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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Franz-Ludwig-Weg

Die Bezirksvertretung Münster-Mitte hat in ihrer Sitzung am 22.5.2012 die Umbenennung des Franz-Ludwig-Weges in Heinrich-Hemsath-Weg beschlossen.

Franz Ludwig wurde am 7.7.1889 in Graslitz/Nordböhmen geboren. Er starb am 15.6.1955 in Münster.

Franz Ludwig studierte nach seinem Abitur zwischen 1907 und 1911 Musik und Musikwissenschaft an der Deutschen Universität in Prag und am Königlichen Konservatorium in Leipzig. Nach Abschluss seiner Ausbildung war er zunächst in Sondershausen als „fürstlicher Hofpianist“ tätig.

Nach dem Ersten Weltkrieg erhielt Ludwig einen Ruf nach Münster, wo er am Aufbau einer Musikhochschule mitwirken sollte. Als diese Pläne nicht gemäß seinen Vorstellungen umgesetzt werden konnten, gründete Ludwig im Jahr 1920 ein privates Klavierseminar, den „Ludwigbund“. Bis 1939 wirkte er als selbständiger Musiklehrer und Chordirigent. Er veröffentlichte Bücher zur Musikgeschichte und legte zahlreiche Kompositionen vor. Als sein Hauptwerk gilt das Oratorium „Lambertusspiel“ von 1934.

Während des Zweiten Weltkrieges unterrichtete Ludwig als „Hilfslehrer im Kriegseinsatz“ Musik an Schulen in Münster und Teplitz. Nach dem Krieg kehrte Ludwig nach Münster zurück und setzte seine Arbeit als Lehrer, Dirigent und Komponist fort. Ludwig trat 1937 der NSDAP bei (Nr. 5919536). Er gehörte auch ihren Vorfeldorganisationen NSV und RLB an. Briefen Ludwigs aus dem Jahr 1937 ist zu entnehmen, dass er bereits 1933 in die Partei eintreten wollte, aber irrigerweise davon ausging, dies sei ihm als tschechoslowakischer Staatsbürger verboten. Seine Einbürgerung erfolgte erst 1934. Um seinen musikalischen Werken eine möglichst breite Öffentlichkeit zu verschaffen, warb Franz Ludwig nach 1933 offensiv um die Gunst führender NS-Politiker wie Joseph Goebbels. Zu diesem Zweck bediente er sich ostentativ des neuen nationalsozialistischen Kunstjargons und ordnete sein Werk in die „Neue Volksmusik“ des Dritten Reiches ein. Zwischen 1933 und 1945 komponierte Franz Ludwig Chor- und Orchesterwerke, Lieder und Märsche, die den Nationalsozialismus und seine Führer verherrlichten und im Rahmen nationalsozialistischer Inszenierungen sowie im Rundfunk aufgeführt wurden. Unter seinen Werken befinden sich u.a. die Parteitagsmusik „Der Tag von Nürnberg“, die Kantate „An den Führer“, der „Marsch für den RAD“, das „Marschlied der Flak“ und das Kampflied „Soldaten im Braunhemd“. Etwa die Hälfte seiner Kompositionen und Vertonungen aus den Jahren 1933 bis 1945 zeugen von einer engen Verbindung zum Nationalsozialismus. Ludwig stellte nicht nur seine Kunst, sondern auch sich selbst aktiv in den Dienst nationalsozialistischer Kulturpolitik. Seit 1933 nahm er zahlreiche Ehrenämter für das Gaukulturamt Westfalen-Nord wahr: So bekleidete er die Posten des Musikfachberaters, des des Landesleiters des RMK-Gaus 29 sowie des Kreischorleiters. In dieser Funktion dirigierte er Massenchöre, die nationalsozialistisches Liedgut sangen. Sein Engagement für das Gaukulturamt endete im Jahr 1937, da Ludwig wegen seiner vergleichsweisen kurzen Parteizugehörigkeit nicht für eine hauptamtliche Anstellung vorgesehen wurde. Dennoch arbeitete er in seinem musikalischen Schaffen weiterhin dem NS-Unrechtsstaat entgegen.

Quellen und Literatur Landesarchiv NRW – Hauptstaatsarchiv Düsseldorf Bestand NW 1038/1342

Wolfgang Sandberger: „Selbstbestimmung zu deutschem Wesen in der Kunst …“. Der Komponist und Musikpädagoge Franz-Ludwig in der NS-Zeit, in: Franz-Josef Jakobi/Thomas Sternberg (Hg.): Kultur-politik in Münster während der nationalsozialisti-schen Zeit, Münster 1990, S. 66-85. Hans-Joachim Vetter: Korreferat zum Vortrag von Wolfgang Sandberger und Diskussion, in: Franz-Josef Jakobi/Thomas Sternberg (Hg.): Kulturpolitik in Münster während der nationalsozialistischen Zeit, Münster 1990, S. 86-95.