
In Münster wurde 1648 ein Teil des Westfälischen Friedens zur Beendigung des 30-jährigen Krieges geschlossen. Hier begründeten die Täufer ihr Reich, das schließlich in eine Schreckensherrschaft über- und 1535 unterging. Die heute sehr große Universität wurde 1773/80 ins Leben gerufen.
1875 erhielt Münster den ersten Zoo Westfalens, der 1928 geflutete erste Teil des Aasees ergänzte das Gelände zu einem Naherholungsgebiet. 1924 erlebte der WDR seine Geburtsstunde in Münster. Nach dem Bombenterror des 2. Weltkrieges bauten die Münsteraner ihre historische Altstadt fast detailgetreu wieder auf.
Seit 1977 zeigen die Internationalen Skulptur-Projekte alle zehn Jahre den "State of the Art" der Kunst im öffentlichen Raum und prägen Münsters internationalen Ruf als Kunststadt.
Münster besinnt sich auch gern seiner Vergangenheit: so wurde 1993 das Stadtjubiläum "1200 Jahre Münster" und 1998 das 350-jährige Jubiläum des Westfälischen Friedens.
Begleiten Sie uns auf einem kleinen Streifzug durch die Stadtgeschichte. Hier finden Sie einen Überblick über wichtige Stationen der Geschichte Münsters in vier Etappen.
750 – 400 vor Chr.
Bis zu dieser Zeit reichen im Münsterland die Spuren der frühen Besiedlung zurück.
1. – 4. Jh. nach Chr.
Auf dem heutigen Domplatz ist eine Siedlung nachgewiesen.
6./7. Jh.
Im weiteren Bereich der heutigen Stadt – genaue Lokalisierung ist nicht möglich - lag die sächsische Siedlung Mimigernaford (heißt in etwa „Furt der Leute des Mimigern“).
793
Karl d. Gr. beauftragt den friesischen Adeligen und Geistlichen Liudger mit der Missionierung im Münsterland und in Friesland; Liudger gründet bei Mimigernaford ein Kloster als Ausgangspunkt seiner Missionstätigkeit.
797
Liudger gründet eine Schule, die später zur Domschule wird; das heutige Gymnasium Paulinum führt seine Ursprünge darauf zurück.
805
Münster wird zum Bistum erhoben; Liudger wird der erste Bischof Münsters, er stirbt aber schon im Jahre 809.
um 850
Der erste Dom ist fertig gestellt.
1040
Mit Heinrich III. weilt erstmals ein König in Münster; in Gegenwart vieler Erzbischöfe und Bischöfe werden Kirche und Frauenkloster Liebfrauen-Überwasser geweiht.
um 1050
Die neue Pfarrkirche St. Lamberti wird begründet.
1090
Der neue Dom wird geweiht; die maßgebliche Bautätigkeit erfolgte unter Bischof Erpho, deshalb auch die Bezeichnung „Erpho-Dom“.
1121
Im Zusammenhang der Belagerung Münsters durch Herzog Lothar von Sachsen kommt es zu einer Brandkatastrophe; viele Wohnhäuser und der Dom brennen nieder.
seit den 1160er Jahren
Elemente der verfassten Bürgerschaft (Bürgerversammlung, Schöffenkolleg, Rat) sind ausgebildet.
1169 bis etwa 1187
Die Pfarrkirchen St. Ludgeri, St. Aegidii und St. Martini entstehen als Abpfarrungen von St. Lamberti.
1174 bis 1203
Amtszeit Hermanns II., des ersten „Fürstbischofs“; seine herzogsgleiche Stellung im Fürstbistum Münster verdankt er dem Sturz des Sachsenherzogs Heinrich der Löwe (1180).
1229
Deutsche Kaufleute schließen mit dem Fürsten von Smolensk einen Vertrag zur Sicherung ihrer Handelstätigkeit; zwei Kaufleute aus Münster sind darunter (Anfänge der Hanse).
