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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Am Knapp

Stadtbezirk:Münster-Nord
Statistischer Bezirk: Sprakel
Entstehung: 1974
Amtsblatt: 37/1974
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Knapp ist das mundartliche Wort für Anhöhe oder Hügel.


Am Knapp geht es aufwärts
In manchen Gegenden Westfalens ist der Flurname Knapp völlig unbekannt, in anderen hingegen stark verbreitet. Warum das so ist, weiß niemand. Immerhin ist klar, was der Knapp auf dem Land bedeutet.
Hierzulande versteht man seit alters her unter Knapp einen Absatz, eine Kante oder eine Kuppe. Auch das Endstück eines Brotes wurde und wird bis heute Brotknapp bzw. Knäppken genannt.
Das Wörtchen Knapp findet sich auch in vielen Flurnamen in Westfalen. Wie lebendig der Begriff war und ist, zeigen schon die unterschiedlichen Schreibweisen auf den alten Katasterkarten und in den Grundstücksverzeichnissen Westfalens: Knape, Knäpp, Knepfen, Knaps, Knappes, Knepchen, Knapchen, Knepken, Knepel, Knepper, Knapper, Kneppken und so weiter. An den unterschiedlichen Schreibweisen sollte sich niemand lange aufhalten. In ihnen verbirgt sich immer das Grundwort Knapp. Es beschreibt zuallermeist eine Anhöhe, einen Hügel oder eine Kuppe in der Landschaft. Manchmal auch mit dem Knapp der beschwerlich ansteigende Weg auf eben diese Anhöhe gemeint.

Unsichtbare Sprachgrenze
Folgt man den Auszählungen des Flurnamenforschers Gunter Müller für Westfalen, dann sind Knapp-Flurnamen vor allem in einem Streifen zwischen Warendorf und Oelde sowie zwischen Büren, Lippstadt und Brilon zu finden.
In den anderen Landstrichen Westfalens ist der Knapp in Flurnamen eher selten oder sogar völlig unbekannt, beispielsweise im westlichen Münsterland, im Minden-Lübbecker Land oder auch im Siegerland und Wittgensteiner Land. Hier ziehen sich bis heute wirkende, unsichtbare Sprachgrenzen quer durch Westfalen - und niemand kann bislang überzeugend darlegen, warum das so ist.
Auch der Ursprung des Wortes Knapp ist unklar. Es gibt den Sprachforschern bis heute Rätsel auf. In mittelalterlichen Urkunden Westfalens beispielsweise taucht der Knapp vor dem 13. Jahrhundert so gut wie gar nicht auf. Dieser Befund weist darauf hin, dass der Knapp offenbar spät Eingang in die mittelniederdeutsche Sprache gefunden hat - später jedenfalls als die anderen Hügel-Flurnamen: der Hüwel oder auch der Brink. Manche meinen, das Wörtchen Knapp sei aus dem alten westfälischen Wort knappen entstanden, was damals so viel bedeutete wie knacken, knirschen. Andere weisen auf die Knapheide, die alte westfälische Bezeichnung für den Ginster, oder auch auf den Knäpper: Darunter verstanden die Bauern früherer Jahrhunderte die Peitschenschnur. Aber was bitte schön hat das alles mit dem Hügel, mit der Anhöhe, dem Knapp zu tun? - Vermutlich nichts. Denn es waren und sind Spekulationen. Die letztlich nichts erklären.
Interessanter ist da schon die Frage, mit welchen anderen Wörtern und Begriffen das Grundwort Knapp in den Flurnamen verknüpft ist. Der jeweilige Boden wird beschrieben in Flurnamen wie Sandknapp, Steinknapp, Lehmknapp oder Heidknapp, aber auch in Kombinationen wie Schwarzer Knapp, am Wittenknapp oder Grüner Knapp.
Andere Flurnamen weisen auf Tätigkeiten hin, die auf bzw. an so einem Knapp stattgefunden haben. Da die Anhöhe oder Kuppen einen idealen Standort für Windmühlen darstellten, findet sich der Mühlenknapp vergleichsweise häufig, etwa in Holzhausen im Kreis Höxter, in Gevelinghausen bei Meschede, in Westerkappeln bei Tecklenburg, in Herzebrock bei Gütersloh und in etlichen weiteren Orten.

Quelle: Gisbert Strotdrees in Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe, Münster, Ausgabe 28/2014


Die Straße hieß vor 1975 Eschkamp.

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