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Baumaßnahmen
Kanal- und Straßenbau in Mauritz-Ost
Ende Juni 2014 begannen die Tiefbauarbeiten in Mauritz-Ost. Im Quartier rund um die Margaretenschule werden seitdem Kanäle, Versorgungsleitungen und Straßen erneuert. Erstmals entstehen hier Regenwasserkanäle und ein Regenrückhaltebecken.
Der typische Charakter des Quartiers mit seinen Straßengräben und den ebenen Straßenverläufen bleibt auch in Zukunft in vielen Bereichen erhalten.
Im Folgenden haben wir die Informationen zusammengestellt, die zu Beginn der Baumaßnahme im Tiefbaujournal 24 veröffentlicht wurden:
- Tiefbaujournal 24: "Altes Quartier wird frisch gemacht" (PDF, 3.70 MB) - nicht barrierefrei
Mit den jetzt startenden Bauarbeiten kommt ein Planungs- und Abstimmungsprozess zum Abschluss, der bereits vor fast 15 Jahren begann. Im Jahr 2000 hatte das Tiefbauamt erste Planungen zur Sanierung präsentiert. Schon damals war klar, dass das alte, zum Teil verrohrte Grabensystem nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik ist und ein Regenwasserkanal gebaut werden muss. Aufgrund geänderter Prioritäten im Haushalt des Tiefbauamtes und der Tiefbauarbeiten an der Mondstraße wurde die Maßnahme mehrmals verschoben.
Früher wurde improvisiert
Inzwischen besteht dringender Handlungsbedarf. Die Schmutzwasserkanäle sind stark sanierungsbedürftig, auch die Versorgungsleitungen der Stadtwerke müssen erneuert werden. Der Straßenaufbau entspricht nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik und muss nach den Kanal- und Leitungsarbeiten erneuert werden. Dass das Quartier in der Zeit um 1937 und 1950, also vor und nach dem 2. Weltkrieg, erschlossen wurde, merkt man ihm noch heute an.
Wohin mit dem Regenwasser?
Ein System aus Straßengräben wie in Mauritz-Ost ist in Münster etwas Besonderes. Was den eigenständigen Charakter des Quartiers prägt, hat aber auch seine Grenzen.
Dass jetzt neben der Sanierung des vorhandenen Schmutzwasserkanals auch ein Regenwasserkanal gebaut wird, hat drei Gründe. Die sehr flachen Gräben können in Extremfällen nicht sämtliches Regenwasser aufnehmen. Sie verlaufen zum Teil über private Grundstücke: eine rechtlich unsichere Situation, die die Stadt klären muss. Bislang wird zudem ein Großteil über den Schmutzwasserkanal abgeleitet, was wirtschaftlich und ökologisch nicht sinnvoll ist: Sauberes Regenwasser wird bis zur Hauptkläranlage gepumpt, durchfließt dort den gesamten Klärprozess, bevor es in die Ems geleitet wird. In Zukunft soll das Regenwasser über ein Trennsystem in die Werse abfließen. Ein Regenrückhaltebecken am Franz-Grillparzer-Weg sorgt für einen gleichmäßigen Abfluss.
Im Dialog miteinander
Mit dem einstimmigen Baubeschluss der Bezirksvertretung Münster-Ost aus dem September 2013 fand auch ein langer Diskussionsprozess mit den Anwohnern seinen Abschluss. Insgesamt drei Informationsveranstaltungen für die Bürgerinnen und Bürger, eine Meinungsumfrage und viele Gespräche mit Interessenvertretern und Sprechern der Straßen haben den Planungsprozess intensiv begleitet. Dass Sanierungen notwendig sind, darin bestand immer Einigkeit. Viele, wenn auch nicht alle Anregungen und Wünsche zur Umsetzung konnten in den Planungen berücksichtigt werden. Dazu gehört auch, dass der außergewöhnliche Charakter des Viertels erhalten bleibt: Es wird weiterhin nicht in allen Straßen Gehwege geben, die Straßengräben werden neu angelegt und der Platz am Franz-Grillparzer-Weg wird am Ende des 2. Bauabschnitts neu gestaltet und wieder begrünt.
