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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Uppenkampstiege

Stadtbezirk:Münster-Mitte
Statistischer Bezirk: Uppenberg
Entstehung: 1962
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Benannt nach Felix Uppenkamp, (1881-1960), Propst. Seit 27.12.1933 Pfarrer an der Stadt- und Marktkirche St. Lamberti.

Propst Felix Uppenkamp von St. Lamberti
Felix Uppenkamp wurde am 25. April 1881 in Nienborg, Kreis Ahaus geboren. Sein Urgroßvater Bernhard Josef Uppenkamp hatte im Jahre 1836 die erste mechanische Weberei und Spinnerei im nördlichen Münsterland gegründet. Von den fünf Kindern seiner Eltern Theodor und Elisabeth, geb. Schmitz, war Felix der Jüngste. Nach dem Besuch der Dorfschule in Nienborg und anschließend der Rektoratsschule in Ochtrup wurde er zu Ostern 1896 Schüler des Paulinums in Münster. Sein Abiturzeugnis trägt das Datum vom 1. März 1901. Nach vierjährigem Studium von Philosophie und Theologie in Münster erhielt Felix Uppenkamp am 17. Juni 1905 durch Bischof Hermann Dingelstad die Priesterweihe. Seine erste Kaplanstelle trat er im gleichen Jahr in der Pfarrei St. Viktor in Dülmen an, danach wurde er 1911 als Kaplan nach St. Dionysius in Rheine versetzt.
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges meldete er sich freiwillig zur Krankenpflege und wurde im November 1914 Lazarettpfarrer, bald darauf schon Referent für Militärseelsorge. Bei Kriegsende 1918 war er Divisionspfarrer in Berlin. Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst arbeitete er einige Monate als Seelsorger an der Pfarrei St. Matthias in Berlin-Schönefeld mit einer Pfarrei, die traditionell vom Bistum Münster betreut wird. Dort traf er Clemens August Graf von Galen wieder, der ein Jahr vor ihm in Münster die Priesterweihe erhalten hatte.
Am 1. Oktober 1919 übertrug ihm Bischof Johannes Poggenburg das Rektorat St. Joseph in der damals rasch wachsenden Industriestadt Bottrop. Der größte Teil seiner Pfarrangehörigen waren polnischsprachige Bergleute, die aus den Ostgebieten angeworben worden waren. Neben dem inneren, seelsorgerischen Aufbau der Pfarrei baute Rektor Uppenkamp in den 15 Jahren seiner Tätigkeit in Bottrop die Kirche, das Pfarrhaus, die Kaplanei und ein Schwesternhaus.
Nach dem Tode von Bischof Poggenburg wurde am 5. September 1933 Clemens August Graf von Galen Bischof von Münster. Dieser machte Felix Uppenkamp zu seinem Nachfolger als Pfarrer von St. Lamberti. Eine der ersten Unternehmungen des neuen Pfarrers waren die innere und äußere Renovierung der Kirche; die letzte lag inzwischen 60 Jahre zurück. Nach der Ausmalung des Inneren durch Ernst Bahn wurde 1935 auch die gründliche Renovierung der Außenfassaden in Angriff genommen. In der Karwoche des Jahres 1939 war das Werk abgeschlossen.
Sehr bald wurden dem neuen Pfarrer von der politischen Führung Schwierigkeiten gemacht. Ein erstes Verfahren wurde angestrengt wegen Nichtbeflaggung anlässlich der Beisetzung von Reichsstatthalter Wilhelm Loeper am 26.10.1935. Im Jahre 1937 folgte eine Untersuchung der Gestapo wegen Verstoßes gegen das Heimtückegesetz. Es ging um angeblich staatsfeindliche Aussagen, die er im Brautunterricht gemacht habe, ähnlich auch 1939.
Sechs Jahre nach Pfarrer Uppenkamps Amtsantritt in St. Lamberti begann im Jahre 1939 der Krieg. Weil der Dom schon im Juli 1941 durch Bombenangriffe unbenutzbar geworden war, stellte Pfarrer Uppenkamp Bischof von Galen die Kanzel der Lambertikirche zur Verfügung.
