Wallhecken im Münsterland
Hecken sind der wichtigste Bestandteil der Parklandschaft des Münsterlandes.Das Münsterland selbst ist aber nur Teil eines breiten Heckengürtels, der sichvon Großbritannien bis nach Portugal erstreckt. Andere Beispiele für Heckenlandschaften sind die Knicks in Schleswig-Holstein oder die in Frankreich als bocages bezeichneten Heckengebiete der Bretagne oder der Normandie. Eine deutliche Übereinstimmung dieses Gürtels mit der durch oft heftige Westwinde gekennzeichneten atlantischen Klimazone ließ zunächst vermuten, dass Hecken als Windschutz angelegt wurden. Ursprünglich dienten sie aber der Einfriedung und Besitzabgrenzung, die heute durch Stacheldraht oder Elektrozaun bewerkstelligt wird.
Wie lange es schon Hecken gibt, lässt sich nicht mehr genau rekonstruieren. Sicherlich mit am ältesten sind diejenigen Hecken, mit denen das alte Ackerland,der Esch, umgeben wurde, um es vor dem in der Mark weidenden Vieh zu schützen. Ein großer Teil der Hecken im Münsterland entstand aber erst im Zuge der Markenteilungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die mit der Markenteilung verbundene Privatisierung der Grundstücke verpflichtete die Bauern, ihr Landabzugrenzen und das Vieh daran zu hindern, in fremde Grundstücke einzudringen.
Natürlich stellt sich die Frage, warum nicht einfach Holzzäune errichtet wurden. Doch herrschte
damals in ganz Westfalen akute Holzknappheit, die zu einem sparsamen Umgang mit dem kostbaren
Rohstoff zwang, so dass anstelle toter Zäunelebende Hecken angelegt wurden.
Häufig wurde damit eine Entwässerung feuchter Flächen verbunden, wobei der Grabenaushub zu
einem Wall aufgeschüttetund anschließend bepflanzt wurde. Um die Hecken dicht zu halten, wurden
sie regelmäßig auf-den-Stock-gesetzt, d. h. nahe dem Erdboden abgetrieben,wodurch die
Gehölze wieder mehrstämmig ausschlagen und schließlich zu einem schwer durchdringbaren Geflecht
verwachsen. Bei dieser Art der Heckenpflege fiel zugleich Brennholz an, das als Herdfeuer
Verwendung fand.
Da die Hecken heute ihrer ursprüngliche Funktion weitgehend verloren haben, wird auch ihre
Pflege vernachlässigt. Dies hat zur Folge, dass viele Hecken durchwachsen, d. h.sie
entwickeln sich allmählich zu Baumreihen. Auch wenn diese durchaus ihren landschaftlichen Reiz
haben, können sie die ökologischen Funktionen einer Hecke beispielsweise als Lebensraum für
Vogelarten wie Goldammer oder Neuntöter nicht ersetzen.
Zum Niedergang der Hecken hat auch die zunehmende Mechanisierung der Landwirtschaft
beigetragen. Der Einsatz großer Maschinen erforderte eine Zusammenlegung kleinerer Flächen zu
großen Schlägen, so dass die auf den alten Parzellengrenzen stehenden Hecken plötzlich
Hindernisse bei der rationellen Bewirtschaftung der Felder darstellten und beseitigt wurden.
Einen großen Anteil an dieserAusräumung der Landschaft hatten Flurbereinigungen, denen
zuweilen mehr als 70 % der vorhandenen Hecken zum Opfer fielen.
Selbst wenn man die berechtigtenInteressen der Landwirtschaft im internationalen Konkurrenzkamp
anerkennt, so ist doch aus heutiger Sicht häufig weit über das Notwendige hinaus gegangen
worden, so dass in vielen Gegenden des Münsterlandes alte Hecken rar geworden sind. Zwar wurden
in Flurbereinigungen an weniger störenden Standorten auch Neuanpflanzungen vorgenommen, doch
haben diese die alten Hecken nur selten ersetzen können.
Zu den typischen Heckengehölzen im Münsterland gehören Hainbuche, Stieleiche, Weißdorn, Schlehe
oder Hasel: Alle diese Gehölze und noch etwa 10 weitere Arten finden sich auch hier wieder. In
der Regel wachsen in Hecken ähnliche Gehölzarten wie in nahegelegenen Waldrändern, denn das
Pflanzgut wurde früher zumeist aus Wildwuchs gewonnen.
Da aber beispielsweise auf nährstoffarmen Sandböden andere Sträucher wachsen als auf
kalkhaltigem Untergrund, ist die Artenzusammensetzung regional verschieden. Zudem vertragen
nicht alle Arten das regelmäßigeauf-den-Stock-setzen der Hecke gleichermaßen gut. Aus diesem
Grund istbeispielsweise die als Waldbaum so häufige Buche in Hecken nur selten
anzutreffen.
Quelle: Westfalen Quer, Landschaftsverband Westfalen-Lippe,Westfälisches Amt für
Landes- und Baupflege, Bielefeld 1998