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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Landwehren im Münsterland

Im 14. Jahrhundert tauchte dieses Wort erstmalig auf, und vom Norden bis zum Süden wusste jedermann es zu deuten. In jenen bewegten Zeiten, wo Räuberei und Überfall an der Tagesordnung waren, musste etwas zum Schutz von Territorien und Besitz getan werden. Es wurden Wälle gebaut und Hecken gepflanzt. Man nutzte Flussläufe und Sümpfe, um dem Gegner jeglichen Angriff zu erschweren. Schon das Vorhandensein solcher Anlagen hielt manchen Räuber fern. So entstand in Jahrhunderten ein dichtes Netz von Befestigungen auch in Westfalen. Die Zugehörigkeit eines Teilstückes zum jeweiligen Grundherrn ist heute kaum mehr auszumachen.
So gibt es Landwehren, die ein Kirchspiel, Amt, Stift, einen Adelsbesitz oder auch einen Schulzenhof umgeben haben.

Der Bau der kilometerlangen Wälle ist eine gewaltige Leistung gewesen, wenn man bedenkt, dass nur Menschenkraft dafür eingesetzt werden konnte. Überwacht und organisiert wurden die Arbeiten von den Gografen, die auch Gerichtshoheit hatten.
Waren die Erdarbeiten beendet, wurde alles mit dichtem Bewuchs versehen. So wurden gepflanzt: Hainbuche, Haselnuss, Heckenrose, Schwarzdorn und Brombeeren. Durch Querflechtung wurde ein undurchdringliches Dickicht geschaffen. Mannshoch musste es geschnitten werden.
Das Domkapitel von Münster mahnte die Gaugrafen u.a. des Gogerichtes Telgte: Soll ein jedes Kirspel seine Landwehr in fleißige Aufsicht haben, dieselbezu graben, zu heggen in guter Festung undt Vrechten halten - nicht das Holtz davon verkauffen - sondern - nach Gueth befinden undt vorhin eingeholter Ordredes Gografen so viel nöthig in die gemeine Wege verbrauchen.

In gefahrvollen Zeiten wurden Bürger und Bauern zur Bewachung und zur Verteidigung der Landwehren eingesetzt. Zahlreiche Familiennamen weisen auf Landwehren hin. An die Straßendurchgänge erinnern die Namen Bäumer, Baumhüter, Wittlerbäumer, Stadtbäumer usw. Heute sind die Landwehren auf lange Strecken kaum noch erkennbar. Durch Umwandlung der Landschaft, dazu gehörte die Flurbereinigung, sind viele Landwehren zerstört worden. Die Umfunktionierung zu Abwassergräben war allgemein. Auch manche Wallhecke war vielleicht eine Landwehr.
In ihrer Mächtigkeit im Profil beeindruckt die Landwehr in den Baumbergen, die kilometerlang auf dem Kamm zwischen Schapdetten-Havixbeck verläuft.

Von den Landwehren in Kinderhaus sind uns heute noch einige Teilstücke erhalten geblieben. Sie stehen, soweit sie bekannt sind, unter Denkmalschutz.

  • Doppelwall-Teilstück, von der neuen Westhoffstraße durchschnitten, beginnt evtl.am Kinderbach und geht im Bogen zur Gasselstiege. Es ist durch einen Wassergrabenin der Mitte stark zerstört. Älterer Eichen- und Pappelbestand macht den Verlauferkennbar.
  • Einfacher Wall im Kiefernwäldchen westlich Gut Marienthal. Der ca. 100 m langeWall wird vom Fahrweg Gut Marienthal-Bahnschranke geschnitten. Sein weitererVerlauf nach Westen könnte auf die Landwehr Heidegrund zugehen.
  • Doppelwall-Teilstück längs der Straße Heidegrund in Höhe Schulze Relau.Teilstück heute mit hohen Pappeln. Der straßenzugewandte Teil ist durch Grabenund Straße zerstört worden. Diese Landwehr gehört zu Nienberge und führt weiter,von der Autobahn unterbrochen, zum Flothbach und vereinigt sich dort mit derSprakeler Landwehr.
  • Die Sprakeler Landwehr, am Flothbach beginnend, ist eines der besterhaltenen Landwehrstücke in unserer Landschaft. In östlicher Richtung verlaufend kreuzt die Landwehr den Max-Klemens-Kanal bei der Gaststätte Höltene Schluseund mündet nach einem Knick in den Fahrweg Zur Landwehr ein.
    Folgt man der Straße über die Autobahnbrücke, sieht man etwa 100 m nördlicheine Hecke, die bis an die ersten Häuser Sprakels reicht. Weiter lässt sich der Verlauf nicht verfolgen. An der Gaststätte Sandruper Baum finden wir dieSpur wieder. Über die Stichstraße Am Schild führt die Landwehr zur Aa hinunter. Anwohner konnten hier noch den alten Verlauf bestätigen. Diese Landwehr zieht sich in vielen Windungen bis nach Handorf hin.
Mit Einführung der Feuerwaffen sank auch die Bedeutung der Landwehren als Schutz für Land und Besitz. Reste davon sind heute noch Markierungsgrenze in modernen Katasterblättern.

Quelle: Karl Weerth, Westf. Forschungen des Provinzialinstitutes für Landes-und Volkskunde, Bd. 1/1938