1253
Münster, Dortmund, Soest und Lippstadt schließen den „Werner Bund“, einen Städtebund zum gegenseitigen Schutz, auch gegenüber den jeweils eigenen fürstlichen Landesherrn. Im Laufe des 13. Jahrhunderts wird der Bund immer wieder erneuert.
ab 1300
Münster ist einflussreiche Hansestadt.
um 1350
Das Rathaus, als „Haus der Bürger“ schon 1250 urkundlich erwähnt, erhält im wesentlichen seine heutige Gestalt; der Schaugiebel wurde wenig später vollendet.
1443/45
Verwicklung Münsters in die Soester Fehde.
1450 bis 1457
Münsterische Stiftsfehde; in der Schlacht bei Varlar (1454) fallen viele Mitkämpfende aus Münster; Verhansung der Stadt in Folge der Niederlage; die Gilden aber erstreiten neben den Erbmännern ein Mitwirkungsrecht am Stadtregiment (Gildeverfassung).
1530
Bernhard Rothmann predigt im Geiste Martin Luthers; Beginn der Reformation in der Stadt.
1533
„Dülmener Vertrag“: Die Stadt anerkennt den Bischof als weltliche Obrigkeit – der Bischof anerkennt die reformatorischen Neuerungen in Münster.
1534/35
Beginn der Massentaufe bei Erwachsenen im Frühjahr 1534, Taufunwillige müssen die Stadt verlassen. Die Täufer unter der Führung von Jan Mathys und Jan van Leiden gewinnen die Oberhand in der Stadt; sie errichten ein von Terror begleitetes Reich. Am 24. Juni 1535 erstürmen die Landsknechte des Bischofs und seiner Verbündeter die Stadt und richten ein Blutbad an. Etwa 4000 Frauen und Kinder müssen die Stadt verlassen. Die Anführer des Täuferreichs, Jan van Leiden, Bernd Knipperdollinck und Bernd Krechting werden exekutiert, ihre Leichname in schmiedeeisernen Körben am Turm der Lambertikirche zur Schau gestellt. Die jährliche Ratswahl wird abgeschafft, die Gilden werden verboten.
1553
Die Stadt erhält die städtischen Freiheiten und Privilegien wieder zurück; sie erholt sich von der Täuferkatastrophe wieder schnell.
1588
Fürstbischof Ernst von Bayern holt die Jesuiten nach Münster.
1618 bis 1648
Dreißigjähriger Krieg; die Stadt Münster ist stark befestigt und bleibt von Kriegshandlungen verschont.
1641
Münster wird neutrale Kongressstadt, ab 1643/44 verhandeln die Vertreter der kriegführenden Mächte in der Stadt.
1648
Der Dreißigjährige Krieg endet durch den in Münster und Osnabrück geschlossenen Westfälischen Frieden. Schon am 15. Mai 1648 wird in der Ratskammer des Rathauses, dem heutigen Friedenssaal, der spanisch-niederländische Frieden feierlich beschworen. Geschlossen schon am 30. Januar war dies die „Geburtsstunde“ der Niederlande.
1661
Münster widersetzt sich ihrem bischöflichen Herrn; der „Kanonenbischof“ Christoph Bernhard von Galen belagert und beschießt die Stadt. Althergebrachte Freiheiten werden der Stadt genommen, im Rathaus wird eine bischöfliche Stadtwache einquartiert.
1724
Erster Spatenstich für den Max-Clemens-Kanal durch den Kölner Kurfürsten und münsterischen Fürstbischof Clemens August. Die Wasserstraße sollte Münster über das niederländische Wasserstraßennetz letztlich mit der Nordsee verbinden. Wenn das Projekt auch nicht völlig scheiterte, gab es doch Probleme: Schon bei der ersten Probefahrt lief das Schiff wegen zu geringer Wassertiefe auf Grund, immer wieder fehlte das Geld für den Weiterbau. Der Kanal endete schließlich am Maxhafen bei Wettringen, 1840 wurde der Verkehr offiziell eingestellt.
1757
Der fürstbischöfliche Baumeister und Artilleriegeneral Johann Conrad Schlaun vollendet den Erbdrostenhof, eines der prächtigsten Adelspalais des deutschen Spätbarock. Auf gedrängtem Platz gelang ihm eine stadtplanerisch geniale Raumlösung. Bauherr ist der Erbdroste Freiherr von Droste-Vischering, einer der vier ranghöchsten Würdenträger im Fürstbistum. Er wollte dem Kurfürsten und Landesherrn ein würdiges Quartier anbieten - falls er mal nach Münster käme.