Aus dem Pfarramt von St. Lamberti nahmen die heimlichen Vervielfältigungen dieser Predigten ihren Weg in alle Welt. Neue Verhöre bei der Gestapo waren die Folge. Ich hatte keine Angst vor diesen brauen Leuten, hat er später oft erzählt, was wollten sie mir denn? Mit dem Einzelnen wurde ich schon fertig, bloß wenn diese Gesellschaft in Massen auftrat, musste man sich in acht nehmen. Und so zeigte der Pfarrer auch Mut, als aufgrund einer Denunziation sein Kaplan Aloys Schmäing am 8. August 1944 von der Gestapo verhaftet wurde. Von der Polizeidienststelle wurde ihm bedeutet, dass die Angelegenheit höheren Ortes entschieden würde. In vollem Bewusstsein seiner eigenen Gefährdung fuhr Pfarrer Uppenkamp nach Berlin und sprach persönlich beim Sicherheitshauptamt vor. Kaplan Schmäing wurde nach sechs Wochen aus der Haft entlassen.
In dem schweren Bombenangriff vom 10. Oktober 1943 wurde die Lambertikirche sehr stark beschädigt. Kaum waren die Schäden notdürftig repariert, wurde St. Lambert am 28. Oktober 1944 bis auf Turm und Außenwände fast gänzlich zerstört.
Nach dem trostlosen Winter 1944/45, in dem die Fliegeralarme nicht mehr abbrachen, auch sein Pfarrhaus zerbombt war und der größte Teil der Bevölkerung Münsters die Stadt verlassen hatte, bedeutete der Einmarsch amerikanischer Soldaten am 2. April 1945 für Münster das Ende des Krieges. Sobald er konnte, machte sich Pfarrer Uppenkamp, den schweren Zeiten und allen Widerständen zum Trotz, an den Wiederaufbau. In dem relativ gut erhaltenen Krameramtshaus richtete er mit geretteten Ausstattungsstücken eine erste Notkirche ein. Mutig ging er schon bald an den Wiederaufbau der Lambertikirche. Eine große Schwierigkeit bedeutete die Beschaffung von Baumaterial.
Am 19. Oktober 1949 konnte wieder der erste Gottesdienst in der Lambertikirche gehalten werden. Für seine Verdienst um den Wiederaufbau verlieh ihm Bischof Michael Keller zu Pfingsten 1953 den Titel eines Propstes ehrenhalber.
Am 12. Juli 1955 erhielt er von Bundespräsident Heuss anlässlich der Feier seines goldenen Priesterjubiläums das Bundesverdienstkreuz. Fünf Jahre später konnte endlich am 31. Januar 1960 mit einem feierlichen Hochamt der Abschluss der Gesamtwiederherstellung der Lambertikirche gefeiert werden. Aber es schien, dass nun auch die Kräfte von Propst Uppenkamp aufgezehrt waren. Nur ein halbes Jahr später starb er. Seine Devise Alle Ehre Gott, aller Nutzen dem Nächsten, mir alle Arbeit, unter die er am 31. Januar 1934 in seiner Einführungspredigt als neuer Pfarrer seine zukünftige Tätigkeit gestellt sehen wollte, hatte er in 26 Jahren unter Beweis gestellt.
Als im Jahre 1962 ein größeres Grundstück im Winkel von Cheruskerring und Langemarckstraße aus Kirchenbesitz von St. Lamberti als neues Baugebiet erschlossen wurde, wurde die von der Langemarckstraße nach Westen abzweigende Stichstraße ihm zu Ehren Uppenkampstiege benannt.
Quelle: Auf Roter Erde, Heimatblätter für Münster und das Münsterland Nr. 10/2005, erschienen Samstag, 22.10.2005

Felix Uppenkamp, *25.4.1881 †9.8.1960, Pfarrer von St. Lamberti, Propst, setzte sich besonders für den Wiederaufbau des Zentralfriedhofs nach dessen Zerstörung im 2. Weltkrieg ein. Sein Grab befindet sich auf dem Zentralfriedhof, Bereich Lamberti, Alter Teil, Pfarrgeistliches Feld.
Quelle: Bernhard Müller-Cleve, Vom Central-Kirchhof 1887 zum Zentralfriedhof 1987, Münster 1987

 

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Was ist eine Stiege?

