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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Gildenstraße

Stadtbezirk:Münster-Ost
Statistischer Bezirk: Handorf
Entstehung: 1974
Amtsblatt: 37/1974
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Benannt nach den Handwerkervereinigungen im Mittelalter, den Gilden.

 

Die Gilden - eine Lebensgemeinschaft
Die Ämter (= Gilden) waren nicht nur Berufsverbände, die ihren Angehörigen gute Geschäfte sicherten. Zeitweise war ihre Macht so groß, dass sie den städtischen Rat kontrollierten, ja sogar neben und gegen ihn Politik betrieben. Vor allem waren die Gilden jedoch Feuerwehr, Polizei und ihren Angehörigen eine Familie. Wer zu ihnen gehörte, gehörte ihnen ganz und besaß Pflichten und Rechte, die weit über das Berufsleben hinausreichten. Er musste mit Ledereimern zur Feuerbekämpfung eilen und mit Waffen die Stadt bewachen. Er musste pünktlich zu Gildefeiern erscheinen und die verstorbenen Gildebrüder zur letzten Ruhestätte geleiten. Versäumnisse hatten empfindliche Strafen zur Folge. Ausschluss aus dem Amt drohte gar dem Meister, der eine ehrlose Frau heiratete und so die Gilde in Verruf brachte. Die Gilden waren aber auch zur Stelle, wenn Amtsverwandte in Not gerieten. Die Witwe eines Meisters und seine Kinder wurden ebenso unterstützt wie der erkrankte Amtsbruder. Für in Not geratene Gesellen sprang die Gesellenkasse ein, zu der jeder beitragen musste.
Die Gesellengilden, wie sie in Münster erstmals 1553 bei den Schuhmachern und 1569 bei den Bäckern belegt sind, vertraten die Interessen ihrer Angehörigen gegenüber den Meistern. Sie halfen dem Wandergesellen bei der Arbeitssuche, und ihr geselliges Leben trug dazu bei, dass sich der auswärtige Geselle bald nicht mehr ganz so fremd fühlte. Als Vereinigung von Arbeitnehmern waren sie durchaus eine Art Vorläufer der Gewerkschaften.
Quelle: Stadtarchiv Münster, Im Wandel der Zeit - 1200 Jahre Münster, Zwolle 2000, Seite 181

Die Straße hieß vor 1975 Industriestraße.