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Straßennamen in Münster
Bedeutungen und Hintergründe
Paula-Wilken-Stiege
Stadtbezirk Münster-Nord
Statistischer Bezirk Kinderhaus-Ost
Lage im Stadtplan
Entstehung 1989 20.06.1989
Amtsblatt 12/1989 14.07.1989
Paula Wilken (1910-1988) plattdeutsche Vortragskünstlerin.
Paula Wilken wurde am 13.3.1910 in Ascheberg geboren. Sie verlor ihren Vater sehr früh auf tragische Weise. Ihre Mutter, an der sie zeitlebens mit großer Liebe hing, musste ihre acht Kinder in schwerer Zeit alleine durchbringen.
Im Jahre 1933 zog Paula Wilken zusammen mit ihrem Ehemann Josef nach Kinderhaus, damals bereits Teil der Großstadt Münster, aber dennoch überschaubar und noch dörflich klein.
In Kinderhaus schrieb sie plattdeutsche Theaterstücke, Gedichte, Erzählungen. In den Jahren 1948 bis 1953 wurden im Saal der früheren Gaststätte Keuthage an der Grevener Straße sechs abendfüllende Vierakter von Paula Wilken aufgeführt. In dieser Zeit rief sie auch den Plattdeutschen Abend ins Leben. Das führte im Jahre 1951 zusammen mit Dr. Gustav Merten, der auch aus 'Askebierk' (Ascheberg) stammte, zur Gründung des Plattdütsken Krink Mönster; dem sie lange Jahre im Vorstand angehörte.
Unermüdlich engagierte sie sich für die plattdeutsche Sprache. Sie schrieb immer neue Gedichte, neue Lieder und reiste rezitierend durch das Münsterland. Überall fand sie spontan viele Freunde.
Mit ihrem Lied von der Kaffeemühle sang sie sich in die Herzen aller Liebhaber der plattdeutschen Mundart. 1987 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz verliehen, eine von vielen Ehrungen, die Paula Wilken erhielt.
Am 26. September 1988 endete ihr erfülltes Leben. Geblieben ist die Erinnerung an eine lebensweise plattdeutsche Dichterin, an eine großartige Frau und deren fröhliches Lebensmotto: Sing met mi un lach met mi!
Quelle: Kinderhaus auf einen Griff, Broschüre der Werbegemeinschaft Kinderhaus u.a., 2002
- Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren Paula Wilken
Es gibt in Münster 14 Straßen, die nach Dichtern der niederdeutschen Mundart benannt sind:
Anton-Aulke-Straße,
Brockmannstraße,
Castelleweg,
Eli-Marcus-Weg,
Falgerstraße,
Fritz-Reuter-Straße,
Josef-Beckmann-Straße,
Mehringweg,
Natz-Thier-Weg,
Paula-Wilken-Stiege,
10
Rinscheweg,
Vollmerweg,
Wibbeltstraße und
Zumbroockstraße.
Was ist eine Stiege?
Der Flurname "Stiege" ist vor allem im Münsterland und auch im östlichen Westfalen weit verbreitet, kann aber Ortsfremde in die Irre führen. Denn gewöhnlich weist dieses Wort ja bergauf: Es meint einen Anstieg, einen Bergpfad oder auch eine Treppe. Auch in Westfalen war das so: Das alte plattdeutsche Wort "Stiege" bezeichnete etwa die Treppe zur Upkammer, aber auch die Hühnerleiter im Stall. "Stiege" nannten die Bauern auch den Querbalken, auf dem sie einen Zaun oder eine Hecke übersteigen konnten.
Im Münsterland aber setzte sich eine weitere Bedeutung durch, denn "Stiege" sagten die Bauersleute bald auch zu kleineren Flußwegen.
Stiegen dienten als
Zufahrt zum Hof: Hülskotters Stegge (Gronau), Enxkers Stegge (Ammeloe), Berings Stiege (Weseke), Hackmanns Stiege (Neuenkirchen), An der Nordorper Stiege (Borken), oder als
Weg zur Mühle: An der Mühlenstiege (Epe, Münster, Höster), Möllenstegge (Coesfeld), an de Muhlenstegge (Neuenkirchen), als
Weg zur Kirche oder zum Friedhof: Kerkstegge (Coesfeld, Nateln bei Soest), Kierkstege (Münster); Laichenstiege (Altenberge), Liekstegge (Groß Reken), Lickstegenkamp (Billerbeck) oder als
Weg ins Nachbardorf: An de Wessumer Stiege, an der Wüllner Stegge (beide in Ahaus), Himmighäuser Fußstiege (Snadebeck bei Höxter).
Die Stiege hat aber ihre ursprüngliche Bedeutung des Steigens und Kletterns nicht verloren. Das klingt vor allem im Namen des Sauerlandes an wie etwa "Auf der Bergsteige" in Saalhausen oder "Steigenberg" in Drolshagen. (...)
Quelle: Gisbert Strotdrees in Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe, Münster, Ausgabe 15/2014
Im Stadtgebiet Münster gibt es 41 Straßennamen mit dem Grundwort Stiege. Nur ein Teil davon sind historische Bezeichnungen wie Gasselstiege, Meesenstiege oder Woortstiege. Andere 'Stiege'-Namen sind leider Neuschöpfungen, die historisch klingen sollen.
Es sind:
Appelbreistiege,
Beelertstiege,
Bernsmeyerstiege,
Boeckmannstiege,
Brinkmannstiege,
Brüggstiege,
Coerdestiege,
Derßenbrockstiege,
Dingstiege,
Doris-Wortmann-Stiege,
Eckernstiege,
Feldstiege,
Feldstiegenkamp,
Feuerstiege,
Gartenstiege,
Gasselstiege,
Hagelbachstiege,
Haselstiege,
Jungfer-Willemin-Stiege,
Langenhorster Stiege,
Laustiege,
Linnebornstiege,
Lühnstiege,
Luntenstiege,
Marks-Haindorf-Stiege,
Meesenstiege,
Mersmannsstiege,
Niedenstiege,
Ossenkampstiege,
Papenstiege,
Paula-Wilken-Stiege,
Pieperstiege,
Potstiege,
Schelmenstiege,
Schildstiege,
Schlautstiege,
Schlikötterstiege,
Sendener Stiege,
Uppenkampstiege,
Wittoverstiege und
Woortstiege.
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