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Münster im Modell
Das Stadttheater 1956
Der Neubau des münsterischen Theaters wurde 1954 bis 1956 nach Entwürfen der jungen Architekten Harald Deilmann (geb. 1920), Maximilian Clemens von Hausen (1919-1995), Ortwin Rave (1921-1992) und Werner Ruhnau (geb. 1922) errichtet. 1968-1971 folgte das Kleine Haus als Ergänzung.
Die Architektur des Theaterbaus von 1956 besticht durch Leichtigkeit und Eleganz sowohl der Formen als auch der Materialien. Sie setzte bewusst moderne Kontraste zu den benachbarten mittelalterlichen Kirchen. Zwar bezieht sich das Gebäude auf die historischen Straßenfluchten von Neubrückenstraße und Voßgasse, schafft sich aber mit der diagonalen Ausrichtung der Hauptbaukörper einen eigenen Raum. Dem Beschluss des Rats der Stadt Münster von 1950, die Ruine des Romberger Hofes zu integrieren, folgten die Architekten auf originelle Weise: Die Ruine steht zusammen mit einem großen alten Baum, der im Garten des Hofes den Bombenkrieg überlebt hatte, wie eine Kulisse in einem Lichthof zwischen innerem und äußerem Foyer. Der Anbau des Kleinen Hauses zeigt eine zeittypische Sichtbetonarchitektur der späten 1960er Jahre und nimmt keine Rücksicht mehr auf die nahe Martinikirche.
Die öffentliche Diskussion um den Theaterneubau in den frühen 1950er Jahren zeigt, dass es um mehr als moderne Architekturformen ging: Münster, das seine Hauptstadtfunktionen 1947 an Düsseldorf hatte abgeben müssen, wollte nicht in Provinzialität versinken, sondern seine Attraktivität als Kulturzentrum behaupten.
Das Theater als erster konsequent moderner Neubau nach dem Zweiten Weltkrieg in Münster und zugleich erster Neubau eines Theaters in der jungen Bundesrepublik Deutschland zu dieser Zeit galt in der Fachwelt als mutiger Schritt in die Zukunft.