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Friedensjahr: Erinnerungskultur unter der Lupe

Erinnerungskultur

Zweite Hälfte des Programms lädt zum Diskutieren und Erforschen ein

Mit einer Eröffnungswoche startete Münster im Mai offiziell ins Jubiläumsjahr „375 Jahre Westfälischer Frieden“. Nach einer Friedensbewegung von 7000 Schülerinnen und Schülern gefolgt von zahlreichen großen und kleinen Einzelprojekten verschiedenster Akteurinnen und Akteure steht in der zweiten Hälfte des Friedensjahres die Erinnerungskultur im Fokus. Geplant sind unter anderem drei wissenschaftliche Konferenzen, weitere Schüleraktionen und ein umfangreiches Programm am Tag des offenen Denkmals®. Der 375. Jahrestag des Friedensschlusses am 24. Oktober markiert schließlich den Höhepunkt des Jubiläumsjahres.

 

Wissenschaftliche Konferenzen zum Westfälischen Frieden

Mit gleich drei international besetzten wissenschaftlichen Konferenzen weiten Universität und Stadt Münster den Blick und denken zusammen mit der Stadtgesellschaft darüber nach, was ein Krieg mit den nachfolgenden Generationen macht. „Wir freuen uns, dass sich die engagierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit ihrer Expertise und Perspektive in die Diskussionen einbringen und die wichtige Frage des Erinnerns gemeinsam mit der Bevölkerung reflektieren“, erklärt Bernadette Spinnen, Leiterin von Münster Marketing.

Den Anfang macht am 31. August und 1. September die Tagung „Verehrt-verachtet-vergessen-verstanden? Kriegerdenkmäler als Zeichen (in) der Zeit“. Die von Professor Dr. Alfons Kenkmann im Rahmen der „Dialoge zum Frieden“ konzipierte Veranstaltung greift den gesellschaftlichen Umgang mit Kriegerdenkmälern auf, der nicht selten geprägt ist von öffentlichen Debatten mit einer großen Spannbreite an Reaktionen. Die Referentinnen und Referenten zeigen lokale, nationale und internationale Optionen im Umgang mit Kriegerdenkmälern und beleuchten sie aus unterschiedlichsten Perspektiven. Zum Auftakt hält Professor Dr. Manfred Hettling von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg am 31. August von 19 bis 20.30 Uhr im Rathausfestsaal einen Vortrag zum Thema „Zeichen der Verehrung, Kriegerdenkmäler in Deutschland“. Im Pumpenhaus – selbst ein Denkmal – geht es am 1. September von 9 bis 17 Uhr mit unterschiedlichen Themenblöcken weiter. Hier sind internationale Gäste zu hören, darunter Professorin Dr. Atsuko Kawakita von der Universität Tokyo, aber auch künstlerische Perspektiven, zum Beispiel des Künstlers Ruppe Koselleck.

Wie ging es nach dem Westfälischen Frieden weiter? Wie gelang das Zusammenleben in Städten wie Münster, Trier und Utrecht? Diese noch wenig erforschten Fragen beleuchtet die internationale Tagung „Den Frieden gewonnen? Städte nach 1648 im Vergleich“ am 28. und 29. September. „Die Forschung hat sich bislang viel damit beschäftigt, was zum Friedensschluss führte, weit weniger hingegen mit dem, was darauf folgte“, erläutert die Historikerin Prof. Dr. Ulrike Ludwig vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster. „Wie nahmen die Menschen den Friedensschluss wahr? Wie wurde er auf lokaler Ebene umgesetzt? Wie sah die räumliche Neuordnung von Städten zwischen Wiederaufbau und Nachkriegswirtschaft aus?“ Zur Tagung im Rathausfestsaal laden der Exzellenzcluster und das Institut für vergleichende Städtegeschichte der Universität Münster gemeinsam mit dem Stadtarchiv Münster ein. In die Tagung ist die Verleihung des Historiker*innenpreises der Stadt Münster eingebunden, den am 27. September die deutsche Historikerin Prof. Dr. Ute Daniel erhält.

Was sich angesichts von Krieg in Europa heute aus historischen Friedensschlüssen lernen lässt – auch mit Blick auf die aktuelle Lage in der Ukraine – fragt das Symposium „Den Frieden gewinnen von 1648 bis heute: Historische Perspektiven auf den Westfälischen Frieden und unsere Gegenwart“ am 16. Oktober im LWL-Museum für Kunst und Kultur. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beleuchten das „Friedenmachen" und seine Geschichte und Gegenwart in zwei Panels und einer Podiumsdiskussion. Dazu lädt das LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte gemeinsam mit der Stadt Münster und dem Exzellenzcluster „Religion und Politik“ ein.

Der Eintritt zu allen drei wissenschaftlichen Tagungen ist frei.

   

Schüleraktionen und Tag des offenen Denkmals®

Es gehört zur Handschrift des Jubiläumsprogramms, dass mit einer Schülerakademie und einer Schulaktionswoche gezielt Schülerinnen und Schüler in das Friedensjahr einbezogen werden. Im Rahmen der Schülerakademie am 31. August und 1. September im Franz Hitze Haus geht es um die digitale Auseinandersetzung mit dem Westfälischen Frieden und Erinnerungskultur. Die Ergebnisse der Akademie fließen in die Schulaktionswoche ein, in der die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom 7. bis zum 9. September unter dem Motto „Denkmalanders“ Denkmale in der Stadt unter die Lupe nehmen. Ihre Ergebnisse sind anschließend beim Tag des offenen Denkmals® zu sehen.

Die Bundesweite Eröffnung des Tags des offenen Denkmals® am 10. September steht für eine weitere Facette des Erinnerns – das gebaute historische Erbe. Am zweiten Sonntag im September öffnen seit 30 Jahren viele Eigentümerinnen und Eigentümer in ganz Deutschland ihre Denkmäler. Koordiniert von der städtischen Denkmalbehörde ist Münster von Anfang an dabei und in diesem Jahr erstmals Gastgeber für die Bundesweite Eröffnung. Dafür sorgte die erfolgreiche Bewerbung bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die den Aktionstag auf Bundesebene steuert. Besucherinnen und Besucher erwartet ein umfangreiches Bühnenprogramm auf dem Lambertikirchplatz, gerahmt vom „Markt der Möglichkeiten“ auf dem Prinzipalmarkt. Rund 100 Denkmäler und Schaubaustellen im Stadtgebiet öffnen außerdem ihre Türen und können bei fachkundigen Führungen entdeckt werden. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Prinzipalmarkt und dem Friedenssaal im Historischen Rathaus, die als Symbole für Frieden und Wiederaufbau Denkmäler von besonderer historischer Bedeutung sind.

 

„Gerahmt werden die großen Programmstränge von vielfältigen Projekten, die sich aus den unterschiedlichsten Perspektiven wie Sport, Jugend, Internationales, Musik, Kunst oder Nachhaltigkeit mit dem Westfälischen Frieden beschäftigen“, erklärt Bernadette Spinnen. „Damit bleibt auch der zweite Teil des Jubiläumsjahres seiner programmatischen Linie treu: Viele verschiedene Stimmen aus der Stadtgesellschaft äußern sich auf ihre eigene Art und Weise zu Themen rund um Krieg und Frieden und die junge Generation hat dabei möglichst viel Raum.“ Eine Feier zum 375. Jahrestag des Friedensschlusses am 24. Oktober in Münster bildet gemeinsam mit Feierlichkeiten in Osnabrück am 25. Oktober dann den Höhepunkt des Friedensjahres.