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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Prof. Dr. Wilhelm Kohl (1913-2014)

Langes Leben im Dienst westfälischer Geschichte
Historiker und Archivdirektor Prof. Dr. Wilhelm Kohl ist mit 100 Jahren gestorben.

Der 9. Dezember 2013 war noch einmal sein großer Ehrentag.An dem Tag vollendete der Archivar und LandeshistorikerProf. Dr. Wilhelm Kohl sein 100. Lebensjahr. Auch zu diesem Zeitpunkt noch hielter seinen stets wachen Geist mit Arbeit fit und erschloss täglich einemittelalterliche Urkunde. Mit dem Schreiben von Aufsätzen und Büchern, vor allemzur westfälischen Landeschichte, hatte Kohl erst kurz vor seinem runden Geburtstagaufgehört. Nach einem unermüdlichen Forscherleben im Dienste der Geschichtsschreibungist Wilhelm Kohl nun am 2. Oktober 2014 in Münster gestorben.

1913 in Magdeburg geboren, studierte Kohl in Halle an der Saale und GöttingenRomanistik, Anglistik, Germanistik und Geschichte und schloss sein Studium mitStaatsexamen und Promotion ab. Nach der Archivausbildung in Berlin erhielt ereine Anstellung am Staatsarchiv Münster, das heute Teil des Landesarchivs NRW ist.Nach den Wirren des Krieges und langer Gefangenschaft kam Kohl 1949 zurück ansStaatsarchiv Münster, das er als Krönung seiner Laufbahn von 1971 bis 1978 leitete.
In seiner Amtszeit und in regem (Un-)Ruhestand wurden Kohl Jahrzehnte fruchtbarenWirkens als Archivar und als Landeshistoriker geschenkt, die mit der Biographieüber Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (1650-1678) im Jahre 1964 seinenersten Markstein erlebten. Für die Edition der schwedischen Korrespondenzen ausder Zeit der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden bekam Kohl 1996 dasKomtur-Kreuz des Königlich Schwedischen Nordstern-Ordens. Über 300 Bücher,Aufsätze und Lexikonartikel hat Kohl in über 60 Jahren verfasst. Als einVermächtnis gilt seine dreibändige Westfälischen Geschichte, die 1982bis 1984 entstand. Mit den von ihm bearbeiteten Bänden der ReiheGermania Sacra erforschte Kohl die Geschichte des Fürstbistums Münster.Regelmäßig empfing Bischof Reinhard Lettmann (1933-2013) den Protestanten Kohlzu Präsentation neuer Bände.
Die Paulus-Plakette war bei weitem nicht die einzige Auszeichnung. Hinzu kamenunter anderem das Verdienstkreuz I. Klasse desVerdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und der Verdienstorden desLandes Nordrhein-Westfalen.
Quelle: Johannes Loy in Westfälische Nachrichtenam Dienstag, den 07.10.2014

 

Im 14. Jahrhundert tauchte dieses Wort erstmalig auf, und vom Norden bis zumSüden wusste jedermann es zu deuten. In jenen bewegten Zeiten, wo Räuberei undÜberfall an der Tagesordnung waren, musste etwas zum Schutz von Territorien undBesitz getan werden.
Es wurden Wälle gebaut und Hecken gepflanzt. Man nutzte Flussläufe und Sümpfe,um dem Gegner jeglichen Angriff zu erschweren. Schon das Vorhandensein solcherAnlagen hielt manchen Räuber fern. So entstand in Jahrhunderten ein dichtes Netzvon Befestigungen auch in Westfalen. Die Zugehörigkeit eines Teilstückes zumjeweiligen Grundherrn ist heute kaum mehr auszumachen.
So gibt es Landwehren, die ein Kirchspiel, Amt, Stift, einen Adelsbesitz oderauch einen Schulzenhof umgeben haben.

