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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Uhlandstraße

Stadtbezirk:Münster-West
Statistischer Bezirk: Roxel
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Benannt nach Ludwig Uhland, (1781-1862), Rechtsanwalt, Politiker und Dichter.

Ludwig Uhland, (1787-1862), Dichter
Wer weiß schon, dass das Lied Ich hatt einen Kameraden von dem Tübinger Dichter und Abgeordneten der ersten deutschen Nationalversammlung, Ludwig Uhland, gedichtet wurde? Oder dass Die linden Lüfte sind erwacht - von Schubert vertont - aus seiner Feder stammt? Dass diese Gedichte so selbstverständlich dem deutschen Liedgut zugeordnet werden, ist gewiss ein positives Zeichen dafür, wie nah Uhlands Dichtung dem zu seiner Zeit wiederentdeckten Volkslied war. Sein eigentliches dichterisches Talent entfaltete sich in der epischen Form. Wir verdanken ihm einige der besten deutschen Balladen, z. B. Bertram de Born, des Sängers Fluch oder die humorvolle Schwäbische Kunde. Aus seinen Balladen sind Zitate in den öffentlichen Sprachgebrauch eingegangen: Viel Steine gab's und wenig Brot. Seine Stoffe entnahm er den deutschen Sagen und Märchen. Er wird den schwäbischen Romantikern zugerechnet.
Von Hause aus war er Jurist, studierte in Tübingen, wo er 1810 zum Dr. jur. promovierte. Die damals übliche Bildungsreise machte Uhland nach Paris, wo er sich mit altfranzösischer und mittelhochdeutscher Literatur beschäftigte. 1814 eröffnete er eine Anwaltspraxis in Stuttgart; doch galt seine eigentliche Neigung der Literatur. So verfasste er die erste Monographie über Walther von der Vogelweide und erhielt 1830 eine Professur für Sprache und Literatur in Tübingen. Durch seine Beschäftigung mit dem Mittelalter war Uhland zu einem politisch engagierten Patrioten geworden. 1819 - 26 und 1832 - 38 war er Abgeordneter im Württembergischen Landtag und kämpfte gegen seinen König für das gute alte Recht, d. h. für die Einhaltung von Verträgen, die einst zwischen Herrscher und freien Bürgern ausgehandelt wurden. 1848 ging er in die Nationalversammlung nach Frankfurt. Sein politisches Anliegen war es, alle deutschen Bruderstämme zum großen Gesamtwesen in Freiheit, Einheit und heilbringender Ordnung zu verbinden, d. h. er trat für eine großdeutsche Lösung der Nationalen Frage mit Österreich ein. Bewährte Traditionen des Zusammenlebens sollten wieder belebt werden: die Selbstverwaltung der Gemeinden, der Genossenschaftsgedanke. Alle Deutschen sollten frei und vor dem Gesetz gleich sein. Das Wahlrecht sollte für alle deutschen Männer gelten, ebenso die Wehrpflicht. Todesstrafe und Verfolgung Andersdenkender sollten abgeschafft werden. Zahllose Laudationes und Dankadressen wurden an den konservativen Liberalen gerichtet. Der König von Preußen verlieh ihm den Pour-le-Mérite, der König von Bayern einen hohen bayrischen Orden. Uhland lehnte beide ab.
Für seine Zeitgenossen war der bescheidene Gelehrte ein moralische Autorität; kein Schatten fiel auf seine lautere Persönlichkeit. Schade, dass er heute weitgehend vergessen ist.
Autorin: Christa Ulrich
Quelle: Liselotte Funcke (Hrsg), Hagener Straßen erzählen Geschichte(n), Hagen 2001

In Roxel gibt es ein Gebiet mit Straßennamen aus dem Themenbereich Dichter. Es sind die Straßennamen
Bertolt-Brecht-Straße, Carossastraße, Geibelstraße, Goethestraße, Holteistraße, Lessingstraße, Ludwig-Thoma-Straße, Ludwig-Tieck-Straße, Nicolaistraße, Paul-Gerhardt-Straße, Ricarda-Huch-Straße, Uhlandstraße und Wilhelm-Raabe-Straße.