Der Flurname "Stiege" ist vor allem im Münsterland und auch im östlichen Westfalen weit verbreitet, kann aber Ortsfremde in die Irre führen. Denn gewöhnlich weist dieses Wort ja bergauf: Es meint einen Anstieg, einen Bergpfad oder auch eine Treppe. Auch in Westfalen war das so: Das alte plattdeutsche Wort "Stiege" bezeichnete etwa die Treppe zur Upkammer, aber auch die Hühnerleiter im Stall. "Stiege" nannten die Bauern auch den Querbalken, auf dem sie einen Zaun oder eine Hecke übersteigen konnten.

Im Münsterland aber setzte sich eine weitere Bedeutung durch, denn "Stiege" sagten die Bauersleute bald auch zu kleineren Flußwegen. Stiegen dienten als
Zufahrt zum Hof: Hülskotters Stegge (Gronau), Enxkers Stegge (Ammeloe), Berings Stiege (Weseke), Hackmanns Stiege (Neuenkirchen), An der Nordorper Stiege (Borken), oder als
Weg zur Mühle: An der Mühlenstiege (Epe, Münster, Höster), Möllenstegge (Coesfeld), an de Muhlenstegge (Neuenkirchen), als
Weg zur Kirche oder zum Friedhof: Kerkstegge (Coesfeld, Nateln bei Soest), Kierkstege (Münster); Laichenstiege (Altenberge), Liekstegge (Groß Reken), Lickstegenkamp (Billerbeck) oder als
Weg ins Nachbardorf: An de Wessumer Stiege, an der Wüllner Stegge (beide in Ahaus), Himmighäuser Fußstiege (Snadebeck bei Höxter).

Die Stiege hat aber ihre ursprüngliche Bedeutung des Steigens und Kletterns nicht verloren. Das klingt vor allem im Namen des Sauerlandes an wie etwa "Auf der Bergsteige" in Saalhausen oder "Steigenberg" in Drolshagen. (...)
Quelle: Gisbert Strotdrees in Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe, Münster, Ausgabe 15/2014

Im Stadtgebiet Münster gibt es 41 Straßennamen mit dem Grundwort Stiege. Nur ein Teil davon sind historische Bezeichnungen wie Gasselstiege, Meesenstiege oder Woortstiege. Andere 'Stiege'-Namen sind leider Neuschöpfungen, die historisch klingen sollen.
Es sind:
Appelbreistiege, Beelertstiege, Bernsmeyerstiege, Boeckmannstiege, Brinkmannstiege, Brüggstiege, Coerdestiege, Derßenbrockstiege, Dingstiege, Doris-Wortmann-Stiege, Eckernstiege, Feldstiege, Feldstiegenkamp, Feuerstiege, Gartenstiege, Gasselstiege, Hagelbachstiege, Haselstiege, Jungfer-Willemin-Stiege, Langenhorster Stiege, Laustiege, Linnebornstiege, Lühnstiege, Luntenstiege, Marks-Haindorf-Stiege, Meesenstiege, Mersmannsstiege, Niedenstiege, Ossenkampstiege, Papenstiege, Paula-Wilken-Stiege, Pieperstiege, Potstiege, Schelmenstiege, Schildstiege, Schlautstiege, Schlikötterstiege, Sendener Stiege, Uppenkampstiege, Wittoverstiege und Woortstiege.