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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Hörsterstraße

Stadtbezirk:Münster-Mitte
Statistischer Bezirk: Martini
im Stadtplan anzeigen
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Blick in die Hörsterstraße

Die Hörsterstraße findet sich in Münster bereits im Mittelalter. Der Name rührt von dem Horst her, auf den die Straße zuführt und an den noch die Straße Auf der Horst erinnert. Das hier stehende Gehölz wurde während der Soester Fehde beim Herannahmen des gefürchteten böhmischen Söldnerheeres des Erzbischofs von Köln 1447 wegen der Nähe zur Stadt geschlagen.
Mit dem Horsteberg am Domplatz, der im Mittelalter noch Horteberg hieß, hat der Name nichts zu tun. Um 1200 gab es bereits ein Hörstertor als Teil der Stadtbefestigung. Es wurde 1770 abgebrochen. Um 1880 wurde auch der davor liegende Hörsterberg abgetragen. An seiner Stelle entstand der Hörsterplatz.
Quelle: Wilhelm Kohl in: Münstersche Zeitung, 1957/58

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Das Straßennamenschild

Die Straße trägt ihren Namen nach einem Horst vor der Stadt, auf den sie zu- bzw. an dem sie vorbeiführte. Dieser Horst, in der Richtung auf St. Mauritz zu gelegen, ist urkundlich gut bezeugt, und noch heute erinnert das Straßenstück Auf der Horst an ihn.
Quelle: Joseph Prinz, Mimigernaford - Münster, Münster 1981, Seite 31

 

Wo die Horst ausschlägt
Horst ist ein männlicher Vorname - und ein zumeist weiblicher Flur- und Siedlungsname. In der Horst, auf der Hahenhorst oder die hintere Horst sind in Westfalen gängige Bezeichnungen für Flurstücke.

In Namen für Bauerschaften und Siedlungen ist das Wort Horst bereits für das 9. Jahrhundert belegt. So finden sich in den Urbaren des Klosters Werden die Namen "Arnahurst" und "Muchorst", die heutigen Bauerschaften Ahrenhorst in Albersloh bei Münster und Muckhorst in Mettingen. Die Xantener Annalen nennen "Frikkenhurst", die heutige Ortschaft Freckenhorst bei Warendorf.

Im gegenwärtigen Sprachgebrauch ist das Wort Horst nicht mehr geläufig. Einzig als Silbe in Ortsnamen taucht es auf, etwa in Isselhorst, Bockhorst, Borghorst, Horstmar, Hörste oder Hörstel. Aus den Mundarten ist das Wort ebenfalls weitgehend verschwunden. Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts notierte es ein Sprachforscher für die Gegend um Ennepe und setzte eher fragend als erklärend hinzu "Eine Gegendbenennung - ein hoher Ort?"

Unter Sprachwissenschaftlern galt lange als ausgemacht, dass der Namensbestandteil Horst so viel bedeutet wie "auf sumpfigem Boden sich erhebendes, siedlungsfähiges Land". Für manche Bauerschaften, Dorfsiedlungen und Orte mag diese Erklärung durchaus zutreffen. Der größte Teil der Orts- und Flurnamen indes ist damit nicht erklärt. Dagegen spricht schon das häufige Auftreten dieses Begriffes in Flurnamen vor allem im nördlichen Teil Westfalens, wie er im preußischen Urkataster sowie in Flurnamensammlungen, Karten- und Grundstücksverzeichnissen dokumentiert ist. Folgt man dem Westfälischem Flurnamenatlas, so weisen die Horst-Flurnamen auf Bodenunebenheiten, vor allem aber auch eine besondere Form des Waldbaus und der Holzgewinnung hin: auf die Niederwaldnutzung.

"Wo vormals Bäume gestanden haben"
Schon die ältesten Belege des Wortes Horst umfassen das Bedeutungsfeld "Gestrüpp, Buschwerk, stehengebliebenes Unterholz, unzugängliche Hecke, Dickicht, niedriger Wald mit Gesträuch". Dass eine Horst-Fläche nichts mit menschlichen Siedlungen, umso mehr hingegen mit Holz und Wald zu tun hat, war Zeitgenossen des 18. Jahrhunderts noch geläufig. Im "Idioticon Osnabrugense" etwa, einem 1756 erschienenen Wörterbuch zum Sprachgebrauch im Osnabrücker Land, erläutert der Autor J. C. Strodtmann: Hörste nenne man eine "Fläche, wo vormals Bäume gestanden, jetzt aber nur die Stamm-Ende, trunci, davon übrig sind. Darinn jagen die Jäger."

Bevor im 19. Jahrhundert die gemeinen Marken privatisiert wurden, war die Niederwaldwirtschaft im Land weit verbreitet. Dabei wurden Büsche und Bäume, die zumeist auf den Allmende-Flächen standen, regelmäßig zurückgeschnitten. Häufig wurden sie in Bodennähe geschlagen. Die Baumstümpfe wurden also nicht gerodet, sondern blieben im Erdreich. Sie schossen neu aus und entwickelten neue, oftmals gebogene Stämme.
Das krumme Holz konnte später beim Fachwerkbau oder auch beim Bau von Booten und Schiffen durchaus von Nutzen sein, ferner bei der Herstellung von Rädern, Werkzeugen und Geräten für Haus und Hof. Vor allem aber wurden die Stämme als Brennholz verwandt.