1764
Minister Franz von Fürstenberg lässt die Stadtbefestigung schleifen. An Stelle der Mauer entsteht eine vierreihige Lindenallee rund um die Stadt. Die nach Jahrzehnten fertig gestellte Promenade umschließt auch heute als Grüngürtel die Altstadt. Einige Schanzen sind in der Form der erweiterten Parkanlagen noch erlebbar, so der Kanonengraben, die Engelenschanze und die Kreuzschanze.
ab 1767
An Stelle der niedergelegten Zitadelle entsteht nach Plänen von Johann Conrad Schlaun († 1773) das letzte bedeutende Schloss des deutschen Barock. Wilhelm Ferdinand Lipper vollendet die Innenausstattung im Stil des beginnenden Klassizismus. Im Bombenkrieg wird das Schloss bis auf Reste der Grundmauern zerstört.
1773
Gründung einer Landesuniversität, die 1780 in vier Fakultäten ihren Lehrbetrieb aufnimmt. 1818 wird sie zur Akademie zurückgestuft.
seit 1787
Auf Einladung der Fürstin Amalie von Gallitzin, Initiatorin und Mittelpunkt des intellektuellen Kreises „familia sacra“ weilt der Königsberger Philosoph Johann Georg Hamann in Münster. 1788 stirbt der „Magus des Nordens“ und wird im Garten der Fürstin in Angelmodde bestattet und später auf den Überwasserfriedhof umgebettet.
1792
Johann Wolfgang von Goethe besucht die Fürstin Amalie von Gallitzin.
1797
Geburt von Annette von Droste-Hülshoff, eine der bedeutendsten deutschen Dichterinnen, auf Burg Hülshoff. Von 1826 bis 1846 lebt sie auf Haus Rüschhaus, dem von Johann Conrad Schlaun erbauten Altersruhesitz, in Münster-Nienberge. Heute ist Haus Rüschhaus Droste-Gedenkstätte.
1802 bis 1813
Fünfmal muss Münster den Wechsel von Staatszugehörigkeit und Landesverfassung über sich ergehen lassen. 1802 besetzen preußische Truppen unter General Gebhard Leberecht von Blücher die Stadt. 1803 wird mit dem Reichsdeputationshauptschluss das Fürstbistum Münster aufgelöst. Die napoleonische Zeit von 1805 bis 1813 war gekennzeichnet durch Krieg, militärische Besetzung und Fremdherrschaft. Kurzzeitig dem Großherzogtum Berg zugehörig, wird die Stadt bald direkt ins französische Kaiserreich einverleibt und die Hauptstadt des Departements Lippe. Im November 1813 rücken erneut preußische Truppen in Münster ein.
1815
Der Wiener Kongress spricht Westfalen endgültig dem Königreich Preußen zu. Münster wird die Hauptstadt der neuen Provinz Westfalen, Sitz des Oberpräsidenten für die staatliche Verwaltung und des Generalkommandos des VII. Armeekorps.
1835
Einführung der Revidierten Städteordnung von 1831; erster Schritt zurück zur kommunalen Selbstverwaltung.
1848
Am 25. Mai um 09:30 Uhr morgens startet die erste Eisenbahn von Münster nach Hamm. Das Bahnhofsgebäude befand sich noch im Bau. 1870 endlich liegt Münster an der durchgehenden Strecke Paris – Hamburg.
1848
Während im März in ganz Deutschland die Menschen auf die Straßen gehen und für Freiheit und politische Mitbestimmung demonstrieren, protestieren in Münster die Menschen aus wirtschaftlicher Not heraus. Im November kommt es zu Veranstaltungen mit politischem Hintergrund.
1870er Jahre
In Münster tobt der „Kulturkampf“, die Auseinandersetzung zwischen liberalem (in Preußen zudem protestantischem) Staat und der katholischen Kirche, besonders heftig. Bischof Johann Bernhard Brinkmann, der sich dem staatlichen Druck nicht beugen will, muss in die Niederlande fliehen, um sich der Verhaftung zu entziehen. Die katholische Bevölkerung in Münster und im Münsterland steht enthusiastisch hinter ihrem Oberhirten. Seine Rückkehr aus dem Exil im Jahre 1884 feiern die Münsteraner als Triumph.