Der Bau der kilometerlangen Wälle ist eine gewaltige Leistung gewesen, wenn manbedenkt, dass nur Menschenkraft dafür eingesetzt werden konnte. Überwacht undorganisiert wurden die Arbeiten von den Gografen, die auch Gerichtshoheit hatten.
Waren die Erdarbeiten beendet, wurde alles mit dichtem Bewuchs versehen. Sowurden gepflanzt: Hainbuche, Haselnuss, Heckenrose, Schwarzdorn und Brombeeren.Durch Querflechtung wurde ein undurchdringliches Dickicht geschaffen. Mannshochmusste es geschnitten werden.
Das Domkapitel von Münster mahnte die Gaugrafen u.a. des Gogerichtes Telgte:Soll ein jedes Kirspel seine Landwehr in fleißige Aufsicht haben, dieselbezu graben, zu heggen in guter Festung undt Vrechten halten - nicht das Holtzdavon verkauffen - sondern - nach Gueth befinden undt vorhin eingeholter Ordredes Gografen so viel nöthig in die gemeine Wege verbrauchen.

In gefahrvollen Zeiten wurden Bürger und Bauern zur Bewachung und zur Verteidigungder Landwehren eingesetzt. Zahlreiche Familiennamen weisen auf Landwehren hin.An die Straßendurchgängeerinnern die Namen Bäumer, Baumhüter, Wittlerbäumer, Stadtbäumer usw. Heutesind die Landwehren auf lange Strecken kaum noch erkennbar. Durch Umwandlung derLandschaft, dazu gehörte die Flurbereinigung, sind viele Landwehren zerstört worden.Die Umfunktionierung zu Abwassergräben war allgemein. Auch manche Wallhecke warvielleicht eine Landwehr.
In ihrer Mächtigkeit im Profil beeindruckt die Landwehr in den Baumbergen, diekilometerlang auf dem Kamm zwischen Schapdetten-Havixbeck verläuft.

Von den Landwehren in Kinderhaus sind uns heute noch einige Teilstücke erhaltengeblieben. Sie stehen, soweit sie bekannt sind, unter Denkmalschutz.

  • Doppelwall-Teilstück, von der neuen Westhoffstraße durchschnitten, beginnt evtl.am Kinderbach und geht im Bogen zur Gasselstiege. Es ist durch einen Wassergrabenin der Mitte stark zerstört. Älterer Eichen- und Pappelbestand macht den Verlauferkennbar.
  • Einfacher Wall im Kiefernwäldchen westlich Gut Marienthal. Der ca. 100 m langeWall wird vom Fahrweg Gut Marienthal-Bahnschranke geschnitten. Sein weitererVerlauf nach Westen könnte auf die Landwehr Heidegrund zugehen.
  • Doppelwall-Teilstück längs der Straße Heidegrund in Höhe Schulze Relau.Teilstück heute mit hohen Pappeln. Der straßenzugewandte Teil ist durch Grabenund Straße zerstört worden. Diese Landwehr gehört zu Nienberge und führt weiter,von der Autobahn unterbrochen, zum Flothbach und vereinigt sich dort mit derSprakeler Landwehr.
  • Die Sprakeler Landwehr, am Flothbach beginnend, ist eines der besterhaltenenLandwehrstücke in unserer Landschaft. In östlicher Richtung verlaufend kreuztdie Landwehr den Max-Klemens-Kanal bei der Gaststätte Höltene Schluseund mündet nach einem Knick in den Fahrweg Zur Landwehr ein.
    Folgt man der Straße über die Autobahnbrücke, sieht man etwa 100 m nördlicheine Hecke, die bis an die ersten Häuser Sprakels reicht. Weiter lässt sich derVerlauf nicht verfolgen. An der Gaststätte Sandruper Baum finden wir dieSpur wieder. Über die Stichstraße Am Schild führt die Landwehr zur Aahinunter. Anwohner konnten hier noch den alten Verlauf bestätigen. Diese Landwehrzieht sich in vielen Windungen bis nach Handorf hin.
Mit Einführung der Feuerwaffensank auch die Bedeutung der Landwehren als Schutz für Land und Besitz. Restedavon sind heute noch Markierungsgrenze in modernen Katasterblättern.

Quelle: Karl Weerth, Westf. Forschungen des Provinzialinstitutes für Landes-und Volkskunde, Bd. 1/1938