Loergasse
    Die Loergasse und Loerstraße sind schon im Mittelalter bekannt.
    Loerstraße heißt das Stück vom früheren Klemenshospital bis zur Windthorststraße, Loergasse der
    Teil zwischen Salzstraße und An der Clemenskirche. Die Loergasse wurde früher im Volksmund auch
    Korfmakers Stiegesken genannt, weil hier Korbmacher ihre Bleibe hatten.
    Loerstraße und Loergasse haben ihren Namen nach den um 1490 bereits zu einer Gilde
    zusammengeschlossen Lohgerbern. Sie fertigen Leder, das durch Lohe oder Eichenrinde gegerbt
    wurde. Der Namen der Straße wird 1369 urkundlich zuerst erwähnt.
    Die Namen werden in Münster meist falsch ausgesprochen. Man sagt: Löhrstraße oder
    Löhrgasse. Richtig heißt es Lohrstraße oder Lohrgasse. Geschrieben
    wird ein niederdeutsches Dehnungs-e wie in Coesfeld, Raesfeld oder Hoetmar.
    Quelle: Wilhelm Kohl in: Münstersche
    Zeitung, 10.9.1956
    Die Gilden - eine Lebensgemeinschaft
    Die Ämter (= Gilden) waren nicht nur Berufsverbände, die ihren Angehörigen gute Geschäfte
    sicherten.
    Zeitweise war ihre Macht so groß, dass sie den städtischen Rat kontrollierten, ja sogar neben
    und gegen ihn Politik betrieben. Vor allem waren die Gilden jedoch Feuerwehr, Polizei und ihren
    Angehörigen eine Familie. Wer zu ihnen gehörte, gehörte ihnen ganz und besaß Pflichten und
    Rechte, die weit über das Berufsleben hinausreichten. Er musste mit Ledereimern zur
    Feuerbekämpfung eilen und mit Waffen die Stadt bewachen. Er musste pünktlich zu Gildefeiern
    erscheinen und die verstorbenen Gildebrüder zur letzten Ruhestätte geleiten. Versäumnisse
    hatten empfindliche Strafen zur Folge. Ausschluss aus dem Amt drohte gar dem Meister, der eine
    ehrlose Frau heiratete und so die Gilde in Verruf brachte. Die Gilden waren aber auch zur
    Stelle, wenn Amtsverwandte in Not gerieten. Die Witwe eines Meisters und seine Kinder wurden
    ebenso unterstützt wie der erkrankte Amtsbruder. Für in Not geratene Gesellen sprang die
    Gesellenkasse ein, zu der jeder beitragen musste.
    Die Gesellengilden, wie sie in Münster erstmals 1553 bei den Schuhmachern und 1569 bei den
    Bäckern belegt sind, vertraten die Interessen ihrer Angehörigen gegenüber den Meistern. Sie
    halfen dem Wandergesellen bei der Arbeitssuche, und ihr geselliges Leben trug dazu bei, dass
    sich der auswärtige Geselle bald nicht mehr ganz so fremd fühlte. Als Vereinigung von
    Arbeitnehmern waren sie durchaus eine Art Vorläufer der Gewerkschaften.
    Quelle: Stadtarchiv Münster, Im Wandel der Zeit - 1200 Jahre Münster, Zwolle 2000,
    Seite 181
    Es gibt im Stadtgebiet 12 Straßennamen nach Berufsbezeichnungen. Es sind
    Bäckergasse, Böttcherstraße, Drechslerweg,
    Holzschuhmacherweg, Korbmacherweg, Korduanenstraße,
    Küperweg, Loergasse, Loerstraße, Stellmacherweg, Tischlerweg und Töpferstraße.
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