Seiteninhalt
Münster im Modell
Das Jesuitenkolleg mit Petrikirche und Schulgebäude um 1660
1588 erhielten Jesuiten in Münster den Auftrag, philosophische und theologische Vorlesungen für die angehenden Geistlichen und den Klerus der Diözese abzuhalten sowie den Unterricht der Domschule mit ihren etwa 300 Schülern zu übernehmen. Der Unterricht an Schulen und Universitäten galt dem 1540 in Spanien entstandenen Orden als ein wichtiges Instrument zur Ausbreitung des katholischen Glaubens.
Zahlreiche Stiftungen ermöglichten ab 1590 den Bau eines eigenen Schulgebäudes und einer Kirche. Bereits 1593 wurde die Schule eröffnet, 1598 war die Petrikirche, der erste westfälische Kirchenbau des Ordens, fertiggestellt. Zwischen Schulgebäude und Kirche wurden Verbindungsgänge gebaut, so dass ein geschlossener Schulhof entstand.
Die steigenden Schülerzahlen machten im 17. Jahrhundert mehrere bauliche Erweiterungen erforderlich. Ab 1608 wurde östlich der Johannisstraße ein großer Gebäudekomplex für das Jesuitenkolleg errichtet. Mitglieder des Kollegs waren die Priester und Professoren, die Magister, die am Gymnasium unterrichteten, und die Scholastiker, der studierende Nachwuchs der Jesuiten. Zuerst entstand der lange Westflügel mit dem Refektorium und anderen Gemeinschaftsräumen sowie 30 Zellen für die Ordensmitglieder. Es folgten ab 1612 der Südflügel, ab Ende des Jahres 1654 der Ostflügel sowie der Nordflügel, der 1657 die Gesamtanlage abschloss. Auf diese Weise entstand ein vierflügeliger Bau mit dem Grundriss in Form eines unregelmäßigen Vierecks, der einen Innenhof umschloss.
Heute steht von dem Gebäudekomplex nur noch die Kirche St. Petri, die nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg nach alten Plänen – vereinfacht – wieder aufgebaut wurde.