Erinnern in Auschwitz auch an sexuelle Minderheiten

 Lesung und Gespräch mit Lutz van Dijk

„Du sollst nicht gleichgültig sein!“

Baby vor einem Laptop, auf dem die Online-Lesung zu sehen ist

Auch junge Familien verfolgten die Lesung von Dr. Lutz von Dijk.

Ganz im Zeichen dieses Zitats, dem von Roman Kent (Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees) erdachten 11. Gebot, hielt der deutsch-niederländische Schriftsteller und Historiker Lutz van Dijk am Montagabend, 1. Februar, eine Lesung aus seinem aktuellen Buch „Erinnern in Auschwitz auch an sexuelle Minderheiten“, das er zusammen mit seinen polnischen Kolleginnen Joanna Ostrowska und Joanna Talewicz-Kwiatkowska herausgegeben hat. Anlass der Lesung war das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und die Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945.
Aus bekannten Gründen fand die Veranstaltung virtuell statt, was zunächst schade erscheinen mag, schlussendlich aber dazu führte, dass phänomenale 106 Teilnehmende der Lesung beiwohnen konnten.

Im Fokus stand, wie der Titel des Buches es schon vermuten lässt, die Verfolgung sexueller Minderheiten durch die Nationalsozialisten. Van Dijk unterstrich, dass es ihm und seinen Kolleginnen insbesondere darum ging, im Sinne der queeren Geschichte die Aufklärung über die Verfolgung und Diskriminierung dieser Minderheiten menschlicher und differenzierter zu gestalten. Dementsprechend umfasst das Buch auch Texte über Genderidentitäten, die nicht offiziell nach § 175 verfolgt wurden, aber Diskriminierung durch gesellschaftliche Ideologien erfuhren und/oder als „Asoziale“ in Konzentrationslager gebracht wurden. Auch die bisher in der Forschung weitgehend ignorierte Intersektionalität solcher Verfolgungsgründe klang immer wieder an. Van Dijks Lesung drehte sich um die Entstehung und die Kriterien zur Textauswahl des Buchs und thematisierte insbesondere die Frage nach der Geschlechteridentität und der Nationalität (deutsch/polnisch) der Verfolgten sowie die Wahl von Auschwitz als Erinnerungsort dieser verfolgten Minderheiten wegen seiner Wirkkraft als internationales Symbol für das, was Menschen einander antun können.

Angesichts des vielerorts steigenden Populismus wurde auch die Relevanz der Aufklärung über verfolgte Minderheiten für unsere Gegenwart und Demokratie hervorgehoben. Die von den Nationalsozialisten praktizierte Kategorisierung von Menschen widerspricht grundlegend der Idee von Demokratie. Van Dijk sprach sich für einen Zusammenhalt der Minderheiten in der Forschung zur Aufklärung über ihre Verfolgung aus, denn „Jeder zu Unrecht verfolgte Mensch hat ein Recht darauf, anerkannt und erinnert zu werden.“

Neben dem 11. Gebot Roman Kents wurde auch in den Geleitworten der Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano und Marian Turski die Bedeutsamkeit der Erinnerung und Aufklärung der Verfolgung von Minderheiten für die Demokratie deutlich, Marian Turski formulierte: „Demokratie ist nur da stark, wo auch Minderheiten geschützt sind.“. Das Totschweigen von Mitmenschen müsse gebrochen werden, denn „Schweigen ist ein Diener der Gewalt!“.

Ausgerichtet wurde die Veranstaltung in einer Kooperation des Geschichtsorts Villa ten Hompel, dem Amt für Gleichstellung der Stadt Münster, der Stadtbücherei Münster und den Vereinen CSD Münster e. V., Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V., KCM Schwulenzentrum e. V., LiVas e. V. und FLINT* und der Lehrerinnen-Abordnung der Bezirksregierung Münster für "Erziehung nach Auschwitz", namentlich Kim Keen und Bettina Röwe. Es moderierten Stefan Querl (stellvertretender Leiter der Villa ten Hompel) und Markus Chmierlorz (stellvertretend für das Amt für Gleichstellung).



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