A bis Z

Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Clara-Ratzka-Weg

Stadtbezirk:Münster-Ost
Statistischer Bezirk: Mauritz-Ost
Entstehung: 1954
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Benannt nach Clara Ratzka, (1871-1928), Westfälische Dichterin

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Die Dichterin Clara Ratzka etwa 1914

Clara Ratzka, *4.9.1871 Hamm, †3.11.1928 Berlin, war Schriftstellerin. Mit Münster verbindet die Schriftstellerin ein mehrjähriger Aufenthalt als Schülerin, von allem aber ihr bekanntester Roman Familie Brake - Ein Roman aus dem alten Münster. Als sie sieben Jahre alt war, zog die Familie nach Münster. Clara Ratzka verlebte Kindheit und Jugend in dieser Stadt, deren Geist und Atmosphäre sie nachhaltig prägten. Nach der Schulzeit lebte sie einige Jahre ohne rechtes Ziel im elterlichen Hause in Münster. In Familie Brake offenbart sie denn auch eine intime Kenntnis der Stadt, die kein Fremder so leicht erwerben kann. Clara Ratzka heiratete mehrmals, wohnte zeitweilig in London, Paris, New York und bereiste die ganze Welt.
Quelle: Detlef Fischer, Münster von A bis Z, Münster 2000

Clara Ratzka, geb. Ernst, geb. 4.9.1871 in Hamm, gest. 3.11.1928 zu Berlin. Deutsche Schriftstellerin. Mitglied des Deutschen Schriftstellerinnenbundes. War von der zeitgenössischen Kritik hoch eingeschätzt. Eine der ersten unter den großen deutschen Erzählerinnen. Das Urteil der Nachwelt über Clara Ratzka als Schriftstellerin und emanzipierte Frau wird sich wieder neu bilden. Die Clara-Ratzka-Gesellschaft (seit 1998) betreut und publiziert ihr literarisches Oevre.

Ihre Eltern stammten aus begüterten Familien der Soester Börde und des Kreises Meschede. Clara Ratzkas Vater war Generaldirektor des Eisenwerkes Westfälische Union in Hamm gewesen und hatte seine Stellung wegen einer schweren Nervenlähmung und Sprachverlust aufgeben müssen. Die Familie siedelte 1877 nach Münster über.

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Die Dichterin Clara Ratzka etwa 1918

Nach dem Besuch der Domschule und der höheren Töchterschule wurde Clara Ratzka als Fünfzehnjährige für drei Jahre ins holländische Klosterpensionat Groesbeek geschickt. Dort entdeckte sie ihre künstlerische und literarische Neigung, für die sie in ihrer Familie kein Verständnis fand. Sie absolvierte das höhere Lehrerinnenexamen ohne den Beruf je auszuüben. Ihr Plan, Malerin zu werden, scheiterte am familiären Widerstand. Das ambivalente Verhältnis zu ihren münsterschen Jugendjahren spiegelt sich in Clara Ratzkas Rückschau: Die alte wundervolle Stadt, die Krankheit meines Vaters und die Tradition meiner Mutter hatten einen festen Ring um meine überschwängliche, phantasievolle und von innen heraus ausgelassene fröhliche Jugend gelegt. Im Alter von 21 Jahren heiratete sie den Industriellen Clemens Linzen - nach eigenen Worten in eine völlig ungeistige Umgebung. Die Ehe verlief unglücklich, so dass sich Clara Ratzka um die Jahrhundertwende entschloss, ihren Mann zu verlassen und mit ihrer Tochter Vera - sie war später verheiratet mit dem Expressionisten Fritz Schaefler - nach Berlin zu ziehen. In Münster ein gesellschaftlicher Skandal.

In Berlin engagierte sich Clara Ratzka in der Frauenrechtsbewegung, war 1906 Herausgeberin (Clara Linzen-Ernst) des Kampfblattes Korrespondenz Frauenfrage. Sie nahm als eine der ersten Frauen ihrer Zeit das Studium der Staatswissenschaft auf. Promovierte (Welthandelsartikel und ihre Preise) 1912 in Tübingen. Doch die wissenschaftliche Arbeit befriedigte sie nicht. Nach einer Italienreise 1916 schrieb sie im selben Jahr ihren ersten Roman. Sie hatte als Vierundvierzigjähige mit der Schriftstellerei endlich ihren eigenen Lebensinhalt gefunden. Ihren Weg beschreibt sie 1921 so: Doch immer, seit den Kinderjahren schon, wenn auch durch Hemmungen aller Art zurückgeworfen, der starke Trieb und Wille, etwas zu gestalten, Eigenes Besonderes. Vor allem zunächst aber zu erkennen das Leben und mich selbst. Und als ein gutes Stück gelebt war - nicht leicht -, da erkannte ich, dass ich nicht schwer Mühlsäcke zu wälzen habe, sondern dass ich auf jede Art mich selber geben muss, wie ich nun einmal geworden bin, und so auch einfach erzählen muss, was mir in den Sinn kommt, wie ich schon als Kind tat, als man meine Phantasie mit Scheren beschnitt ... Umwege? Ja. Umwege habe ich gemacht, aber das schadet nichts.

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Die Dichterin Clara Ratzka etwa 1928

In den Jahren danach folgten 15 weitere Romane, in denen sie sich mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft auseinandersetzte. Neben Reiseeindrücken aus Italien und Finnland verarbeitete sie auch Erfahrungen aus ihrer Kindheit und Jugend in Münster. Ihre Romane erreichten hohe Auflagen, erschienen zumeist in der Deutschen Verlagsanstalt Stuttgart. Zwei ihrer Romane sind - in mehrere Sprachen untertitelt - verfilmt worden.

Clara Ratzka ging noch zwei weitere Ehen ein 1911 mit dem Porträtmaler Arthur Ludwig Ratzka und 1922 mit dem wesentlich jüngeren Dr. Ernst Wendler, mit dem sie sich in Berlin-Zehlendorf niederließ. Wendler war Jurist und als Diplomat 1922 bis 1925 an der Deutschen Botschaft in London beschäftigt, wo sich auch Clara Ratzka oft aufhielt. Schon seit ihrer Jugend an Tuberkulose leidend und immer wieder zu längeren Sanatoriums-Aufenthalten gezwungen, starb Clara Ratzka 1928.
Quelle: Text der Clara-Ratzka-Gesellschaft


  • Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren   Clara Ratzka

In Mauritz-Ost gibt es ein Gebiet mit 17 Straßennamen aus dem Themenbereich Dichter. Es sind die Straßennamen
Adalbert-Stifter-Straße, Agnes-Miegel-Straße, Brentanoweg, Castelleweg, Clara-Ratzka-Weg, Franz-Grillparzer-Weg, Gerhart-Hauptmann-Straße, Heinrich-Lersch-Weg, Hermann-Sudermann-Straße, Hilleweg, Ludwig-Anzengruber-Weg, Natz-Thier-Weg, Paul-Keller-Straße, Peter-Rosegger-Weg, Stehrweg, Temmeweg und Theodor-Fontane-Straße.

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