Raiffeisenstraße
Benannt nach Friedrich Wilhelm Raiffeisen, (1818-1888), Gründer der ländlichen Darlehnskassenvereine.
    Friedrich Wilhelm Raiffeisen, Gründer von Genossenschaftsverbänden,
    1818-1888
    Am 30. März kam Friedrich Wilhelm Raiffeisen als siebtes von insgesamt neun Kindern einer
    Landwirtsfamilie in Hamm an der Sieg zur Welt, wo sein Vater zeitweilig den Posten des
    Bürgermeisters einnahm. Mit 17 ging er zum Militär, musste jedoch diese Laufbahn wegen eines
    Augenleidens aufgeben. Nach einer kurzen Ausbildung übernahm er während der nächsten zwanzig
    Jahre in mehreren Städten nacheinander Aufgaben als Bürgermeister.
    Schon während seiner ersten Amtszeit gründete er den Verein für Selbstbeschaffung von Brot
    und Früchten. Der äußere Anlass dafür war die Not der armen Bevölkerung im Hungerwinter
    1846/47. Dieser ländliche Hilfsverein hatte zunächst rein karitativen Charakter; es war
    Raiffeisen sogar gelungen, finanzielle Hilfe von Wohlhabenden dafür zu erhalten. Er erkannte
    aber, dass auf die Unterstützung von außen verzichtet werden sollte; viel wichtiger war
    Selbsthilfe.
    Deshalb änderte er später den ursprünglich gegründeten Heddesdorfer
    Wohltätigkeitsverein um in den Heddesdorfer Darlehnskassenverein. Damit hatte er
    die erste ländliche Kreditgenossenschaft errichtet. Typisch war in der Folgezeit, dass sie
    nicht nur die Geld- sondern auch die Warengeschäfte für die Landwirtschaft und die ländliche
    Bevölkerung betrieb.
    Unzähligen Menschen aus Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe konnte mit diesen
    Selbsthilfevereinen eine wirtschaftliche Freiheit überhaupt erst ermöglicht werden.
    Denn die soziale Not war groß. Geprägt war jene Zeit zudem durch Veränderungen wie die
    Einführung der Gewerbefreiheit, Reformen in der Agrarverfassung und Befreiung der Bauern von
    den engen Bindungen an die Grundherren.
    Seine Ideen fasste Friedrich Wilhelm Raiffeisen in einem 1866 erschienenen Buch mit dem Titel
    Die Darlehnskassen-Vereine als Mittel zur Abhilfe der Noth der ländlichen Bevölkerung sowie
    auch der städtischen Handwerker und Arbeiter zusammen. Da er wegen seiner Augenkrankheit
    früh in den Ruhestand gegangen war, konnte er sich, unterstützt von Schulze-Delitzsch ganz der
    Genossenschaftsbewegung widmen.
    Für einen überregionalen Ausgleich der örtlichen Genossenschaften gründete Raiffeisen ab 1872
    Zentralkassen auf Provinzebene. Fünf Jahre später sorgte er für die Beratung und Betreuung der
    einzelnen Organisationen durch die Gründung des Anwaltschaftsverbandes ländlicher
    Genossenschaften. Damit hatte er eine überregionale Dachorganisation geschaffen, die der
    Vorläufer des Deutschen Raiffeisenverbandes werden sollte.
    Autorin: Veronika Schmitz
    Quelle: Liselotte
    Funcke (Hrsg), Hagener Straßen erzählen Geschichte(n), Hagen 2001
- Eintrag in der Neuen Deutschen Biographie Friedrich Wilhelm Raiffeisen