Straßengräben im Viertel
Die Straßenseitengräben in Mauritz-Ost haben eine lange Geschichte. Zum Teil verlaufen sie verrohrt auch über private Grundstücke. Vielerorts sind die Rohre brüchig und teils provisorisch in Stand gesetzt worden. Als alleinige Regenwasserkanalisation eignet sich dieses System längst nicht mehr. Zu gering ist die Kapazität der Gräben, als dass das Niederschlagswasser hier einfach versickern könnte. Übergangsweise ist in den vergangenen Jahren der Anschluss des Regenwassers an die Schmutzwasserkanalisation toleriert worden. Demnächst werden Schmutz- und Regenwasser wieder getrennt abgeleitet. Die jeweiligen Grundstückseigentümer müssen die bautechnischen Voraussetzungen für die Beseitigung von „Fehlanschlüssen“ auf ihren Grundstücken durchführen. Die Stadt Münster hat dies auf dem Schulgrundstück in den vergangenen Jahren realisiert.
Stand nach dem Ausbau
Am Brentanoweg und an einigen Teilstücken der Straßen, die Kinder als Schulweg nutzen, werden Rundborde eingesetzt, die einen Gehwegbereich von der Straße trennen.
Hier werden die Gräben einseitig wieder hergestellt. Da die Straße eine leichte Neigung hat, dienen sie wie bisher der Straßenentwässerung.
Wie früher – aber besser
Mit dem Neubau eines Regenwasserkanals werden die alten Straßengräben eigentlich überflüssig. Da sie aber das Stadtbild in diesem Quartier prägen, wurde entschieden, die Gräben wieder anzulegen. Damit sie zugleich funktional sind, werden sie über ein Gullysystem an den Regenwasserkanal angeschlossen. So besteht keine Gefahr, dass die Gräben bei besonders starkem Regen überfluten. Die neuen Gräben verlaufen in Zukunft ausschließlich über städtischen Grund.
Stauraum für den Regen
Der Bau des Regenrückhaltebeckens ist eine Auflage der zuständigen Wasserbehörde. Nur so ist die Einleitung von Regenwasser in die Werse erlaubt. Schließlich soll es dort bei starkem Regen nicht zu Überschwemmungen kommen. Das Regenrückhaltebecken sorgt für den nötigen Ausgleich und einen gleichmäßigen Abfluss. Am Franz-Grillparzer-Weg wird eine ca. 800 Kubikmeter fassende Betonwanne wie ein riesiger Schuhkarton in die Erde eingelassen – viel Stauraum auf bzw. unter einer relativ kleinen Fläche.
Die Baustelle in Zahlen
Bei der Baumaßnahme in Mauritz-Ost geht es um eine Menge Meter und Material.
Insgesamt umfasst die Maßnahme etwa:
- 1.500 m Regenwasserkanal
- 1.600 m Schmutzwasserkanal
- 1.300 m Grundstücksanschlussleitungen
- 800 m³ Regenrückhaltebecken
- 1.300 m Gasleitungen
- 1.300 m Wasserleitungen
- 700 m Stromleitungen
- 9.000 m² Verkehrsfläche
Neue Straße – neues Licht

Straßen werden heute ganz anders gebaut als vor 70 oder 80 Jahren. Im Zuge der Baumaßnahme, bei der Versorgungsleitungen und Kanalrohre verlegt werden, ist ein Neubau unumgänglich. Wie von vielen Anliegern gewünscht, bleibt es aber bei den breiten Straßen ohne Geh- oder Radwege. Nur am Brentanoweg, einem Teil des Peter-Rosegger- und des Franz-Grillparzer-Wegs wird einseitig ein Gehweg durch ein Rundbord abgetrennt – als sicherer Schulweg. Neu auch die Beleuchtung: Die Technik der alten Leuchten, die noch mit Quecksilberdampf betrieben werden, hat ausgedient und wird durch Energiesparlampen ersetzt. Das spart 50 % Energie.
