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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Sertürnerstraße

Stadtbezirk:Münster-Mitte
Statistischer Bezirk: Schloss
Entstehung: 1924
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Benannt nach Friedrich Wilhelm Sertürner (1783-1841), Entdecker des Morphins

Sertürner arbeitete als Apothekergehilfe in Paderborn, wo übrigens die Pharmacopoea Wirtenbergica das amtliche Arzneibuch war, als ihm die bahnbrechende Isolierung des wirksamen Prinzips im Opium gelang. Sertürner charakterisierte die neue kristallisierbare Reinsubstanz, die er Morphium nannte, und führte mit ihr pharmakologische Untersuchungen an einem Hund durch. 1805 veröffentlichte er seine Entdeckung in Trommsdorffs Journal der Pharmacie und behauptete darin, dass das Morphin eine Base sei. Weil damals nur Säuren als pflanzliche Wirkstoffe bekannt waren, wurde Sertürner von der Fachwelt zunächst nicht ernst genommen.
Erst gut zehn Jahre später erkannte man, dass Sertürner mit dem Morphin den ersten Vertreter einer ganzen Klasse von pflanzlichen Sekundärstoffen, nämlich der Alkaloide, entdeckt hatte. Von diesen Alkaloiden war das Chinin anfangs bei weitem das wichtigste. Morphin wurde zwar auch in einigen Arzneibüchern monographiert, spielte aber wegen seines emetischen Potenzials in der medizinischen Praxis vorerst keine große Rolle. Erst nachdem der französische Chirurg Charles-Gabriel Pravaz eine neue Injektionsspritze erfunden hatte, mit der Morphin parenteral verabreicht werden konnte, setzte sich Morphin als wichtiges, oft unentbehrliches Analgetikum durch.
Auf seinem weiteren Berufsweg ließ sich Sertürner zunächst in Einbeck, dann in Hameln als Apotheker nieder. Er befasste sich weiterhin mit wissenschaftlichen Problemen, z.B. mit der Entstehung der Cholera, doch blieben ihm weitere epochale Entdeckungen versagt.
Autor: Dr. Klaus Meyer, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie