A bis Z

Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Marientalstraße

Stadtbezirk:Münster-Mitte
Statistischer Bezirk: Kreuz
Entstehung: 1876
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Die Straße führt zu den im 19. Jahrhundert errichteten Gebäuden des Klosters Marienthal. Auf dem Gelände befindet sich heute die Westfälische Klinik für Psychatrie.

Kloster Marienthal wurde auch Niesing Kloster genannt. Gegründet wurde das Kloster Marienthal durch drei Schwestern vom gemeinsamen Leben, die 1444 nach Münster kamen. Sie erhielten ein Grundstück an der Klemensstraße und erwarben bald darauf ein weiteres südlich der Servatiikirche. Das Kloster, das nach den Ordensregeln des hl. Augustinus ausgerichtet war, wurde 1459 eingeweiht, die Kirche 1480 errichtet. Ende des 15. Jahrhunderts beherbergte das Kloster Marienthal bereits 100 Nonnen. Noch 1786, wenige Jahrzehnte vor der Aufhebung des Ordens, wurde ein neuer Klosterflügel angebaut. Im Jahre 1812 macht die französische Verwaltung aus dem ein Jahr zuvor säkularisierten Kloster ein Militärdepot. Erst fast 100 Jahre später, im Jahre 1903, erwarb das Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern die Gebäude zurück, stellt die Kirche wieder her und baute den Klosterflügel zu einem Novizenhaus um.
Quelle: Detlef Fischer, Münster von A bis Z, Münster 2000

Arbeitslose Kleriker - heimatlose Nonnen
Im Zuge der Säkularisationen in den Jahren 1804 und vor allem 1811 wurden in Münster viele Personen geistlichen Standes arbeitslos und oftmals sogar heimatlos. Stiftskapitel und Klöster konnten durch die weltliche Obrigkeit aufgehoben werden, nicht aber kirchliche Orden. Funktionen konnten den Ordensgeistlichen durch den Staat entzogen werden, nicht aber Ordination und Weihen.
Als das Kloster der Franziskaner-Minoriten im Jahre 1804 teilenteignet und mit dem Verbot zur Aufnahme von Novizen belegt wurden, gehörten dem Konvent 25 Priester und zehn Laienbrüder an. Ein Teil der Priester trat in den Weltpriesterstand. Teilweise ist über das weitere Schicksal der vielen Konventsbrüder, zum Beispiel der Kapuziner, nichts bekannt. Noch 1802 lebten im Kapuzinerkloster 27 Klosterbrüder, die Novizen und Kleriker nicht mitgerechnet. Manche mögen sich mit einer Pension in den Ruhestand zurückgezogen haben.
Ordensgeistliche waren in der Regel nicht auf eine Diözese beschränkt und deshalb mobil. Aber die Aufhebung von Klöstern erfolgte in allen geistlichen und weltlichen Fürstentümern des Reiches. Aus dem Benediktinerinnenkloster St. Aegidii mussten acht Nonnen und drei Laienschwestern das Weite suchen. Im Schwesternhaus Mariental lebten 1811 immerhin 14 Schwestern, im Klarissenkloster im selben Jahr 21. Die weiblichen Ordensangehörigen dürften hauptsächlich wieder in den Schoß ihrer Familien zurückgekehrt sein. Nur für die Pröpste, Äbte und Äbtissinnen sah der der Reichsdeputationshauptschuss ausreichende Pensionen vor. Für Konventsmitglieder sollten 300 bis 600 Gulden pro Jahr gezahlt werden. Für Laienbrüder war auf ähnliche Art zu sorgen.
Quelle: Stadtarchiv Münster, Im Wandel der Zeit - 1200 Jahre Münster, Zwolle 2000, Seite 142