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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Ludgeristraße

Stadtbezirk:Münster-Mitte
Statistischer Bezirk: Dom
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Benannt nach der St.-Ludgeri-Pfarrkirche.

Die Straße führt vom Prinzipalmarkt bis zum früheren Ludgeritor.
Die Ludgerikirche ist dem Bischof Liudger geweiht, dem Gründer des ersten Missionklosters, aus dem sich über Generationen und Jahrhunderte die Stadt Münster entwickelt hat.
Ludgerus wurde um 742 bei Utrecht in einer Adelsfamilie geboren, in ein Kloster gegeben und erhielt seine Ausbildung bei Alkuin, einem der größten Gelehrten der Zeit. 777 wurde er zum Priester geweiht und missionierte dann zunächst in Friesland und später im Münsterland. Nachdem er 805 zum Bischof von Mimigernaford geweiht worden war, starb er im Jahre 809 und wurde im von ihm selbst begründeten Kloster Werden an der Ruhr bei Essen beigesetzt.
Quelle: Stadtarchiv Münster, Im Wandel der Zeit - 1200 Jahre Münster, Zwolle 2000, Seite 375

Viel passiert in 1000 Jahren
Die faszinierende Geschichte der Ludgeristraße

Foto

Blick in die Ludgeristraße

Viele Orte in Münster haben eine jahrhundertealte Tradition. So auch die Ludgeristraße. Dass sich ein Holperweg zwischen Feldern und Äckern einst zu einer der beliebtesten Einkaufsstraßen Deutschlands entwickeln würde, ahnte vor mehr als 1000 Jahren wohl kein münsteraner Einwohner.
Der Bau des ersten Doms der Stadt wurde im Jahr 805 begonnen, nach der Ernennung des heiligen Liudger zum Bischof von Münster. Das Land um das Bauwerk wurde parzelliert und den Bürgern zur Bebauung überlassen: die Geburtsstunde der Ludgeristraße. Anfangs noch ohne Namen, wurde sie einfach platea orientalis genannt, östliche Straße. Erstmals urkundlich erwähnt als platea S. Ludgeri wird die heutige Einkaufsmeile im Jahr 1339. Die Ludgerikirche, deren Grundsteinlegung auf etwa 1180 datiert wird, wurde zum Zentrum mehrerer Adelshöfe, die sich im Laufe der Jahrhunderte um das Gotteshaus ansiedelten. Erbmännerfamilien, wie die der von der Tinnen, der Riken oder der von Buck gehörten zur Führungsschicht in Münster. Sie unterhielten weitläufige Handelsbeziehungen, hatten umfangreichen Grundbesitz und engagierten sich politisch im Rat der Stadt.
Im Jahr 1534 übernahmen die Wiedertäufer in der Stadt das Regiment, schafften alle Heiligenbilder und -namen ab, und verschonten auch die Ludgeristraße nicht. Die Straße wurde quasi beschlagnahmt, sämtliche Häuser der Anwohner gingen in die Gütergemeinschaft der Wiedertäufer über, sie benannten die Flaniermeile in Südstraße um. Zwei Jahre später beendete Franz von Waldeck, der katholische Bischof von Münster und Osnabrück, die Herrschaft der Täufer und die Straße erhielt ihren alten Namen zurück.
In den folgenden hundert Jahren hat die Straße einen umfassenden Wandel erlebt. In den schönen historischen Giebelhäusern etablierten sich zunehmend Kaufhäuser und andere Geschäfte. Der Straßenverkehr nahm seit der Jahrhundertwende beständig zu und im Jahr 1905 wurde die Kanalisation unter der Ludgeristraße fertiggestellt. Die Straße erfuhr 1913 einen weiteren Höhepunkt großstädtischer Entwicklung als den Bürgern mit der Straßenbahn ein neues Transportmittel zur Verfügung gestellt wurde. Als das Schienensystem gerade 30 Jahre alt war, wurde die Ludgeristraße Opfer der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg.
Viele glaubten nach dem Ende des Krieges an das Ende der traditionsreichen Meile, an einem Neuaufbau war kaum zu denken. Bei der 300-Jahr-Feier des Westfälischen Friedens (1948) wurde die Initiative von ehemaligen und neuen Geschäftsleuten gestartet, der Straße neues Leben und ein neues Gesicht zu ermöglichen. Wenige Jahre später, mit dem beginnenden wirtschaftlichen Aufschwung, nahm die Verkehrsbelastung in der Innenstadt immer mehr zu, so dass die wichtigsten Einkaufsmeilen Ludgeristraße und Salzstraße verkehrsberuhigt wurden. 1969 wurde die Ludgeristraße auf Initiative der ansässigen Kaufleute in eine Fußgängerzone umgewandelt.
Die Ludgeristraße ist eine Fußgängerzone der ersten Generation sagte Franz-Josef Görtz, der Straßensprecher der Ludgeristraße voller Stolz. Großzügige Blumenarrangements, Straßencafés sowie Abstellmöglichkeiten für Fahrräder verliehen der Ludgeristraße schon zu dieser Zeit ein urbanes Ambiente.
Quelle: Westfälische Nachrichten, Ausgabe vom 25.10.2006, Sonderteil zur Fertigstellung der Münster-Arkaden

 

Berliner Hufeisen-Nummerierung

In dieser Straße sind Hausnummern umlaufend vergeben worden, wie das in Preußen bis im 19. Jahrhundert üblich war. Damals wurden die Hausnummern auf einer Straßenseite stadtauswärts bis zum Ende der Straße fortlaufend vergeben. Dort wechselte die Nummerierung zur gegenüberliegenden Straßenseite und verlief stadteinwärts zum Anfang der Straße zurück. Diese Nummerierung wird "Berliner Hufeisen-Nummerierung" genannt. Es gibt sie in vielen historischen Altstädten. Die Nummerierung ist nicht "unlogisch", sondern verständlich für die Städte, die sich damals nicht weiter ausdehnen konnten als bis zur Stadtmauer. Mit der Ausdehnung der Bebauung über die Stadtmauern hinweg entwickelten die Städte die wechselseitige Nummerierung mit den ungeraden Nummern auf der linken Straßenseite und den geraden Nummern auf der rechten Straßenseite. In vielen Städten existieren beide Systeme nebeneinander für die Altstadt einerseits und die neuen Stadtbereiche andererseits.

In Münster gibt es die umlaufende Nummerierung in sämtlichen Altstadtstraßen und auch in der Johanniterstraße, der Friedrichstraße, der Badestraße und in den nur einseitig angebauten Straßen Am Kanonengraben, Kleimannstraße, Am Kreuztor und der Hüfferstraße bis Hausnummer 26. Warum außerhalb der Altstadt die genannten Straßen diese Nummerierung aufweisen, ist nicht überliefert. In Wolbeck und anderen Ortsteilen gibt es diese umlaufende Nummerierung nicht.



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