Auf 800 m³ Wasser entsteht eine bunte Wiese
Die Grünfläche am Franz-Grillparzer-Weg ist schon heute ein Treffpunkt für die Nachbarschaft. Bis er wieder so schön ist wie bisher, müssen sich die Nachbarn leider ein wenig gedulden. Denn zunächst wird gebuddelt. Unter dem Platz wird ein Regenrückhaltebecken mit einem Fassungsvermögen von ca. 800 Kubikmetern angelegt. Damit hier gebaut werden kann, muss erst einmal Platz geschaffen werden: Vorhandene Leitungen werden aus dem Weg geräumt; die Bäume müssen gefällt werden. An das unterirdische Betonbecken erinnern zukünftig nur einige Schachtdeckel in der Wiese. Über der Decke des Regenrückhaltebeckens wird eine Blumenwiese entstehen und an der Stirnseite werden wieder Bäume gepflanzt. Bänke zum Verweilen sind ebenfalls geplant.
Sauber in die Werse
Regenwasser aus Wohngebieten muss nicht teuer gereinigt werden. Und es sollte dort wieder ins Gewässer oder den Boden, wo es gefallen ist. Bislang war das hier nur zum Teil der Fall: Regenwasser, das nicht versickerte, wurde auch über den Schmutzwasserkanal nach Coerde zur Hauptkläranlage gepumpt und dann in die Ems geleitet.
In Zukunft bleibt das Regenwasser im Osten der Stadt. Der neue Regenwasserkanal leitet den Niederschlag in die Werse.
So wird gebaut
Voraussichtlich 3 1/2 Jahre werden die Bauarbeiten in Mauritz-Ost dauern. Den Start machen die Kanalbauarbeiten am Peter-Rosegger-Weg im Juni 2014. Grundsätzlich ist es so, dass Straßen von "unten" nach "oben" gebaut werden. D. h. der tiefste Kanal wird zuerst verlegt. Kanäle werden immer mit Gefälle verlegt, jeweils am Tiefpunkt geht es los.
1. Bauabschnitt
Kanalbau im Peter-Rosegger-Weg (Mondstraße bis Haus 22) und im Franz-Grillparzer-Weg: Vor den Kanalbauarbeiten müssen die Stadtwerke Münster einige Versorgungsleitungen aus dem Weg legen, damit Platz für die neuen Kanäle da ist. Dadurch werden die Straßen das erste Mal aufgerissen. Dieser erste Bauabschnitt hat die Besonderheit, dass die Kanäle ein gegenläufiges Gefälle haben: Der Tiefpunkt für den Regenwasserkanal liegt im Einmündungsbereich Mondstraße, der Tiefpunkt für die Schmutzwasserkanalisation liegt im Einmündungsbereich Laerer Landweg.
Dies führt dazu, dass die Straßen für den Kanalbau zweimal aufgerissen und provisorisch geschlossen werden. Im Bereich Franz-Grillparzer-Weg werden die Schmutzwasserkanäle und Versorgungsleitungen so verlegt, dass der Bau des Regenrückhaltebeckens möglich ist. Der Straßenendausbau für diesen Bereich erfolgt erst mit dem dritten Bauabschnitt, um eine Beschädigung durch die schweren Fahrzeuge beim Bau des Regenrückhaltebeckens zu vermeiden.
2. Bauabschnitt
Im zweiten Bauabschnitt wird das Regenrückhaltebecken im Franz-Grillparzer-Weg gebaut. Im weiteren Verlauf werden die Bauabschnitte dann unmittelbar aufeinander folgen oder, wenn die Bauabwicklung es zulässt, möglichst ineinander greifen.
3. Bauabschnitt
Sobald am Ludwig-Anzengruber-Weg Kanäle und die Versorgungsleitungen der Stadtwerke neu verlegt sind, werden hier, am Peter-Rosegger-Weg und am Franz-Grillparzer-Weg die Straßen gebaut.
4. Bauabschnitt
Der vierte Bauabschnitt umfasst die Kanal- und die abschließenden Straßenbauarbeiten am Brentanoweg, am Peter-Rosegger-Weg und am Teilstück des Heinrich-Lersch-Weges. Wie bei jeder Baumaßnahme ist das Wetter ein Unsicherheitsfaktor. Friert oder regnet es sehr stark, kann eine Straße nicht gebaut werden. Der Untergrund muss trocken und frostfrei sein, sonst hält der beste Straßenaufbau nicht.
