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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Langemarckstraße

Stadtbezirk:Münster-Mitte
Statistischer Bezirk: Kreuz
Entstehung: 1939
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Benannt nach dem Ort Langemarck, Gemeinde in Westvlaanderen, nördlich von Ypern in Belgien. Im Ersten Weltkrieg war dieser Ort stark umkämpft. Bei einem Sturmangriff deutscher Truppen, in denen vor allem jugendliche Freiwillige rekrutiert waren, wurden viele von ihnen am 22./23. Oktober 1914 sinnlos in den Tod gejagt. 1917 entbrannte dort erneut eine heftige Schlacht. Die NS-Propaganda nutzte die zumeist jungen Opfer dieser Schlacht bei Langemarck für Propagandazwecke.
Quelle im Internet: http://www.luise-berlin.de/Strassen/

Aus dem Gutachten der Bezirksvertretung Münster-Mitte 2021:
Langemark (bis 1945 Schreibweise „Langemarck“) ist ein Ort in Belgien (Gemeinde Langemark-Poelkapelle, 8 km nördlich von Ypern), der im Ersten Weltkrieg, v.a. im Herbst 1914, während des „Wettlaufs zum Meer“ heftig umkämpft war. Bekannt wurde er durch den am 10 November 1914 unternommenen, verlustreichen Angriff neu aufgestellter deutscher Reservetruppenteile auf die feindlichen Linien, der in der Folge propagandistisch überhöht und zum Sinnbild selbstloser Opferbereitschaft der Jugend stilisiert wurde.

Laut Darstellung der Obersten Heeresleitung hätten junge Regimenter, „Deutschland, Deutschland über alles“ singend, die französischen Stellungen gestürmt und trotz hoher Verluste durch ihren mutigen Einsatz die Stellungen erobert. Aus den eher dürren Worten des Heeresberichts der Obersten Heeresleitung bildete sich sehr schnell nach dem Ereignis ein tragfähiger Mythos, der umso bereitwilliger rezipiert wurde, als das Bild der in Schlachtreihen voranstürmenden jungen Soldaten mit der Realität des festgefahrenen Stellungs- und „Maschinenkrieges“ im weiteren Verlauf des Krieges immer weniger gemein hatte. Der Langemarckmythos gilt als durch die Oberste Heeresleitung absichtsvoll in Szene gesetzt. Er verschleierte durch das Bild eines heroischen Opfers, dass der Krieg, so wie er ursprünglich geplant war, kurz nach seinem Ausbruch bereits gescheitert war. Was blieb, war das in gewisser Weise sinnlose, weil ohne konkret erreichbares (militärisches) Ziel bleibende Opfer.

Nach dem Ersten Weltkrieg galt der Mythos einer an Langemarck orientierten opferbereiten Hingabe zunächst innerhalb der bürgerlichen Jugendbewegung als Vorbild. Die Legende von den „jungen Regimentern“ und ihrer bedingungslosen Vaterlandsliebe wurde in ein jugendkulturelles Ideal umgemünzt. Der Mythos von Langemarck blieb in der Zwischenkriegszeit gruppenspezifisch virulent und wurde zum Beispiel durch jährliche Langemarckfeiern, eine Langemarckspende und den Bau einer Gedenkstätte aktualisiert.

Hitler selbst knüpfte bei der Schilderung seiner Kriegserlebnisse an den Langemarckmythos an, wenn er schilderte, wie das Lied „Deutschland, Deutschland über alles…“, aus der Ferne kommend, eine Kompanie um die andere bei der Schlacht in Flandern erfasst und in den Kampf getragen habe. Das nationalsozialistische Ideal des „toten Helden“ konnte direkt an den Langemarckmythos anschließen, der nach der Machtübertragung auf verschiedene Weise aktualisiert und demokratisiert wurde. Die Langemarckspende wurde in die Hände der HJ gelegt und somit der – zumeist bürgerlichen Studentenschaft – enteignet, der Mythos damit an die ganze Jugend adressiert; seit 1938 wurde ein sogenanntes Langemarck-Stipendium für die Fortbildung von Jungarbeitern eingerichtet. Das Langemarckgedenken wurde institutionalisiert und nunmehr auch von den Spitzen von Wehrmacht, Staat und NSDAP offiziell begangen. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde auch beim Gedenken an Langemarck eine direkte Traditionslinie zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg gezogen und letzterer quasi als Fortführung des Ersten legitimiert.

Die 27. SS-Freiwilligen-Grenadier-Division, die sich hauptsächlich aus Flamen rekrutierte, war nach Langemarck benannt.

Nach dem Beschluss des Ausschusses zur Umbenennung von Straßen in Münster vom August 1947 hätte die Langemarckstraße gemäß der Kontrollratsdirektive Nr. 30 vom 13. Mai 1946 über die Beseitigung deutscher Denkmäler und Museen militärischen und nationalsozialistischen Charakters zusammen mit der Admiral-Scheer-Straße, der Admiral- Spee-Straße, dem Alfred-Krupp-Weg, dem Fehrbellinweg, der Manfred-von-Richthofen-Straße, der Otto-Weddigen-Straße, der Ostmarkstraße, der Skagerrakstraße und der Tannenbergstraße umbenannt werden sollen.

Neben Münster benannten zwischen 1933 und 1945 neun weitere Städte in Westfalen Straßen nach Langemarck. Mit Ausnahme von Münster und Ahlen (hier ist die Situation unklar) wurden bis 1949 alle diese Straßen umbenannt.234 In Köln wurde die Straße nach dem Zweiten Weltkrieg umbenannt

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