Niederwaldflächen konnten auch als Weide für Rinder, Schweine, Schafe oder Ziegen genutzt werden. Die Baumstämme wurden dann nicht in Bodennähe geschlagen, sondern so hoch, dass die Tiere mit ihren Mäulern nicht die Schlagkante mit ihren frischen Trieben erreichen konnten.

Von England bis an die Weser
Horst-Flurnamen sind überregional im gesamten Nordwesten Europas zu finden. In einem breiten Streifen finden sie sich auffallend häufig zwischen dem Südosten Englands - dort als "-hurst" - über Flandern bis an die mittlere Weser. Auch in Landstrichen beiderseits des Rheins sind Horst-Flächen häufig zu finden, in den übrigen Landstrichen Deutschlands hingegen so gut wie gar nicht. Dort taucht der Niederwald unter Bezeichnungen wie "Busch", "Würg" oder "Hau" auf. Im Siegerland ist der Begriff "Hauberg" bis heute geläufig.

In das Verbreitungsmuster des europäischen Nordwestens fügt sich Westfalen bruchlos ein. Dabei sind Horst-Flurnamen auffallend oft in der Gegend um Lübbecke zu finden, ferner im Ravensburger Land, an den Oberläufen von Ems und Lippe sowie im nordöstlichen Münsterland. Südlich der Lippe hingegen tauchen sie nur vereinzelt auf. In weiten Teilen des Sauerlandes sowie der Siegerlandes sind sie völlig unbekannt.

Streit um Rohstoff
Holz war ein begehrter Rohstoff. Über dessen Gewinnung und Nutzung kam es in der Landbevölkerung häufig zu Auseinandersetzungen. Darauf deuten Flurnamen wie Striethorst, Streithorst, Striethorstheide oder Strithörst hin. Namen wie diese unterstreichen letztlich den hohen wirtschaftlichen Wert der Niederwaldwirtschaft für die Dorfgemeinschaft. Horst-Flächen lagen zumeist weit abseits der Siedlungskerne und Dorfbauerschaften. Sie scheinen oft besonders ausgedehnt gewesen zu sein. Darauf deutet hin, dass das Beiwort "lang" auffallend häufig gemeinsam mit dem Flurnamen auftritt: An / auf der langen Horst und lange Horst im Raum Ennepe sowie in Albersloh bei Münster, Lange Hörst in Schale, Langenhorst in Emsdetten und Lankhorstwiese in Frotheim an der Weser, um nur einige Beispiele zu nennen.
Quelle: Gisbert Strotdrees, Im Anfang war die Woort - Flurnamen in Westfalen, Ardey-Verlag Münster, 2018

 

Das Grundwort 'horst' kommt 23 Mal in den Straßennamen der Stadt Münster in Familiennamen, Ortsnamen und Flurnamen vor. Sieben Familiennamen mit 'horst' sind Bockhorst, Kleihorst, Morthorst, Rumphorst, Scharnhorst, Scheffer-Boichorst und Windthorst. Die vier Ortsnamen sind Havichhorst, Horstmar, Freckenhorst und Langenhorst. Weitere zwölf Straßennamen enthalten das Grundwort 'horst' mit der Bedeutung von Wald oder Holz. Es sind Adlerhorst, Am Hörsterfriedhof, Auf der Horst, Böckenhorst, Falkenhorst, Geierhorst, Hafkhorst, Hörsterplatz, Hörsterstraße, Hörstertor, Horsteberg und Ripenhorst.

 

Folgende Straßennamen haben denselben Bezug: Hörsterplatz, Hörsterstraße, Hörstertor, Am Hörsterfriedhof, Auf der Horst.

 

Berliner Hufeisen-Nummerierung

In dieser Straße sind Hausnummern umlaufend vergeben worden, wie das in Preußen bis im 19. Jahrhundert üblich war. Damals wurden die Hausnummern auf einer Straßenseite stadtauswärts bis zum Ende der Straße fortlaufend vergeben. Dort wechselte die Nummerierung zur gegenüberliegenden Straßenseite und verlief stadteinwärts zum Anfang der Straße zurück. Diese Nummerierung wird "Berliner Hufeisen-Nummerierung" genannt. Es gibt sie in vielen historischen Altstädten. Die Nummerierung ist nicht "unlogisch", sondern verständlich für die Städte, die sich damals nicht weiter ausdehnen konnten als bis zur Stadtmauer. Mit der Ausdehnung der Bebauung über die Stadtmauern hinweg entwickelten die Städte die wechselseitige Nummerierung mit den ungeraden Nummern auf der linken Straßenseite und den geraden Nummern auf der rechten Straßenseite. In vielen Städten existieren beide Systeme nebeneinander für die Altstadt einerseits und die neuen Stadtbereiche andererseits.

In Münster gibt es die umlaufende Nummerierung in sämtlichen Altstadtstraßen und auch in der Johanniterstraße, der Friedrichstraße, der Badestraße und in den nur einseitig angebauten Straßen Am Kanonengraben, Kleimannstraße, Am Kreuztor und der Hüfferstraße bis Hausnummer 26. Warum außerhalb der Altstadt die genannten Straßen diese Nummerierung aufweisen, ist nicht überliefert. In Wolbeck und anderen Ortsteilen gibt es diese umlaufende Nummerierung nicht.



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