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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Albrecht-Thaer-Straße

Stadtbezirk:Münster-Mitte
Statistischer Bezirk: Rumphorst
Entstehung: 1982
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Albrecht Daniel Thaer, (1752-1828), Agrarreformer
Als Sohn des kurfürstlich hannoverschen Hofarztes Johann Friedrich Thaer in Celle geboren, studierte Albrecht Daniel Medizin, befasste sich aber zugleich auch mit Philosophie. Nach dem Examen trat er in die Praxis seines Vaters ein und wurde, als dieser 1778 starb, zum Stadtphysikus und Hofarzt ernannt. Er heiratete Philippine von Willich und zog mit ihr in das von ihm erworbene Landhaus mit Garten vor den Toren der Stadt. Dort begann er, sich neben seinen Amtspflichten intensiv mit der Landwirtschaft zu beschäftigen. Er sah in ihr einen Erwerbszweig, der wie andere nach Rentabilitätsgesichtspunkten rational betrieben werden müsse. Zur Beweisführung kaufte er ein Grundstück, um einen modernen landwirtschaftlichen Betrieb zu errichten. Nach anfänglichen Misserfolgen gelang es ihm schließlich, die Erträge zu steigern. Dazu verhalfen der Fruchtwechsel und die Stallfütterung, weil sie die Nutzung des Düngers intensivierte.
Zugleich veröffentlichte Thaer Aufsätze zu Themen wie Kleebau, Stallfütterung u. a. Ab 1798 erschien sein mehrbändiges Werk Ermittlung zur Kenntnis der englischen Landwirtschaft. Zwar war Thaer nie in England gewesen; doch hatte er sich intensiv mit der Literatur von Arthur Young und Adam Smith befasst.
Reisen nach Schleswig-Holstein, Mecklenburg und Brandenburg erweiterten seine Studien. 1802 hielt er seine erste Vorlesung auf seinem Landgut. War er bis dahin seinen ärztlichen Verpflichtungen neben seiner landwirtschaftlichen Tätigkeit nachgekommen, schränkte er sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein, blieb aber Leibarzt des Kurfürsten von Hannover.
Seine Pläne zur Gründung einer landwirtschaftlichen Lehranstalt in Göttingen wurden durch die französische Invasion 1803 zerstört. Thaer nahm daher die Einladung Hardenbergs, nach Preußen zu kommen, an, wo er zum Staatsrat ernannt wurde und die Domäne Wollup im Oderbruch zum Aufbau eines Mustergutes in Erbpacht erhielt. Er tauschte diese jedoch aus Gründen des wissenschaftlichen Experiments gegen eine bei Bad Freienwalde an der Oder aus. Auch hier gab es zunächst Rückschläge durch Missernten, Krieg, Belagerung und Arbeitskräftemangel. Doch ab 1815 gelang der Durchbruch. Dazu verhalfen nicht zuletzt die Erfolge bei der Zucht von Merinoschafen mit besonderer Wollqualität.
1808 wurde das Gut zur landwirtschaftlichen Lehranstalt, an der Thaer und sein Sohn Lehrgänge abhielten. Ein Jahr später wurde er zum ordentlichen Staatsrat im preußischen Innenministerium ernannt und 1810 erhielt er eine Professur für Kameralwissenschaften an der Universität Berlin. Sein Hauptwerk, Grundsätze der rationalen Landwirtschaft, erschien 1809/1812. Hochgeehrt starb Thaer 1828 auf seinem Gut in Möglin.
Autorin: Liselotte Funcke
Quelle: Liselotte Funcke (Hrsg), Hagener Straßen erzählen Geschichte(n), Hagen 2001

Die Straßen im Zentrum Nord
Östlich der Kanalstraße zwischen der LVA und dem Gut Nevinghoff lagen früher Wiesen und Äcker - unter anderem auch Versuchsfelder des landwirtschaftlichen Instituszentrums. Als dort in den 1980er Jahren ein neues Baugebiet erschlossen werden sollte, entschied die Stadt Münster die Straßen mit Bezug zum benachbarten Institut nach Wegbereitern der modernen Landwirtschaft zu benennen. Es sind die

Anton Bruchausen (1735-1815), gebürtiger Münsteraner war einer der frühesten Lehrer der modernen Landwirtschaft. Joseph König (1843-1930) geb. in Haltern/Lavesum, Abitur in Münster, war Begründer des Instituts in Münster. Albrecht Thaer war der Begründer der rationalen Landwirtschaft.

Das landwirtschaftliche Institutszentrum Nevinghoff
Im Stadtviertel Rumphorst gab es das Gut Nevinghoff. Es war ein früheres Rittergut, das seit dem 13. Jahrhundert nachgewiesen ist und auf dem 1535 - während der Belagerung der Stadt in der Täuferherrschaft - ein Reiterlager der fürstbischöflichen Truppen stationiert war. Von dem früheren Rittergut ist nur noch die Gräfte erhalten.
Im 20. Jahrhundert kam das Gut Nevinghoff ins Eigentum der Landwirtschaftskammer, die dort das landwirtschaftswissenschaftliche Untersuchungszentrum Nevinghoff neu errichtete. In den neuen Gebäuden sind das Institut für Pflanzenschutz, Saatgutuntersuchung und Bienenkunde (IPSAB), das Institut für Tiergesundheit, Milchhygiene und Qualitätssicherung (ITMQ), die Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA), der für milchwirtschaftliche Leistungsprüfungen und Gütekontrollen zuständige Landeskontrollverband Westfalen-Lippe, die Höhere Forstbehörde und verschiedene andere Organisationseinheiten der Landwirtschaftskammer ansässig.

Gehört zum Thema:

  • Ortsbezug zum landwirtschaflichen Institutszentrum