1875
Die in das Korsett der Promenade eingeschnürte Stadt kann räumlich lange nicht wachsen. Durch die Eingemeindung von Teilen der Landgemeinden Lamberti, St. Mauritz und Überwasser vervielfacht sich das Stadtgebiet.
Der ehemalige Priester, Gymnasiallehrer und seit 1873 außerordentliche Professor für Zoologie Hermann Landois gründet den Westfälischen Zoologischen Garten, der am 26. Juni mit großem Pomp eröffnet wird. Er ist der erste Tierpark Westfalens. Landois († 1905) wird noch heute als Unikum und historisches Original verehrt.
1899
Die Einweihung des Hafens in Münster und die Fertigstellung des Dortmund-Ems-Kanals wird umjubelt. Der alte Traum einer Wasserverbindung mit der Nordsee geht in Erfüllung.
1902
Kaiser Wilhelm II. stiftet die Universität Münster und erfüllt damit einen lang gehegten Wunsch der Stadt. Kern ist die bisherige Theologisch-Philosophische Akademie, die um eine Juristische Fakultät erweitert wird. 1907, anlässlich seines Besuchs in Münster, gibt der Kaiser der Universität den Namen „Westfälische Wilhelms-Universität“, den sie bis heute trägt. Später sollten noch die Einrichtung der Medizinischen und die Eröffnung der Theologisch-Evangelischen Fakultät erfolgen. Zum Wintersemester 1908 waren erstmals Frauen zum Studium zugelassen. Heute ist die Universität Münster eine der größten Deutschlands.
1903
Durch eine erneute Eingemeindung versechsfacht sich die Stadtfläche von Münster. Die Landgemeinden Lamberti und Überwasser gehen gänzlich in Münster auf, und ein weiterer Teil der Gemeinde St. Mauritz wird eingegliedert. Die Einwohnerzahl Münsters steigt um rund 7.500 auf über 71.000.
1914
Schon im Herbst werden Kriegsgefangenenlager eingerichtet. Bis zum Ende des 1. Weltkrieges werden knapp 90.000 Engländer, Russen, Franzosen, Italiener, Belgier und Portugiesen gefangen gehalten. Zu den Spuren des Krieges gehört der Kriegsgefangenenfriedhof nahe dem früheren Lager Haus Spital in Gievenbeck.
1915
Münster wird mit 100.000 Einwohnern Großstadt und hat damit seit 1870 seine Einwohnerzahl vervierfacht. Wenige Tage vor Weihnachten bricht in der militärischen Munitionsanstalt in Mauritz ein Feuer aus. In der Folge kommt es zu zwei Tagen andauernden großen und kleineren Explosionen. Nur wenige Menschen sterben oder erleiden Verletzungen, meist durch die Unmengen an Granaten und Blindgänger, die umhergeschleudert werden.
1920
Am Flugplatz Loddenheide wird der erste planmäßige Luftverkehr von Münster nach Bremen eingerichtet. Bis 1925 können immer mehr Großstädte, so auch Breslau, München und Zürich angeflogen werden – täglich und zu moderaten Preisen, die teilweise unter den Tarifen der Eisenbahn liegen.
1924
Der Westdeutsche Rundfunk nimmt unter dem Namen „Westdeutsche Funkstunde“ seine Sendungen auf. Münster ist als Standort gewählt, weil es im Gegensatz zu den Rheinlanden und dem Ruhrgebiet nicht von alliierten Truppen besetzt ist.
1926
Die Universitätskliniken und Halle Münsterland werden fertig gestellt.
1928
Im November wird der erste Teil des Aasees geflutet. Mit dem „Durchstich“ zum zweiten Bauabschnitt und dem Wegfall des Dammes im Dezember 1931 entsteht eine elf Hektar große Wasserfläche. Mit einer nochmaligen Vergrößerung des Sees und der Ansiedlung von Allwetterzoo, Mühlenhof und Naturkundemuseum entwickelt sich ein weitläufiges Naherholungsgebiet ganz nah an der Altstadt.
