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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Morthorststraße

Stadtbezirk:Münster-Nord
Statistischer Bezirk: Coerde
Entstehung: 2006
Amtsblatt: 19/2006
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Übersichtsplan

Heinrich Morthorst (1911-2001) Bäckermeister, Kiepenkerl und münstersches Original

Heinrich Morthorst kam am 2. März 1911 in Dinklage im Oldenburger Münsterland als erstes von neun Kindern zur Welt. Sein Vater Theodor Morthorst (1884-1950) und seine Mutter (1886-1966) stammten aus Goldenstedt. Heinrichs Vater war Reichsbahnsekretär. Der junge Heinrich Morthorst wuchs in einer katholischen, frommen Familie auf.
Er besuchte in Dinklage die so genannte Bürgerschule. Mit 14 Jahren begann er eine Lehre in der Maschinenbau-Fabrik Holthaus, konnte die Lehre auf Grund einer Krankheit nicht fortsetzen. Danach absolvierte er eine Bäckerlehre in Fürstenau. Nach der Gesellenprüfung arbeitete er fünf Jahre lang in einer Bäckerei in Polz/Mecklenburg. Einmal wöchentlich trug Heinrich Morthorst das Brot mit einer Kiepe auf dem Rücken zu Fuß zu den Kunden.
Er hatte sich für den Beruf als Bäcker entschieden und legte die Meisterprüfung ab. Durch eine Zeitungsanzeige aufmerksam geworden, konnte er 1938 die Bäckerei Kosmann, Bergstraße 8 in Münster, mieten. Im gleichen Jahr heiratete er Maria Tebben. Kurz nach der Geburt des Sohnes Heinz Theodor, starb seine Frau im Oktober 1939.
Am 12. Juni 1940 wurde er zum Militär einberufen. Er wurde zum Kradmelder bei den Panzerjägern ausgebildet und in Frankreich, in der Tschechoslowakei und in Russland eingesetzt. Hier geriet er im Juli 1944 in russische Kriegsgefangenschaft. Ende 1944 erkrankte er im Lager an einer schweren Lungenentzündung, erholte sich wieder und wurde nach über zwei Jahren endlich entlassen. Er traf am 29. September 1946 bei seiner Familie in Fürstenau ein. Seine Gesundheit war seit der Kriegsgefangenschaft zeitlebens beeinträchtigt.
Heinrich Morthorst kam nach Münster zurück, konnte aber seine frühere Bäckerei nicht wieder eröffnen und arbeitete vorübergehend als Bäckergeselle. Im Sommer 1947 pachtete er ein Trümmerhaus in der Bolandsgasse 4, in der früher bereits eine Bäckerei bestanden hatte. Er baute die Bäckerei neu auf und eröffnete den Betrieb Ende 1948.
In den folgenden Jahren nahm der Betrieb dank der Mitarbeit der ganzen Familie einen außergewöhnlichen Aufschwung. Die Bäckerei Morthorst wurde ein erfolgreiches Geschäft.
Neben seinem Beruf engagierte sich Morthorst in vielfältige Aufgaben. Seit 1954 war er im Kirchenvorstand der Kirchengemeinde St. Lamberti engagiert und arbeitete auch in verschiedenen Gremien des Bäckerhandwerks mit.
Er war Mitglied der CDU und wurde 1963 zum ersten Vorsitzenden des Stadtverbandes gewählt. Als die CDU 1971 in eine schwere finanzielle Krise geriet, wurde Morthorst 1971 bis 1975 Schatzmeister der CDU.

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Heinrich Morthorst in seiner Rolle als Kiepenkerl © privat

Im Herbst 1963 suchte Verkehrsdirektor Theo Breider für das Lambertusspiel auf dem Mühlenhof einen Bur. Hier trat Heinrich Morthorst erstmalig als Kiepenkerl auf. Diese Rolle als Kiepenkerl wurde über drei Jahrzehnte sein zweiter Beruf. Neben Auftritten bei Jubiläen, Geburtstagen und Hochzeiten wurde er zum Botschafter der Stadt Münster bei zahllosen Veranstaltungen in Deutschland; auch für Bischöfe, Bundeskanzler und sogar Papst Johannes Paul II. bei seinem Besuch im Mai 1987 in Münster.
Neben diesen Aufgaben war Heinrich Morthorst Schöffe bei Gerichten, sachkundiger Bürger in Ausschüssen der Stadt Münster und von 1973 bis 1980 Vorsitzender des Sozial-kulturellen Arbeitskreises.
Heinrich Morthorst hat den Guten Montag der Jahre 1970, 1973 und 1976 organisiert und als Gildemeister der Bäckergilde 1970 offiziellen Kontakt zur Stadt Wien, dem Bürgermeister, dem Kardinal und den dortigen Bäckern geknüpft.
Heinrich Morthorst wurde für seine Freundlichkeit, Mitmenschlichkeit und seinen Humor sehr geschätzt und erhielt für seine Verdienste zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen zum Beispiel 1974 das Bundesverdienstkreuz und 1981 die Paulus-Plakette der Stadt Münster.
Heinrich Morthorst wohnte viele Jahre in Coerde, Breslauer Straße 109. Nach einem Unfall im November 1999 war er sehr geschwächt und wurde einige Zeit im Kloster Friedrichsburg gepflegt. Dort starb er am 29. Juli 2001 und wurde auf dem Zentralfriedhof beigesetzt.

Autor: Bernhard Zimmermann, Everswinkel, 2005
Literatur: Günther Mees, Heinrich Morthorst - Zwischen Kiepe und Kreuz, Münster 2003