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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Tönne-Vormann-Weg

Stadtbezirk:Münster-Südost
Statistischer Bezirk: Wolbeck
Entstehung: 1994
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Benannt nach Tönne Vormann, (1902-1993), Zeichner, Maler, Schriftsteller und Sänger.

Anton-Wilhelm Vormann, besser bekannt als Tönne Vormann, verstarb im November 1993. Der 1902 geborene Künstler besuchte von 1918 bis 1923 die Kunstgewerbeschule Münster, wo er sich zum Glasmaler ausbilden ließ. Es schlossen sich Studien an den Kunstakademien in Düsseldorf und Berlin an. Bereits in den Anfangsjahren des Rundfunks in Münster war Tönne Vormann dort als Sänger, Sprecher und Hörspielautor tätig. 1941 bis 1945 betätigte er sich als Kriegsmaler in Frankreich und Rußland. Nach dem Krieg zog er nach Wolbeck. Dort setzte er seine Tätigkeit als vielfach begabter Maler, Dichter, Liedermacher und Lautensänger fort. Oberbürgermeister Twenhöven sagte über Tönne Vormann: Er war ein Synonym für westfälische Bodenständigkeit und verkörperte zugleich den weltoffenen, ja neugierigen Westfalen. Er war im besten Sinne ein münstersches Original. 1983 wurde Tönne Vormann das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Quelle: Beschlussvorlage Nr. 46/1994 zur Sitzung der Bezirksvertretung Münster-Südost am 18.1.1994

Töns Vormann wurde 1902 in Münster unter dem Namen Anton Wilhelm Vormann geboren. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er zunächst eine Ausbildung als Kirchenmaler und besuchte anschließend die Kunstgewerbeschule in Münster. Dort zählten Heinrich Schewen, Bernhard Bröker und Anton Rüller zu seinen Lehrern.
1923 verließ Vormann Münster, um zunächst in Düsseldorf und anschließend in München Kunst zu studieren. Nebenher nahm er Gitarren- und Gesangsunterricht. In München lernte er den Schriftsteller und Kabarettisten Joachim Ringelnatz kennen, mit dem er gemeinsam im Münchener Künstlerlokal Simplicissimus auftrat. 1928 wechselte Vormann an die Kunstakademie nach Berlin und wurde Meisterschüler von Max Slevogt. Der renommierte Berliner Galerist Alfred Flechtheim betreute in jenen Jahren das malerische Werk Vormanns. In der von Flechtheim herausgegebenen Zeitschrift Der Querschnitt, zu deren Mitarbeitern zahlreiche europäische Intellektuelle zählten, veröffentliche Vormann zwischen 1929 und 1932 einige Zeichnungen. Nach der Zerschlagung des Berliner Kunstbetriebes durch die NSDAP 1934 kehrte Vormann nach Münster zurück.
Nach dem Krieg, den er als Kriegsberichterstatter in Frankreich und Rußland erlebte, ließ er sich in Münster-Wolbeck nieder. Neben seiner Arbeit als Maler, Zeichner und Grafiker nahm Vormann seine bereits 1924 begonnene Tätigkeit als Sänger, Sprecher und Hörspielautor beim Rundfunk in Münster wieder auf. Bis zu seinem Tode 1993 wurde Tönne Vormann einem breiten Publikum vor allem als Mundart-Dichter und Sänger bekannt.
Quelle: Faltblatt zur Ausstellung im Westpreußischen Landesmuseum im Drostenhof zu Wolbeck und in Stadtmuseum Münster (1.12.2001 bis 24.2.2002)

Lauten-Barde und Kunst-Bohemien Tönne Vormann (1902-1993) gehörte zu den eigenwilligsten Volkskünstlern des Münsterlandes.