Wie komme ich in mein Haus?
Während der Tiefbauarbeiten werden die Straßen, in denen gebaut wird, zur Sackgasse. Die Bauabschnitte sind jeweils so kurz, dass Anwohnerinnen und Anwohner ihre Häuser immer erreichen können. Die Parkmöglichkeiten werden zeitweise etwas eingeschränkt sein. Nicht immer kommt man mit dem Auto direkt bis vor die Haustür. Wer mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs ist, kann die Baustellen jederzeit passieren.
Alle Anlieger erhalten rechtzeitig und grundstücksbezogen vom Tiefbauamt Informationen dazu, wie sie ihr Grundstück erreichen können. Für Müllabfuhr und Rettungsfahrzeuge ist die Erreichbarkeit der Grundstücke während der Bauzeit sichergestellt.
Lageplan:
In vier Bauabschnitten zum Ziel
(PDF, 547 KB)
Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung
Nicht wenige Pendler nutzen das Wohnviertel um den Brentanoweg als Schleichweg, um ohne Ampel von der Mondstraße zur Wolbecker Straße zu kommen. Für die Anwohner ist das eine Belastung, für die Kinder, die hier zur Schule unterwegs sind oder spielen, gefährlich. Erfahrungsgemäß sind Pkw in Tempo-30-Zonen deutlich zu schnell unterwegs. An allen Einmündungen werden daher ca. 7 cm hohe Aufpflasterungen eingebaut, so dass diese den Verkehr wie eine Schwelle abbremsen. Weitere Rampen werden bei der Zufahrt zur Grundschule und im Bereich der Kindertagesstätte angelegt. In den Diskussionen mit den Anwohnern war diese Maßnahme durchaus strittig. Dabei erhöhen sich die Kosten für den Straßenbau durch die Aufpflasterungen nur geringfügig. Die Verkehrsplaner sind sicher, dass sich das Tempo des Verkehrs so deutlich drosseln lässt und vor allem die Kinder sicherer unterwegs sind. Und ganz gewiss meidet der ein oder andere Autofahrer diese Strecke zukünftig, weil sich über Rampen so schlecht rasen lässt.
Sichere Wege für die Kinder
Seit Jahrzehnten gibt es in Mauritz-Ost keine Gehwege. Daran haben sich offenbar alle gewöhnt. Anders ist es nicht zu erklären, dass bei der Meinungsumfrage unter den Anliegern 62 % gegen die Anlage von Gehwegen in ihrem Quartier gestimmt haben. Aber: Auch 60 % der Haushalte mit Kindern unter 18 Jahren halten eine durchgängig asphaltierte Straße ohne Gehwege nicht für ausreichend sicher. Die Planer haben daraus einen Kompromiss entwickelt, um vor allem den Schulweg für die Grundschulkinder sicherer zu machen:
Am gesamten Brentanoweg und am Peter-Rosegger-Weg von der Mondstraße bis zum Ludwig-Anzengruber-Weg werden einseitig Gehwege eingebaut. Diese werden durch einen Rundbordstein von der Fahrbahn getrennt. Im Eingangsbereich im Brentanoweg wird eine Aufpflasterung zusätzlich für Sicherheit sorgen.
Kosten und Beiträge
Die gesamte Baumaßnahme in Mauritz-Ost wird knapp 5 Mio. Euro kosten. Die Kanalsanierung und der Bau des Regenrückhaltebeckens werden aus städtischen Mitteln, die Versorgungsleitungen über die Stadtwerke finanziert. Die Anlieger werden gemäß dem Kommunalabgabengesetz (KAG) zu 80 % an den beitragsfähigen Kosten beteiligt, ihr Beitrag liegt bei insgesamt ca. 1,1 Mio. Euro. Beitragsfähig sind nur die Kosten für den Straßenbau und 50 % des bisher nicht vorhandenen Regenwasserkanals. Die Beitragsbescheide werden frühestens ein Jahr nach Fertigstellung aller Bauabschnitte für das gesamte Quartier versendet.