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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Soester Straße

Stadtbezirk:Münster-Mitte
Statistischer Bezirk: Hansaplatz
Entstehung: 1974
Amtsblatt: 20/1974
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Benannt nach der Stadt Soest.

Soest war im hohen Mittelalter zumindest von etwa 1200 bis ca. 1450 die größte und bedeutendste Stadt Westfalens und die Hauptstadt des kurkölnischen Landesteils. Um 1450 stand es mit ungefähr 10.000 Einwohnern und einer ummauerten Fläche von 102 Hektar im Range einer Großstadt (Kölnwar mit 40.000 Einwohnern die größte Stadt in Deutschland.) Noch 1843 hatte soest mit 8.750 Einwohnern mehr als Dortmund (7.650).
Der fruchtbar und quellenreiche Soester Raum ist uraltes Siedlungsgebiet. Am Ende des 8. Jahrhunderts, als die Franken unter Karl dem Großen die ins fränkische Reich eingedrungenen Sachsen unterjochen und christianisieren, beginnt auch in Soest die kontinuierlich dokumentierte Stadtgeschichte. Die gegen Ende des 8. Jahrhunderts errichtete Petrikirche war die erste Kirche in einem weiten Missionsgebiet, das die von den Franken ausgebaute Fernhandels- und Heerstraße, der Hellweg, durchzog.

Eine Fläche von 4,5 Hektar um diese Kirche herum, die der Überlieferung nach schon früh dem Kölner Erzbistum unterstellt wurde, war schon im 9. Jahrhundert durch eine Befestigung gesichert. Hier errichtete vermutlich der Kölner Erzbischof Bruno (953-965), ein Bruder Kaiser Ottos I., einen gewaltigen Wohnturm, von dem noch Muerreste vorhanden sind. 962 ließ Bruno die aus Troyes in Frankreich stammenden Reliquien des Märtyrers Patroklus nach Soest überführen und verfügte in seinem Testament die Gründung des St.-Patroklui-Stiftes, das zu einem weltlichen und Kirchlichen Verwaltungszentrum im Kölner Erzbistum wurde.
Als eine befestigte und volkreiche siedlung wwurde Soest 836 erstmals urkundlich erwähnt. 972 beschrieb ein arabischer Gesandter am Hof des Kaisers Soest als befestigten Ort, in die die Einwohner Salz durch Verdampfen salzhaltigen Quellwassers herstellten.

Im 11. und 12. Jahrhundert nahm Soest einen gewaltigen Aufschwung. Etwa ab 1140 wurde eine Erweiterung des Stadtgebietes auf 102 Hektar vorgenommen und in jahrzehntelanger Arbeit durch eine 3,8 Km lange, 1,7 Meter dicke und 10 Meter hohe Mauer mit 10 Toren eingefasst. Ein durchschnittlich 21 Meter breiter Graben war dieser Mauer vorgelagert. Die ursprünglich 27 Wehrtürme (nur einer ist erhalten) wurden im 13. Jahrhundert errichtet. Der Wall hinter der Mauer wurde erst im 15. Jahrhundert aufgeschüttet, nachdem die Soester erfahren hatten, dass die neuen Feuerwatten ihre Stadtmauer demolieren konnten.

Das sich im 12. Jahrhundert herausbildende Soester Stadtrecht ist auf der sogenannten "Kuhhaut", einem großen Stück Pergament, aus dem 13. Jahrhundert überliefert. Es wurde Vorbild für 65 Städte im norddeutschen Raum. Um 1150 sind ein ratsähnliches Gremium, das die Stadt regiert, und das älteste Stadtsiegel nachweisbar.

Nach dem Abschluss des Mauerbaues wurde die große Stadt in sechs Pfarrbezirke eingeteilt. Neben der alten Stadtkirche St. Petri, der Stiftskirche St. Patrokli, der Kaufmannskirche St. Georgii und dem außerhalb der Mauer gelegenen Stift St. Walburgis entstanden in der Folgezeit die Kirchen St. Pauli, St. Thomä, St. Mariä zur Höhe und St. Mariä zur Wiese, zum Teil an der Stelle kleinerer Vorgängerbauten.

Im 13. Jahrhundert kamen noch die Klöster der Dominikaner und der Franziskaner hinzu. In den einzelnen Kirchengemeinden und im Bereich der Stadttore entstanden 18 zum Teil große Kapellen wie zum Beispiel die Nikolai- und die Brunsteinkapelle, die heute noch stehen. Am Rande der Stadt baute sich der Kölner Erzbischof einen neuen Palast. Als der Kaiser ihn 1180 mit dem Herzogtum Westfalen belehnte, wurde Soest die Hauptstadt dieses kurkölnischen Westfalen. Hiermit waren die Weichen gestellt für den Aufstieg Soests zur bedeutendsten Stadt des Landes.

