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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
Bildrechte: Stadt Münster/Katasteramt
 
Straßenschild Ringoldgasse
Bildrechte: Stadt Münster
 
 
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Memelufer

Stadtbezirk:Münster-Mitte
Statistischer Bezirk: Mauritz-Mitte
Entstehung: 1935
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Benannt nach dem Fluss Memel, der durch Litauen fließt und ins Kurische Haff und in die Ostsee mündet. Die Stadt Memel und das Memelgebiet gehörten bis 1918 zum Deutschen Reich und wurden durch den Versailler Vertrag unter die Kontrolle des Völkerbundes gestellt.

In Münster-Mitte gibt es ein Gebiet mit Straßennamen aus dem Themenbereich Flüsse. Es sind die Straßennamen
Elbestraße, Emsstraße, Lahnstraße, Lippestraße, Memelufer, Moselstraße, Neißestraße, Oderstraße, Rheinstraße, Ruhrstraße, Saarstraße und Weserstraße.

Am 8. Dezember 2020 beantragte die Bezirksvertretung Münster-Mitte (BV Mitte) einen umfassenden Bericht über die Überprüfung von Straßennamen, die in den Jahren von 1933 bis 1945 entstanden sind, und zu der Frage, ob die NS-Ideologie in diesen Straßenbenennungen sichtbar würde. Der Bericht wurde am 18. Januar 2022 der Bezirksvertretung Mitte vorgelegt.

Dort heißt es:
„Der Name wurde am 30. September 1935 für „die künftigen Grünanlagen westlich des Dortmund-Ems-Kanals und des Mauritzhafens, zwischen Warendorfer Straße und Mauritzheide" vergeben. Memel ist der deutsche Name für einen Fluss und eine Stadt in Litauen. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs gehörte die Region um Fluss und Stadt zur preußischen Provinz Ostpreußen, damit seit 1871 zum Deutschen Reich. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Memelgebiet mit starker litauischer Minderheit aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags von Deutschland abgetrennt und unter Völkerbundmandat gestellt, 1923 von Litauen besetzt und annektiert. Der Völkerbund erkannte die Annektion bei gleichzeitiger Billigung des Memelstatuts an, wodurch der deutschen Bevölkerung Memels Autonomierechte zugestanden wurden. Aufgrund anhaltender Spannungen zwischen Deutschen und Litauern in dem Gebiet führte Litauen 1926 das Kriegsrecht ein und schränkte so die Autonomie des Gebiets ein. Seit Ende der 1920er Jahre arbeiteten mehr oder weniger verdeckt nationalsozialistische Organisationen im Memelland, die 1934 von der litauischen Regierung verboten wurden. Ihr Führungspersonal wurde in einem vielbeachteten Prozess wegen Hochverrats zu teils langjährigen Haftstrafen verurteilt. U.a. dieser Eklat erlaubte dem Deutschen Reich, Litauen der fortgesetzten Verletzung des Autonomiestatuts zu bezichtigen. 1939 musste Litauen das Gebiet unter deutschem Druck an das Reich zurückgeben. 1944 besetzten sowjetische Truppen das Gebiet, das seither zu Litauen gehört (Stadt Klaipeda, Fluss Nemunas). Das Memelland stand für eine widerrechtlich vom Reich losgerissene Region, deren Bevölkerung unter dem „Terror” einer fremden Regierung zu leiden hatte, sich dagegen jedoch zur Wehr setzte. Zwischen 1933 und 1945 wurden in neun weiteren Städten in Westfalen Straßen nach dem Memelgebiet benannt. In Dorsten, Recklinghausen, Bottrop, Paderborn und Hattingen wurden die Straßen nach dem Zweiten Weltkrieg umbenannt, in den meisten Fällen noch 1945.“

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