1933
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird Münster Sitz des NSDAP-Gaues Westfalen-Nord. Am Aasee entsteht das Gauhaus im typischen Baustil der Zeit. Zurückgebaut und modernisiert, befindet sich heute die Mensa I der Universität darin.
1938
Nach antisemitischen Aktionen schon seit 1933 brennen Nationalsozialisten die Synagoge an der Klosterstraße nieder, misshandeln jüdische Mitbürger und demolieren ihre Wohnungen und Geschäfte. Die Villa ten Hompel am Kaiser-Wilhelm-Ring ist von 1940 bis 1944 Sitz der Ordnungspolizei, die die Deportation von Menschen in die Konzentrations- und Vernichtungslager im Osten organisiert.
1941
Bischof Clemens August von Galen, seit 1933 im Bischofsamt, zuvor Pfarrer von St. Lamberti, hält im Sommer seine weltbekannt gewordenen Predigten gegen Klosterenteignungen und das Euthanasieprogramm und erstattet Strafanzeige. Die Nationalsozialisten wagen es aber nicht, gegen den „Löwen von Münster“ vorzugehen.
1943
Seit 1940 ist Münster immer wieder Ziel von Bombenangriffen englischer, später auch amerikanischer Flugzeuge. Den schwersten und zugleich auch ersten Tagesangriff erleidet Münster am 10. Oktober 1943, einem klaren Herbstsonntag. Nahezu 700 Menschen kommen zu Tode.
1945
Als am 2. April britische und amerikanische Truppen die Stadt besetzen, und die Kampfhandlungen und Bombenangriffe damit für Münster beendet sind, gehört die Stadt zu den am schwersten getroffenen Großstädten. Der Stadtkern ist zu über 91 Prozent, die Gesamtstadt zu 63 Prozent zerstört. Von den 132.800 Einwohnern (1939) leben nur noch 23.500 in Münster.
1946
Papst Pius XII erhebt Bischof Clemens August Graf von Galen zum Kardinal. Wegen seines mutigen Widerstands in der NS-Zeit genießt er auch bei der britischen Militärregierung allerhöchsten Respekt. Wenige Tage nach seiner Rückkehr aus Rom verstirbt der Kardinal völlig unerwartet.
1949
Ein „Neuordnungsplan“ für die zerstörte Altstadt entscheidet sich für einen Wiederaufbau in den traditionellen Maßstäben und in einem dem zerstörten Münster nachempfundenen Stil. Dies bleibt nicht unumstritten, ruft der Zeitgeist doch nach der „autogerechten Stadt“. Seit den 1970er Jahren gilt der Wiederaufbau Münsters allgemein als vorbildlich.
1956
Eröffnung des neuen Stadttheaters. Der moderne Großbau inmitten der Altstadt, eingebettet und zugleich kontrastierend zwischen zwei mittelalterlichen Kirchen, ist nicht nur der erste Theaterneubau in Deutschland nach dem Krieg, sondern auch der bis dato wichtigste Beitrag Münsters zur internationalen Architektur. Schöpfer sind die jungen Architekten Harald Deilmann, Max von Hausen, Werner Ruhnau und Ortwin Rawe.
1957
Mit der englischen Stadt York schließt Münster die erste internationale Städtepartnerschaft. Es folgen Orléans in Frankreich (1960), Kristiansand in Norwegen (1967), Monastir in Tunesien (1969), Rishon le Zion in Israel (1981), Fresno in den USA (1986), Rjasan in Russland (1989) und Lublin in Polen (1991). Eine von Münster lange gewünschte innerdeutsche Städtepartnerschaft lassen die DDR-Oberen nicht zu. Nach den ersten freien Kommunalwahlen kommt es 1990 zu einer „Städtefreundschaft“ mit Mühlhausen in Thüringen.
1965
Vom Kamener Kreuz aus wird Münster über die A 1 (auch Hansalinie genannt) an das Autobahnnetz angeschlossen. Seit Anfang der 1980er Jahre bildet Münster-Süd ein Autobahndreieck mit den Autobahnen A 1 und A 43.
