Seiteninhalt
33 Kabinette zur Stadtgeschichte
6. Beginn der Täuferherrschaft
Anfang 1534 begann die Erwachsenentaufe in Münster. Bei der Ratswahl am 23. Februar wurden ausschließlich Täufer und ihnen wohlgesonnene Bürger gewählt und somit ihre Herrschaft besiegelt. Bereits im März begann die Belagerung durch Bischof Franz von Waldeck. Der holländische Täuferführer Jan Matthijs kam mit zahlreichen Anhängern in das in Münster entstehende "Neue Jerusalem", in dem die Wiederkunft Christi – u.a. angekündigt durch Himmelserscheinungen – in naher Zukunft erwartet wurde.
Alle Taufunwilligen wurden der Stadt verwiesen, und die Pflichttaufe wurde eingeführt. In den Kirchen und Klöstern kam es zu einem Bildersturm, das Ratsarchiv wurde vernichtet und die Geldwirtschaft abgeschafft. Nach dem Tode Matthijs’ setzte Jan van Leiden als neuer Prophet die Ratsverfassung außer Kraft, ernannte einen Rat der zwölf Ältesten und führte die Vielfrauenehe ein. Unter seiner Führung gelang die Abwehr der anstürmenden Truppen des Bischofs.