Er zählt zweifelsohne zu den in Münsters Kulturlandschaft tief verwurzelten Originalen, scheint aber trotzdem von der Bildfläche verschwunden und allenfalls in Erinnerungen älterer Zeitgenossen präsent zu sein: der Dichter, Maler und Sänger Tönne Vormann (1902 - 1993). Obwohl viele Münsteraner Tönne Vormann als westfälisches Urgestein noch heute schätzen und über seine einst erfolgreiche Schallplatte "Tönne Vormann singt westfälische Lieder zur Laute in Platt" ins Schwärmen geraten, steht sein Ruf als eine der Ikonen plattdeutscher Lied- und Dichtkunst in seltsamer Querständigkeit zu seinem Entschwinden aus der kulturellen Öffentlichkeit. In den 1980er Jahren war das noch anders.

Im Jahre 1987 erschien ein Buch mit dem Titel "Die großen Chansonniers und Liedermacher", das sich in Einzelportraits illustren Stars wie Edith Piaf, Charles Aznavour, Juliette Gréco, Georg Kreisler oder Reinhard Mey widmete. Eigentlich nicht sonderlich erwähnenswert bei einer Darstellung bedeutender Künstler dieses Metiers - fände man zwischen "V" wie Herman van Veen oder Boris Vian und "W" wie Hannes Wader oder Konstantin Wecker nicht einen Namen, den man in diesem erlauchten Kreis weltberühmter Chanson-Größen wohl kaum vermutet hätte: Tönne Vormann.

Und doch birgt der Lebensweg des westfälischen "Lautensängers" tatsächlich vielerlei unvermutete Ansatzpunkte, die weit über Lokales hinausreichen und den Blick auf kulturgeschichtlich interessante Details einer ganzen Epoche eröffnen.

Einen Dreh- und Angelpunkt im Werdegang des "Dichtersängers" stellte sicherlich die eingangs erwähnte, 1976 erschienene Schallplatte dar; sie fand angeblich 100 000 Käufer und zeugt noch heute von der beträchtlichen Resonanz, die Vormann Mitte der 70er Jahre mit seinen plattdeutschen Gesängen auslöste.

Geboren wurde Tönne Vormann als Wilhelm Anton Vormann am 24. November 1902 in Münster, wo er die Volksschule besuchte, ehe er eine Lehre als Konditor und Maler absolvierte. Zeitlebens war das künstlerische Selbstverständnis Vormanns neben musikalischen Ambitionen besonders durch Malerei und Zeichnen geprägt, wie sein umfangreiches bildnerisches Werk veranschaulicht.

Nach Sichtung einer Vielzahl von Dokumenten aus dem Nachlass Tönne Vormanns wird deutlich, dass für ihn die Jahre von den "roaring twenties" bis zum Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg bewegte Zeiten waren - künstlerisch wie politisch. Musikalisch gründete Vormanns Werdegang in der Jugendbewegung "Wandervogel", deren Liedgut sich in dem von Hans Breuer 1908 herausgegebenen Liederbuch "Der Zupfgeigenhansl" manifestierte. Die Gitarre bzw. "Laute" war des "Dichter-Sängers" treuer Begleiter; Vormann hatte sie stets bei sich, setzte sie jedoch, im Gegensatz zu Breuers Anliegen gerade ein, um "Moritat und Schauergeschichten", wie etwa die blutrünstige "Mönsterske Mordballade", zu präsentieren.

