damals für den Plaggenstich verwenden, fürwahr eine echte Plackerei.

Durch den Plaggenauftag erhöhte sich der Eschboden um ca. 1 mm /Jahr. Bei Messungen konnten Mächtigkeiten von bis zu 1 m festgestellt werden, was bedeutet, dass die Äcker über einen Zeitraum von ca. 1000 Jahren in dieser Form bewirtschaftet wurden. Die Mächtigkeit der Plaggenauflage wird zum Rand hin meist geringer, so dass der Esch eine leichte Wölbung hat, die auch an den Eschfluren im Münsterland teilweise gut zu erkennen ist.

Ein weiteres typisches Merkmal war die langgestreckte Parzellenstruktur, wobei die Breite der Ackerstreifen 7-20 m und die Länge ca. 200-500 m betrug. An den Eschfluren hatten fast ausschließlich die Altbauern Anteil, wobei der Besitz im Gemenge lag, d. h. ein Bauer hatte oft 20 und mehr Ackerstreifen verstreut über die gesamte Eschflur zu bewirtschaften. Dies war nur möglich, wenn alle Bauern die gleiche Feldfrucht anbauten, es herrschte der sogenannte Flurzwang. Auf dem Esch wurde fast ausschließlich Roggen angebaut, so dass der Begriff des ewigen Roggenanbaus geprägt wurde.

Mit dem Einzug des Kunstdüngers und den Markenteilungen im 19. Jahrhundert fand die Plaggendüngung als Charakteristikum des Esch ein Ende. Viele Eschfluren behielten aber noch bis in die 50er Jahre ihre typische Parzellierung in Langstreifen und heben sich in alten Luftbildern deutlich von den umliegenden Flächen ab. Für große Maschinen sind jedoch rechteckige Blockfluren viel rationeller zu bewirtschaften, so dass durch Flächenzusammenlegung im Rahmen von Flurbereinigungen Langsstreifenfluren mittlerweile verschwunden sind. Die Dominanz des Roggenanbaus hielt sich in vielen typischen Eschgebieten fast ebenso lange. Erst dann begann der Mais seinen Siegeszug.
Quelle: Westfalen Quer, Landschaftsverband Westfalen Lippe, Westfälisches Amt für Landes- und Baupflege, Bielefeld 1998

Es gibt in Münster 12 Straßennamen mit dem Wort Esch. Es sind
Am Eschkamp, Am Mooresch, Beermanns Esch, Bielesch, Eschstraße, Helweger Esch, Im Münsteresch, Mühlenesch, Pastorsesch, Teigelesch, Vörnste Esch und Werseesch.