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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Gasselstiege

Stadtbezirk:Münster-Mitte Münster-Nord
Statistischer Bezirk: Neutor
Entstehung: 1922
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Benannt nach dem früheren Schulzenhof Gassel.

 

Die Gänsestiege
Erst im 15. Jahrhundert erhält dieser Weg den Namen Gasselstiege, benannt offenbar nach der Curia Gassel, dem (Domherren-)Hof Gassel also, der im Jahre 1491 in alten Urkunden als dem Kloster Überwasser zinspflichtig erwähnt wird. Der Hof Gassel wird allerdings bereits früher in den Archiven von Überwasser erwähnt, nämlich schon 1240.

Die Familienchronik des heutigen Hofbesitzers weist aus, dass sich dieser Schulzenhof, dessen Wappen eine fliegende weiße Gans auf blaugoldenem Untergrund schmückt, seit 1535 ununterbrochen in Familienbesitz befindet. Der lange Stammbaum geht rund 460 Jahre zurück auf Everhard Schulte to Gassel. Eben jene Wappen-Gans ist Namens-patin jenes Hofes, seiner Besitzer und der Gasselstiege.

Gässelkes nannte man früher die kleinen Gänse, oder auch Gössel. Gesprochen natürlich mit münsterschem CH, wie Chott oder KirCHe. Der zweite Wortbestandteil Stiege hat schon etwas mit steigen zu tun. Wer heute über die CHasselstiege, von der Steinfurter Straße kommend, up'n Berg (...Uppenberg) nach Kinderhaus und weiter nach Hansell radelt, spürt in seinen Beinen durchaus, dass es aufwärts geht.
Um die Jahrhundertwende war sie ein beliebter Spazierweg; durstige Münsteraner strebten auf ihr der alten Kaffeewirtschaft zu. Anfang des 20. Jahrhunderts hieß diese Gastwirtschaft Mersmann, in den 20er Jahren Altenau und jetzt Wilhelmer. Anfang des 20. Jahrhunderts wuchsen an den Rändern der Gasselstiege noch das stattliche Knabenkraut sowie der Süßholz-Tragant, eine alte Heilpflanze.
Der heutige Wanderer kann auch moderne Kunst entdecken: direkt gegenüber der Einfahrt zum Hof Schulze-Gassel befindet sich eine Skulptur der Künstlerin Kirsten Kaiser mit dem beziehungsreichen Namen Gänsefüßchen.
Quelle: Kinderhaus auf einen Griff, Broschüre der Werbegemeinschaft Kinderhaus u.a., 2002

 

Was ist eine Stiege?

Der Flurname "Stiege" ist vor allem im Münsterland und auch im östlichen Westfalen weit verbreitet, kann aber Ortsfremde in die Irre führen. Denn gewöhnlich weist dieses Wort ja bergauf: Es meint einen Anstieg, einen Bergpfad oder auch eine Treppe. Auch in Westfalen war das so: Das alte plattdeutsche Wort "Stiege" bezeichnete etwa die Treppe zur Upkammer, aber auch die Hühnerleiter im Stall. "Stiege" nannten die Bauern auch den Querbalken, auf dem sie einen Zaun oder eine Hecke übersteigen konnten.

Im Münsterland aber setzte sich eine weitere Bedeutung durch, denn "Stiege" sagten die Bauersleute bald auch zu kleineren Flußwegen. Stiegen dienten als
Zufahrt zum Hof: Hülskotters Stegge (Gronau), Enxkers Stegge (Ammeloe), Berings Stiege (Weseke), Hackmanns Stiege (Neuenkirchen), An der Nordorper Stiege (Borken), oder als
Weg zur Mühle: An der Mühlenstiege (Epe, Münster, Höster), Möllenstegge (Coesfeld), an de Muhlenstegge (Neuenkirchen), als
Weg zur Kirche oder zum Friedhof: Kerkstegge (Coesfeld, Nateln bei Soest), Kierkstege (Münster); Laichenstiege (Altenberge), Liekstegge (Groß Reken), Lickstegenkamp (Billerbeck) oder als
Weg ins Nachbardorf: An de Wessumer Stiege, an der Wüllner Stegge (beide in Ahaus), Himmighäuser Fußstiege (Snadebeck bei Höxter).

Die Stiege hat aber ihre ursprüngliche Bedeutung des Steigens und Kletterns nicht verloren. Das klingt vor allem im Namen des Sauerlandes an wie etwa "Auf der Bergsteige" in Saalhausen oder "Steigenberg" in Drolshagen. (...)
Quelle: Gisbert Strotdrees in Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe, Münster, Ausgabe 15/2014

Im Stadtgebiet Münster gibt es 41 Straßennamen mit dem Grundwort Stiege. Nur ein Teil davon sind historische Bezeichnungen wie Gasselstiege, Meesenstiege oder Woortstiege. Andere 'Stiege'-Namen sind leider Neuschöpfungen, die historisch klingen sollen.
Es sind:
Appelbreistiege, Beelertstiege, Bernsmeyerstiege, Boeckmannstiege, Brinkmannstiege, Brüggstiege, Coerdestiege, Derßenbrockstiege, Dingstiege, Doris-Wortmann-Stiege, Eckernstiege, Feldstiege, Feldstiegenkamp, Feuerstiege, Gartenstiege, Gasselstiege, Hagelbachstiege, Haselstiege, Jungfer-Willemin-Stiege, Langenhorster Stiege, Laustiege, Linnebornstiege, Lühnstiege, Luntenstiege, Marks-Haindorf-Stiege, Meesenstiege, Mersmannsstiege, Niedenstiege, Ossenkampstiege, Papenstiege, Paula-Wilken-Stiege, Pieperstiege, Potstiege, Schelmenstiege, Schildstiege, Schlautstiege, Schlikötterstiege, Sendener Stiege, Uppenkampstiege, Wittoverstiege und Woortstiege.



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