Die Hanse und Soest
Soester Kaufleute haben schon im 10. und 11. Jahrhundert Fernhandel, vor allem nach Norden, nach Haithabu/Schleswig, und nach Osten getrieben. Sie waren Mitbegründer von Lübeck und anderen Ostseestädten im 12. und 13. Jahrhundert, darunter auch Wisby auf Gotland oder Thorn in Polen. Fernhändler aus Soest lassen sich schon früh in Riga und Nowgorod nachweisen.

Wichtigstes Handelsgut bildete das hier und in der Umgebung gewonnene Salz. Gleichbedeutend war der Handel mit Wein, der über Köln bezogen wurde, und mit Metallwaren, besonders Waffen, die hier aus den Rohmetallen des Sauerlandes hergestellt wurden. Agrarprodukte, vor allem Getreide, aber auch Pferde und Vieh aus der Soester Börde, Waid zum Färben von Stoffen und hier hergestellte gefärbte Tuche ergänzten den Warenkatalog der Soester Kaufleute.

Im westfälischen Hansequatier übernahm Soest wie auch Dortmund, Münster und Osnabrück die Rolle einer Prinzipalstadt. Es waren Vertreter auf den großen Hansetagen in Lübeck für Lippstadt, Werl, Arnsberg, Attendorn, Brilon, Rüthen und Geseke mit den Orten Olpe, Menden, Drolshagen, Belecke, Warstein, Kallenhardt, Neheim, Eversberg, Hirschberg, Grevenstein, Balve, Allendorf und den sieben Freiheiten Hüsten, Freienohl, Sundern, Bödefeld, Hagen, Hachen und Langscheid.

1604 fand in Soest der letzte regionale Hansetag der Soest zugeordneten Hansestädte statt. 1608 war Soest zum letzten Mal in Lübeck vertreten. Die Einladung zum letzten Hansetag in Lübeck 1669 schlug Soest aus, weil die Hanse-Organisation nicht mehr wie früher funktionierte.

Die Soester Fehde
Das Selbstbewusstsein und der Reichtum der Soester gerieten immer häufiger in Konflikt mit den Interessen des Landesherrn, des Kölner Erzbischofs. 1225 schon hatten die Bürger seinen neuen Palast gewaltsam entfestigt. Im 14. und 15. Jahrhundert errang die Stadt die Herrschaft über 48 Dörfer der Soester Börde. Die Auseinandersetzungen mit dem geistlichen Landesherrn gipfelten in der Soester Fehde, 1444-1449, in der es der Stadt gelang, die Territorialherrschaft der Kölner Erzbischöfe abzuschütteln. Sie trat in ein nur lockeres Bündnisverhältnis zum Herzog von Kleve. Ihre Funktion als Hauptstadt im kurkölnischen Herzogtum Westfalen war damit beendet. Als sie 1531 mit ihren 48 Dörfern in zehn Kirchspielen evangelisch-lutherisch wurde, lag sie ziemlich isoliert am Rande des Herzogtums Kleve-Mark, umgeben von den nicht immer freundlich gesinnten katholischen kurkölnischen Gebieten.

Die Einbindung der Stadt in den brandenburgisch-preußischen Staat
1609 war der letzte Herzog von Kleve gestorben. Damit geriet Soest in den Kampf um dessen Erbe und wurde 1614 den Brandenburgern zugesprochen. 1616 kapitulierte die Stadt nach einer kurzen Belagerung und sah damit zum ersten Mal einen "Feind" in seinen Mauern.

Im darauffolgenden Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) nahm in Soest die Zahl der Einwohner und Häuser drastisch ab. Der Siebenjährige Krieg, in dem Preußen unter Friedrich II., dem Großen, gegen Österreich, Rußland und Frankreich kämpfte, bewirkte den Tiefpunkt der Stadtentwicklung: Aus der ehemaligen Großstadt war 1756 eine unbedeutende Landstadt mit ca. 3.600 Einwohnern geworden.

Der preußische Staat duldete keine Sonderrechte einzelner Städte und nahm Soest nach und nach althergebrachte Privilegien wie die Steuerfreiheit, die Gerichtshoheit des Rates oder die freie Wahl der Ratsherrn und der Bürgermeister. 1742 verlor Soest das Recht, selbst zu münzen, und 1751 hob Friedrich II. die steit 1260 bestehende Soester Ratsverfassung auf.

