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Erinnern nach 2000
Gedenktafel zur Erinnerung an die Verfolgung von Mitgliedern der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und der Arbeiterwohlfahrt ab 1933
Standort
Dammstraße 25 (Teil Gebäudekomplex Dammstraße 21-25)
Lage im Stadtplan

Übergabe der Erinnerungstafel am Gebäude Dammstraße 25, 2022 (Foto: Ralf Emmerich)
Initiator
Arbeiterwohlfahrt (AWO) Münster.
Auf dem Foto die Initiatorinnen und Initiatoren der Erinnerungstafel: Von links: Helmut Hamsen (AWO-Kreisverband), Fabian Schulz (SPD-Unterbezirksvorsitzender), Hermann Spanier (AWO-Zeitzeuge seit Ende der 1940er Jahre), Christina Holste (in Vertretung für die LEG), Jürgen Siekmann (stellv. AWO-Kreisvorsiotzender)
Gestaltung
Bronzetafel
Einweihung
Februar 2022
Erinnerungsmotiv
Erinnerung an die Zerschlagung der SPD / Arbeiterwohlfahrt 1933 und die Verfolgung von Mitgliedern der SPD in der Zeit des Nationalsozialismus.
Geschichtlicher Hintergrund

Gebäudekomplex Dammstraße 21-25 (Foto: Ralf Emmerich)
Geschichte der Sozialdemokratie und der Arbeiterwohlfahrt in der SPD ab 1919 bis zum Verbot 1933
Nach dem Ende des 1. Weltkrieges und mit dem Beginn der Weimarer Republik ab 1918/19 begann die Sozialdemokratie in Deutschland an vorderster Stelle, die neue Verfassung und die neuen demokratisch legitimierten Institutionen zu etablieren.
Die enorme soziale und wirtschaftliche Notlage breiter Bevölkerungsschichten, vor allem aber der Arbeiterschaft, die durch Krieg und Kriegswirtschaft und teilweise gewalttätigen politischen Auseinandersetzungen verursacht wurde, bestimmte die 1920er Jahre bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung Anfang 1933.
Auf Reichsebene reagierte die Sozialdemokratie am 19.12.1919 mit der Einrichtung des "Hauptausschuss für die Arbeiterwohlfahrt in der SPD". Die Sozialdemokratie stellte überall im Land entsprechende AWO-Organisationen auf. Sie leisteten konkrete soziale Arbeit und formulierten sozialpolitische Konzepte.
AWO in Münster
Als die wesentliche Persönlichkeit und zentrale Person der münsterischen Arbeiterwohlfahrt dieser Zeit ist Josefine Mauser zu nennen. Sie war ab 1919 die erste und bis 1933 auch einzige weibliche Stadtverordnete der SPD. Sie engagierte sich intensiv im sozialen Bereich und war die Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt. Die Arbeit der münsterischen Arbeiterwohlfahrt zwischen 1919 und 1933 ist nur wenig dokumentiert. 1933 erfolgte die erzwungene Auflösung. Bekannt sind Aktivitäten wie die Etablierung einer Volksküche, die im Winter 1923/24 im Gebäude Dammstraße 23 eingerichtet wurde.
Das gesamte Quartier Industriestraße [heute Friedrich-Ebert-Straße]/Dahlweg/Schützenhof lag in einem Arbeiterviertel. In der Häuserzeile an der Dammstraße 21 bis 25 und an der benachbarten Industriestraße kamen die münsterische SPD, die freien Gewerkschaften, eine Filiale der Arbeiterbank und die Arbeiterwohlfahrt unter. Die AWO unterhielt dort ebenfalls eine Nähstube.
Die SPD, AWO, die freien Gewerkschaften und andere Organisationen wurden reichsweit und auch in Münster ab März 1933 zwangsweise aufgelöst und zerschlagen. Ihre Betätigungen waren fortan verboten, das vorhandene Vermögen eingezogen. Die Partei- und Organisationsvertreterinnen und Vertreter wurden aus ihren Ämtern entfernt und zum Teil verfolgt. Die Gesamtorganisation der Arbeiterwohlfahrt verweigerte sich auch in Münster konsequent den Zusammenschluss mit der "Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt" (NSV). Trotz Verbot und Verfolgung fanden während der Zeit des Nationalsozialismus heimliche Treffen der SPD und der AWO-Freunde statt.
Am Gebäude Dammstraße 25 fand 1945 die Wiedergründung von AWO und SPD statt.
Inschrift
In diesem Gebäude waren von 1919 bis zu ihrem Verbot / und ihrer zwangsweisen Aufläsung im Mai 1933 / die Sozialdemokratische Partei Deutschlands und / die mit ihr eng verbundene Arbeiterwohlfahrt ansässig. /
Wir erinnnern an die nationalsozialistische Zwangsherrschaft / und gedenken aller Opfer von Verfolgung und Krieg.
Sie mahnen uns, im Kampf für soziale Gerechtigkeit, / Rechtsstaatlichkeiten und Frieden nicht nachzulassen.
Literatur
Quellen
- Volkswille. Sozialdemokratisches Organ für Münster und das Münsterland
Im Projekt "zeit.punkt NRW" sind die Ausgaben ab Juli 1919 bis Februar 1933 einsehbar:
zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/titleinfo/13856674
Literatur
- Broschüre "Die Arbeiterwohlfahrt in Münster: gestern – heute – morgen", 2022.