Im Jahr 1914 verließ Tönne Vormann zunächst Münster, um in München an der Kunstgewerbeschule zu studieren, scheiterte jedoch an der Aufnahmeprüfung, wiewohl er kurze Zeit später den Sprung an die Debschitz-Schule schaffte. Parallel zum Kunststudium nahm er Gitarren-Unterricht bei dem ebenfalls der Wandervogel-Bewegung verbundenen Heinrich Scherrer. Als Höhepunkt seiner Münchener Zeit dürfte Vormanns Begegnung mit dem Dichter Joachim Ringelnatz (1884-1934) gelte, wie er rückblickend auf seine Anfänge als "Dichter-Sänger" erzählt hat: "Joachim Ringelnatz war für mich nicht nur ein Mensch, über den man lachen konnte oder der einem Freude gab. Er war für mich eine Persönlichkeit, die auf ganz kuriose Weise die Einsamkeit des Menschen herausstellte - durch drollige Erfindungen, Zusammenstellungen von Sätzen. Und ich sang - weil Joachim Ringelnatz das am liebsten mochte - plattdeutsche Lieder: ‚No'n Riägen' - was ich heute noch singe - , das erste Lied, das ich überhaupt im Rundfunk gesungen habe. Aber auch ‚Üower die stillten Stroaten'. Oder das ‚Burlala', damals schon! Es ist eigentlich wohl jenes Lied, das mich fortwährend begleitet hat. Ebenso wie ‚No'n Riägen", wo die Würmer nach dem Regen aus der Erde kriechen und der ‚Gaitling', die Schwarzdrossel, das Fressen der Würmer vergisst und singt, weil die Luft so wunderbar klar ist."

Tönne Vormann verdingte sich in München durch vielerlei Aktivitäten - auch an Filmproduktionen soll er beteiligt gewesen sein, gar Drehbücher geschrieben und Filmprojekte avisiert haben, teils mit prominenten Regisseuren wie Franz Seitz oder Richard Eichberg, bekannt durch den 1938 produzierten Film "Der Tiger von Eschnapur". Nachweisen lässt sich eine etwaige Beteiligung Vormanns an diesen Projekten nach gegenwärtigem Stand ebenso wenig wie seine bislang keineswegs untermauerte Behauptung, wonach er in München beim Vater des legendären Tenors Fritz Wunderlich Gesangsunterricht erhalten habe.

Illustre Kontakte schien Tönne Vormann auch zu hegen, nachdem er 1918 nach Berlin übersiedelte, um dort ein Studium der Malerei aufzunehmen. Schwarz auf weiß dokumentiert ist die Mitarbeit Vormanns an der epochalen Kulturzeitschrift "Der Querschnitt", gegründet von dem bedeutenden, in Münster geborenen Kunsthändler Alfred Flechtheim.

Zusammen mit einem Text von Gottfried Benn ("Dein Körper gehört Dir") wurde eine 1924 entstandene Tusche/Pinsel-Zeichnung Tönne Vormanns mit dem Titel "Strandmauer auf Norderney" 1928 in der März-Ausgabe des "Querschnitts" veröffentlicht.

Indes entbehrt Vormanns angebliche Bekanntschaft mit Claire Waldoff triftiger Indizien; im Schrifttum über die berühmte Diseuse lässt sich kein noch so kleiner Hinweis auf einen Kontakt zu dem westfälischen Lautensänger ausfindig machen, der überdies die These stützen würde, dass Tönne Vormann für Claire Waldoff sogar Chansons wie der Titel "Aber Ede! Aber Ede! Bin ick denn 'ne Frau wie jede?" komponiert haben soll. Dass Vormann als Student die Meisterklasse des berühmten Malers Max Slevogt (1868 -1932) besucht hat, scheint hingegen durch kunsthistorische Einschätzungen des bildnerischen Werks Vormanns durchaus bestätigt.

Nach der Rückkehr in die Heimatstadt Münster, flankiert von zeitweiligen Beschäftigungen im braunen Fahrwasser diverser NS-Organisationen und Kriegseinsätzen, schien 1945 der Weg frei für einen Neuanfang Tönne Vormanns in Münster. Seit Mitte der 20er Jahre hatte der Lautenbarde dem Plattdeutschen musikalisch zu bemerkenswerter Popularität verholfen, denn er zählte - ähnlich wie der singende Bierbrauer Pinkus Müller - zu den ersten Vortragskünstlern, die seit 1924 für den noch jungen, in Münster gegründeten Westdeutschen Rundfunk tätig waren. Neben den Musikeinspielungen in den Studios des WDR fanden auch in Greven an der Gronenburg oftmals "unter freiem Himmel" Hörspiel-Aufnahmen statt, bei denen unter der Regie von Wilhelm Wahl bekannte Schauspieler der Niederdeutschen Bühne wie Mimi Franke oder Wilm Böckenholt, aber auch Tönne Vormann mitwirkten. Zu dieser Spielerschar gehörte auch Werner Brüggemann (1923-2011), der in seinen Memoiren "Van Häöltken up Stöcksken" einige Wesenszüge des oftmals flunkernden Lautenbarden in herzhaftem Plattdeutsche amüsant beschrieben hat: "Tönne was'n Universalgenie. Sein Platt laip em van'ne Tung, äs här he van Kindheit an nicks anners daon äs Platt küert. Auk har he ‚ne schöne Gesangsstemm. Wann he unnerweggens was, har he ümmer seine Laute daobi. (...) Wat Tönne bedrepp, mott ick no seggen, dat he so hen- und wier ‚n ganz gewäölligen Lüegenbühl sien konn. Auk wann m'em gued kannde, konn m'nienich so genau wietten, wann he de Waorheit sagg orre laug. Dat Aos konn so vermoos laigen, dat he Jan und Allemann daomet ansmeerde. Ich mögg sogar anniehmen, dat he met de Tied sölwer gloff, wat luegen was."

Der Bekanntheitsgrad von Tönne Vormann zog auch nach den 50er/60er Jahren über seine Rundfunktätigkeit weite Kreise - bis hin zu Sektionen der Musikszene, in denen man den Mitte der 70er Jahre weit im Seniorenalter befindlichen Lautenbarden nicht unbedingt vermutet hätte - nämlich in der politisch eher links orientierten Folkszene der 68er-Generation.

Für Westfalen und das Münsterland hatte Tönne Vormann als plattdeutscher Lautensänger förmlich den Status einer Integrationsfigur, die - obwohl höchst traditionell verwurzelt - eine neuartige musikalische Farbe in die eingefahrenen Gleise der Folkszene brachte. "Mit der Lebensgeschichte von ‚Burlala' gelang ihm sogar ein veritabler Hit der Szene", bemerkte der Folk-Forscher Bernhard Hanneken. Und will man die musikalische Lebensgeschichte Tönne Vormanns auf den Punkt bringen, ist es eben dieses von ihm unnachahmlich vorgetragene niederdeutsche Volkslied. Den Eigentümlichkeiten des "Tu-nicht-gut" Burlala verliehen Vormanns improvisatorische Erweiterungen skurrilen Witz und entrücken ihn der Surrealität einer fiktiven Volkslied-Figur. Burlala wird zu "Tönnes" Alter Ego.

Der Personalstil Vormanns mit der ihm eigenen Aura rief sogar überregionale Wertschätzung hervor; so lobte Franz Schaler die Erfolgs-Platte des knorrigen Westfalen in der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" als wohltuende Ausnahmeerscheinung: "Er ist einer der letzten Barden, die Volkstümliches und Bodenständiges ohne den großen touristischen Verwertungseffekt präsentieren. Ein Unikum, das jenen versteckten und trotz mancher Direktheiten im Grunde sich verschließenden Humor der Westfalen noch zu vermitteln weiß, ohne dass dabei die Nicht-Einheimischen verschämt oder peinlich berührt sich abwenden."

Obwohl Tönne Vormann das öffentliche Interesse genoss, lebte er jahrzehntelang in der Abgeschiedenheit seines urigen, nach eigenwilligen Maßstäben selbst erbauten Hauses am Tiergarten in Wolbeck. Zurückgezogen, jedoch von einigen Freunden betreut, starb er dort im Alter von 90 Jahren am 5. November 1993.

Autor: Thomas Eickhoff
Quelle: Westfälische Nachrichten, Auf Roter Erde, Heimatblätter für Münster und das Münsterland, April 2012

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