Am Knapp
Statistischer Bezirk: Sprakel
Entstehung: 1974
Amtsblatt: 37/1974
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Knapp ist das mundartliche Wort für Anhöhe oder Hügel.
    Am Knapp geht es aufwärts
    In manchen Gegenden Westfalens ist der Flurname Knapp völlig unbekannt, in anderen
    hingegen stark verbreitet. Warum das so ist, weiß niemand. Immerhin ist klar, was der
    Knapp auf dem Land bedeutet.
    Hierzulande versteht man seit alters her unter Knapp einen Absatz, eine Kante oder
    eine Kuppe. Auch das Endstück eines Brotes wurde und wird bis heute Brotknapp bzw.
    Knäppken genannt.
    Das Wörtchen Knapp findet sich auch in vielen Flurnamen in Westfalen. Wie lebendig der Begriff
    war und ist, zeigen schon die unterschiedlichen Schreibweisen auf den alten Katasterkarten und
    in den Grundstücksverzeichnissen Westfalens: Knape, Knäpp, Knepfen, Knaps, Knappes, Knepchen,
    Knapchen, Knepken, Knepel, Knepper, Knapper, Kneppken und so weiter. An den unterschiedlichen
    Schreibweisen sollte sich niemand lange aufhalten. In ihnen verbirgt sich immer das Grundwort
    Knapp. Es beschreibt zuallermeist eine Anhöhe, einen Hügel oder eine Kuppe in der Landschaft.
    Manchmal auch mit dem Knapp der beschwerlich ansteigende Weg auf eben diese Anhöhe gemeint.
    Unsichtbare Sprachgrenze
    Folgt man den Auszählungen des Flurnamenforschers Gunter Müller für Westfalen, dann sind
    Knapp-Flurnamen vor allem in einem Streifen zwischen Warendorf und Oelde sowie
    zwischen Büren, Lippstadt und Brilon zu finden.
    In den anderen Landstrichen Westfalens ist der Knapp in Flurnamen eher selten oder sogar völlig
    unbekannt, beispielsweise im westlichen Münsterland, im Minden-Lübbecker Land oder auch im
    Siegerland und Wittgensteiner Land. Hier ziehen sich bis heute wirkende, unsichtbare
    Sprachgrenzen quer durch Westfalen - und niemand kann bislang überzeugend darlegen, warum das
    so ist.
    Auch der Ursprung des Wortes Knapp ist unklar. Es gibt den Sprachforschern bis heute Rätsel
    auf. In mittelalterlichen Urkunden Westfalens beispielsweise taucht der Knapp vor dem 13.
    Jahrhundert so gut wie gar nicht auf. Dieser Befund weist darauf hin, dass der Knapp offenbar
    spät Eingang in die mittelniederdeutsche Sprache gefunden hat - später jedenfalls als die
    anderen Hügel-Flurnamen: der Hüwel oder auch der Brink. Manche meinen, das
    Wörtchen Knapp sei aus dem alten westfälischen Wort knappen entstanden, was damals so
    viel bedeutete wie knacken, knirschen. Andere weisen auf die Knapheide, die
    alte westfälische Bezeichnung für den Ginster, oder auch auf den Knäpper: Darunter
    verstanden die Bauern früherer Jahrhunderte die Peitschenschnur. Aber was bitte schön hat das
    alles mit dem Hügel, mit der Anhöhe, dem Knapp zu tun? - Vermutlich nichts. Denn es waren und
    sind Spekulationen. Die letztlich nichts erklären.
    Interessanter ist da schon die Frage, mit welchen anderen Wörtern und Begriffen das Grundwort
    Knapp in den Flurnamen verknüpft ist. Der jeweilige Boden wird beschrieben in Flurnamen wie
    Sandknapp, Steinknapp, Lehmknapp oder Heidknapp, aber auch in Kombinationen wie Schwarzer
    Knapp, am Wittenknapp oder Grüner Knapp.
    Andere Flurnamen weisen auf Tätigkeiten hin, die auf bzw. an so einem Knapp stattgefunden
    haben. Da die Anhöhe oder Kuppen einen idealen Standort für Windmühlen darstellten, findet sich
    der Mühlenknapp vergleichsweise häufig, etwa in Holzhausen im Kreis Höxter, in
    Gevelinghausen bei Meschede, in Westerkappeln bei Tecklenburg, in Herzebrock bei Gütersloh und
    in etlichen weiteren Orten.
Quelle: Gisbert Strotdrees in Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe, Münster, Ausgabe 28/2014
Die Straße hieß vor 1975 Eschkamp.
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