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Stadtgeschichte seit 793
Die Schausammlung im ersten und zweiten Obergeschoss ist chronologisch aufgebaut. Die Leitlinie der Ausstellung bilden zahlreiche Stadt- und Architekturmodelle, die Gestalt und Wandel Münsters von 793 bis heute veranschaulichen. Die Modelle verdeutlichen, dass sich die münsterische Geschichte immer auch in der topographischen Entwicklung niedergeschlagen hat. Im ersten Obergeschoss ist die Zeit von der Stadtgründung bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, dem Ende des Fürstbistums Münster, dargestellt.
Münster entstand als Kloster ("monasterium") an der Stelle der sächsischen Siedlung Mimigernaford um 793. Als Bischofssitz wurde die Stadt Zentralort des Umlandes. Nach dem Jahr 1000 siedelten sich vor der Domburg Kaufleute und Handwerker an; um 1200 erreichte die Stadt nach dem Bau von sechs Pfarrkirchen und der Stadtmauer ihre mittelalterliche Ausdehnung in Form des noch heute bestehenden Promenadenrings.
Als Hansestadt war Münster vom 14. bis zum 16. Jahrhundert von großer Bedeutung. Die Auseinandersetzungen zwischen der Bürgerschaft und dem Fürstbischof als Stadtherrn fanden zur Zeit der Reformation während der Täuferherrschaft (1534/1535) einen Höhepunkt. Nachdem Münster 1553 seine städtischen Freiheiten wiedererlangt hatte, erlebte die Stadt eine neuerliche Blüte.
Der 30jährige Krieg verschonte die Stadt. In Münster und Osnabrück wurde von 1643 bis 1648 der Westfälische Frieden ausgehandelt. Nur wenige Jahre später, 1661, musste sich die Stadt dem Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen unterwerfen und verlor wesentliche Selbstverwaltungsrechte. Münster wurde nun "Haupt- und Residenzstadt" sowie Standort einer starken Garnison. Domkurien, Adelshöfe und Klosterbauten prägten das barocke Stadtbild.
Von 1767 bis 1787 wurde das fürstbischöfliche Residenzschloss errichtet.
Gegen das Anwachsen der europäischen Großmächte im 18. Jahrhundert konnte sich das Fürstbistum nicht behaupten. 1802 besetzten die Preußen das Land; 1803 verlor es durch die Säkularisierung seine Souveränität. Die Stadt Münster wurde zunächst preußisch, stand dann von 1806 bis 1813 unter napoleonischer Herrschaft und gelangte durch den Wiener Kongress 1815 endgültig an Preußen.
Das zweite Obergeschoss zeigt die Geschichte Münsters im 19. und 20. Jahrhundert, und zwar von der Angliederung an Preußen bis zur Gegenwart. Mit der Gründung der preußischen Provinz Westfalen (1816) wurde Münster Sitz zahlreicher Verwaltungs-, Justiz- und Militärbehörden. 1903 verlieh Kaiser Wilhelm II. der wieder eingerichteten Universität seinen Namen. Die katholischen Münsteraner empfanden jedoch die preußische Verwaltung als Fremdherrschaft.
Von 1870 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges wuchs Münster zur Großstadt heran; die Zuwanderung machte 1875 und 1903 Eingemeindungen nötig. Es entstand eine moderne Infrastruktur mit zentraler Wasserversorgung und Kanalisation, mit Gas- und Elektrizitätswerk, Straßenbahn und so weiter.
Das kulturelle Leben in Münster veranschaulichen ein Biedermeiersalon und Werke münsterischer Maler. Eine Schießhalle und ein Kaspertheater für den Send sowie ein Kaufladen von 1911 geben einen Einblick in das Alltagsleben der Münsteraner.
Die Jahre des Ersten Weltkrieges und der Weimarer Republik (1914–1933) waren auch in Münster Krisenzeiten; 1933 wurden die Nationalsozialisten stärkste Partei im Rat der Stadt. Als "Gauhauptstadt" erlebte Münster Gleichschaltung, Judenverfolgung, Kasernenbau und die völlige Zerstörung der Altstadt im Bombenkrieg in den Jahren von 1941 bis 1945.
Der Wiederaufbau nutzte das alte Straßennetz; neben Rekonstruktionen entstanden auch moderne Bauten wie zum Beispiel das Stadttheater. Dem politischen Neubeginn – der Begründung demokratischer Verhältnisse – folgte bald das "Wirtschaftswunder". Als Sitz einer Universität, zahlreicher Behörden, Kaufhäuser und Fachgeschäfte ist Münster heute Oberzentrum des Münsterlandes.
Insgesamt durchwandern die Besucherinnen und Besucher 30 Kabinette, die einzelne historische Phasen und Ereignisse oder kulturgeschichtliche Aspekte behandeln. Die Vielzahl der ausgestellten Bilder und Zeugnisse – Gemälde und Graphiken, Skulpturen, Kunstgegenstände, Möbel, Waffen, Textilien, Fotografien und alltägliche Gebrauchsgegenstände – gibt einen anschaulichen Einblick in die Vergangenheit Münsters. Dabei wird die Ortsgeschichte vor dem Hintergrund der allgemeinen deutschen und europäischen Geschichte entfaltet.
Historische Inszenierungen lassen Vergangenes wieder lebendig werden. Eindrucksvolle Beispiele hierfür sind das Täufer-Kabinett, der Laden Henke – ein originaler Kolonialwarenladen von 1911 – der rekonstruierte Wohnraum aus dem Sommerhaus des Jugendstilkünstlers Bernhard Pankok, oder das Café Müller im typischen Stil der 1950er Jahre. Die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges wird in einer eindringlichen Dokumentation aufgearbeitet.