In der napoleonischen Zeit verlor Soest 1809 sein 20.000 Hektar großes Territorium mit den 48 Bördedörfern, über das es Jahrhunderte geherrscht hatte. 1808 und 1809 wurden die Nonnenklöster Paradiese und Welver in der Soester Börde aufgehoben, 1811 das Stift St. Patrokli, 1812 das Stift St. Walburgis und das Dominikanerkloster und 1814 das Franziskanerkloster.

Wiederaufstieg im 19. Jahrhundert
1817 gewann Soest als Sitz des neugeschaffenen Kreises Soest zwar eine wichtige Zentralfunktion zurück, aber die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war für unsere Stadt noch eine erbärmliche Zeit. Die mittelalterlische Bausubstanz zerfiel immer mehr. Von zehn Stadttoren überlebte nur das Osthofentor (heute Museum u.a. mit 25.000 mittelalterlichen Armbrustbolzen). Drei Kirchen, das mittelalterliche Rathaus und etliche andere baugeschichtlich bedeutende Gebäude wurden abgebrochen.

Am industriellen Aufschwung von der Mitte des vorigen Jahrhunderts an hatte Soest nur einen geringen Anteil. Der Bau der Eisenbahn ab 1849 vernichtete ein Drittel des mittelalterlichen Befestigungsringes und bewirkte die Ansiedlung einzelner Industriebetriebe außerhalb der Wallmauer, so dass das mittelalterliche Stadt- und Straßenbild weitgehend unberührt blieb.

Der Soester Bahnhof wurde zu einem großen Umschlagplatz für den Güterverkehr vom und zum Ruhrgebiet ausgebaut und damit zum größten Arbeitgeber in der Stadt.

So ist Soest heute
Im Zweiten Weltkrieg sollte vor allem der Verschiebebahnhof mit 2.000 Beschäftigten getroffen werden, aber die Bomben der Alliierten zerstörten oder beschädigten auch ungefähr 60 des Hausbestandes.

Man hat beim Wiederaufbau die alten Straßenfluchtlinien weitgehend belassen. Das alte Soest entstand mit vielem Fachwerk neu. Die Altstadt mit ihren zu zwei Dritteln erhaltenen Befestigungsanlagen, mit ihren vielen Kirchen, zahlreichen alten Häusern und ihren verschlungnenen Straßen und Gassen hat immer noch den Charakter einer mittelalterlichen Stadt.

1969 konnte Soest im Rahmen der nordrhein-westfälischen Gemeinde-Gebietsreform 18 Dörfer von den ursprünglich 48, die bis 1809 zur Stadt gehört hatten, als Ortsteile eingemeinden, und 1975 wurde es Sitz des aus den Altkreisen Soest und Lippstadt und dem Amt Warstein (Kreis Arnsberg) gebildeten neuen Großkreises Soest.

Soest hat heute 50.000 Einwohner und liegt an der Peripherie des Ruhrgebietes und nahe den Erholungsgebieten Möhnesee und Sauerland. Seine Verkehrsanbindungen durch die Eisenbahn nach Osten über Paderborn und nach Westen, Norden und Süden über Hamm und Dortmund und durch die Autobahn A44 und die Bundesstraße B1 sind günstig.

Als Kreissitz und als Sitz einer großen Zahl überregionaler Behörden, mit weitgefächertem Schulangebot, drei Fachbereichen der Universität-Gesamthochschule Paderborn, dem nordrhein-westfälischen Landesinstitut für Schule und Weiterbildung, einer Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und als Standort hauptsächliche mittelständischer Unternehmen ist Soest ein aufsstrebendes regionales Zentrum mit besonderer Wohnqualität.

Quelle: Gerhard Köhn (Herausgeber) Soest in einer sehr kurzen Geschichte, zusammengestellt im Auftrag des Vereins für Geschichte und Heimatpflege Soest e.V., Soest 1997


Die heutige Soester Straße hieß vor 1975 Gallitzinstraße. Durch die Kommunale Neugliederung zum 1. Januar 1975 kam die Gallitzinstraße in Angelmodde ins Stadtgebiet Münster. Die Gallitzinstraße in Angelmodde konnte ihren Namen behalten, in Münster wurde die Gallitzinstraße in Soester Straße umbenannt.

Um Münsters Geschichte als Hansestadt deutlich zu machen wurden in dem Wohngebiet zwischen der Eisenbahn, der Wolbecker Straße und dem Hansaring Straßen nach Hansestädten benannt. Es sind die Bremer Straße, die Soester Straße, und die Hamburger Straße.