1969
Stadt, Land und Universität realisieren Schritt für Schritt den Bau von Universitätsanlagen. So entstehen in den 1970er und 1980er Jahren unter anderem das Naturwissenschaftliche Zentrum und das Großklinikum.
1972
Eröffnung des Flughafens Münster Osnabrück. Als Regionalflughafen begründet entwickelt er sich zügig zum International Airport.
1975
Durch die Eingliederung von neun Umlandgemeinden vervierfacht Münster sein Stadtgebiet und wächst von 200.000 auf 265.000 Einwohner. Der Kreis Münster wird aufgelöst, die Stadt Münster wird Rechtsnachfolger.
1977
Münsters gesamtes Stadtgebiet wird Standort des ersten Ausstellungsprojektes „Skulptur“. Künstler von internationalem Rang beteiligen sich. Am populärsten werden die „Billardkugeln“ des New Yorkers Claes Oldenburg auf der Aaseewiese. Aufgrund des großen Erfolgs wird das Projekt „Skulptur“ alle zehn Jahre (so 1987, 1997 und 2007) mit jeweils besonderen Akzenten wiederholt. Münster wird so zur Stadt mit den meisten modernen Skulpturen im Stadtbild.
1987
Papst Johannes Paul II. besucht Münster. Mit ihm weilt erstmalig ein amtierendes Oberhaupt der Römisch-Katholischen Kirche in der Stadt. Neben mehreren Ansprachen betet er am Grab von Clemens August Kardinal von Galen.
1990
Das Rathaus ist wichtige Station der Verhandlungen zur Vorbereitung der „Zwei-plus-Vier-Treffen“, die den Weg zur deutschen Einheit öffnen und Deutschland die volle Souveränität zurückgeben. Der Außenminister der UdSSR Eduard Schewardnase und der deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher treffen sich am Prinzipalmarkt.
1992
Auf dem Weg zur weltweiten Zusammenarbeit nach dem überwundenen Ost-West-Konflikt findet im Rathaus ein bedeutsames Ereignis statt. Hier treffen sich die Wirtschaftsminister der G-7-Staaten, also der großen Industrienationen, erstmals mit ihren Kollegen aus den osteuropäischen Republiken.
1993
Feier des 1200-jährigen Stadtjubiläums. Die Skulptur „Toleranz durch Dialog“ des baskischen Künstler Eduardo Chillida († 2002) im Rathausinnenhof wird in Gegenwart von Bundespräsident Richard von Weizsäcker übergeben. Ebenso wird der spektakuläre, internationales Aufsehen erzielende Neubau der Stadtbücherei (Architektin: Julia B. Bolles-Wilson) der Öffentlichkeit übergeben.
1998
Münster ist im Zentrum der Feierlichkeiten des Jubiläums „350 Jahre Westfälischer Friede“. Im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte wird die 26. Europaratsausstellung „1648 – Krieg und Frieden in Europa“ gezeigt. Im Friedenssaal des Rathauses empfängt Oberbürgermeisterin Marion Tüns zahlreiche Könige und Königinnen sowie Staatsoberhäupter Europas und den Bundespräsidenten Roman Herzog.
2004
LivCom Award: Münster wird als lebenswerteste Stadt der Welt in der Kategorie 250.000 – 700.000 Einwohner ausgezeichnet.
2005
Das Bistum Münster feiert sein 1200-jähriges Bestehen. Die Weihe des Heiligen Liudger zum ersten Bischof von Münster am 30. März 805 datiert den Beginn des Bistums.
2015
Im April 2015 zeichnet die Europäische Kommission die Rathäuser von Münster und Osnabrück als „Stätten des Westfälischen Friedens“ mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel aus.
2018
Vom 9. bis zum 13. Mai 2018 fand in Münster der 101. Deutsche Katholikentag unter dem Leitwort "Suche Frieden" statt.
2022
Münster war Schauplatz des G7-Treffens der Außenministerinnen und Außenminister am 3. und 4. November 2022. Die Konferenz gehört zu den bedeutendsten internationalen Ereignissen der Stadtgeschichte.