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Straßennamen in Münster
Bedeutungen und Hintergründe
Heuenkamp
Stadtbezirk Münster-West
Statistischer Bezirk Mecklenbeck
Lage im Stadtplan
Entstehung 1977 02.11.1977
Amtsblatt — —
Heuenkamp ist ein in dieser Gegend überlieferter Flurname.
Das Heuerlingswesen in Westfalen
Nach Ausgang des Dreißigjährigen Krieges, der mit dem Frieden von Münster 1648 beendet wurde, entstand in Westfalen das sogenannte Heuerlingswesen. Vor allem im 18. Jahrhundert vergrößerte sich die Bevölkerung sehr stark. Die Möglichkeiten für den einzelnen wurden immer geringer, Land zu erwerben und Siedelstellen aufzubauen.
Vor allem in den Flachsgegenden Westfalens, also etwa in der Grafschaft Tecklenburg-Lingen, dem Osnabrücker Land oder auch dem Minden-Ravensberger Land, expandierte die Bevölkerung sehr stark, fand aber kaum Möglichkeiten, eine eigenständige Existenz aufzubauen. So blieb ihnen nur, eines der Heuerhäuser zu beziehen, das die größeren Bauernhöfe im Land errichteten. Dort wohnten die Heuerleute in beengten, kargen Verhältnissen, hatten mit ihren Familien an festgelegten Tagen auf den Höfen zu arbeiten oder versuchten, sich ansonsten in der Flachsherstellung bzw. im Leinenhandel ein wenig dazuzuverdienen.
Heuerlinge wurden den ländlichen Unterschichten zugerechnet und waren kaum angesehen. Doch das Land, ihre Heimat konnte sie kaum ernähren. So brachten viele als Wanderhändler oder Wanderarbeiter (Hollandgänger, Heringsfänger etc.) auf. Später entflohen viele der Armut und Perspektivlosigkeit ihrer Heimat, indem sie nach Amerika auswanderten.
Die allermeisten Flur- und Familiennamen rund um "Heuer", "Heuerling" und "Heuermann" entstanden im 17. und 18. Jahrhundert, der Hochphase des Heuerlingswesens in Westfalen. Vor allem in der Gegend des Tecklenburger Landes, des östlichen Münsterlandes, im Minden-Ravensberger Raum sowie entlang des Hellweges quer durch Westfalen sind diese Flur- und Familiennamen zu finden. Einige seien abschließend genannt: Heuergarten, Huerhues, Huerm (= Heuermann), Huermkamp, am Huerken, Hürling, Hürlandskamp, Heuermanns Busch, an Hügemannshür (= Heuerland/Pachtland des Hofes Hügemann).
Quelle: Gisbert Strotdrees in Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe, Münster, Ausgabe 4/2014
Kamp ist das niederdeutsche Wort für eine Fläche, die Acker, Wiese, Weide, Wald oder auch Busch sein konnte. Zum Beispiel Feldkamp für einen Acker, Holtkamp für ein mit Wald bewachsenes Stück, Buschkamp für eine mit Sträuchern und Gehölzen bewachsene Fläche.
Es gibt in Münster 106 Straßennamen mit dem Wort Kamp. Die Aufzählung der Straßennamen und weitere Erläuterungen stehen beim Feldkamp.
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