A bis Z

Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W Y Z 

Suche

Wilhelm-Raabe-Straße

Stadtbezirk:Münster-West
Statistischer Bezirk: Roxel
Entstehung: 1974
im Stadtplan anzeigen

Benannt nach Wilhelm Raabe, (1831-1910), Dichter

Wilhelm Raabe (1831-1910), Dichter
Sicherlich wissen heute nur wenige welch ein bedeutender Schriftsteller Raabe war. Nachdem er zunächst den Beruf des Buchhändlers erlernt hatte, begann er ein verspätetes Studium in Berlin. Danach fing er an, Romane zu schreiben. Aber seine Vorliebe für Menschen, die hinter der Hecke liegen gelassen worden sind, für das Unbedeutende, Anspruchslose, für eine Welt, die getragen wird von unauffälliger Arbeit, Pflichterfüllung und verzichtender Liebe brachte ihn in einer Zeit des bürgerlichen Ehrgeizes um den verdienten Erfolg. Das Interesse für das Beschauliche war den Zeitgenossen fremd, noch fremder als sein eigenwilliger Stil: ein Durcheinander von Wahrheit, Traum, Illusion und Reflexion.
Nach seinem ersten Erfolg mit dem Roman Die Chronik der Sperlinggasse erschienen weitere bedeutende Romane: Der Hungerpastor, Abu Telfan und der Schüdderump. Der Schüdderump ist ein alter Leichenkarren aus der Pestzeit, der die Leichen auskippt, ohne dass der Totengräber sie berühren muss. Er wird Raabe zum Symbol für Welt und Leben. Alle Menschen, ob bedeutend oder unbedeutend, gehen den Weg alles Irdischen, mögen sie nun reich oder arm, glücklich oder unglücklich gewesen sein. Im Pestgrab liegen sie alle beisammen. Wahres Glück kennen nur die Entsagenden - wie Hans Unwirsch, der Hungerpastor, - der nach bitteren Enttäuschungen, in die ihn sein Welt- und Bildungshunger getrieben hatte, auf seiner Hungerpfarre sitzt und von Arbeit und tätiger Liebe lebt. Abu Telfan überrascht durch die Kritik der sozialen Zustände. In den Augen eines Afrika-Heimkehrers zerbröckelt die Scheinwelt einer kleinen Residenzstadt in nichts. Denn hinter dem großspurigen Gehabe von Adel und Bürgertum entdeckt der Beobachter nur Verkommenheit, Falschheit und muffiges Philistertum. Trotz seines Pessimismus sehnte sich Raabe nach dem Sieg des Guten und Echten. Aber er spürte den Untergang der alten Welt. Sein Instinkt war scharf und sicher genug, schon in den Jahren des Glücks, als das Deutsche Reiche die Höhe seiner Macht erreichte, das Knistern im Gebälk zu spüren. Im Alter schrieb er den Stopfkuchen. Heinrich Schaumann, genannt Stopfkuchen, wird zum Retter eines unter Mordverdacht stehenden Bauern.
Raabes Novellen wie Die schwarze Galeere und Else von der Tanne sind bekannter als seine Romane
Autorin: Maria Mausfeld
Quelle: Liselotte Funcke (Hrsg), Hagener Straßen erzählen Geschichte(n), Hagen 2001

In Roxel gibt es ein Gebiet mit Straßennamen aus dem Themenbereich Dichter. Es sind die Straßennamen
Bertolt-Brecht-Straße, Carossastraße, Geibelstraße, Goethestraße, Holteistraße, Lessingstraße, Ludwig-Thoma-Straße, Ludwig-Tieck-Straße, Nicolaistraße, Paul-Gerhardt-Straße, Ricarda-Huch-Straße, Uhlandstraße und Wilhelm-Raabe-Straße.