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RIGA: Deportationen - Tatorte - Erinnerungskultur
Ausstellungseröffnung in Billerbeck
Nationalsozialistische Tatorte wie das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz sind wohl vielen Menschen bekannt. Tatorte in Riga hingegen, wie das dortige Ghetto oder die nahegelegenen Wälder Rumbula und Bikernieki als Stätten von Massenerschießungen, dürften der breiten Öffentlichkeit bis heute kaum etwas sagen. Diese Orte in und um Riga, die dorthin verschleppten und meist ermordeten Jüdinnen und Juden aus dem Münsterland sowie die heutige Vergegenwärtigung der nationalsozialistischen Verbrechen thematisiert die Ausstellung "Riga. Deportationen - Tatorte - Erinnerungskultur", die am 24. April in Billerbeck eröffnet wurde.
Konzipiert wurde die Ausstellung von dem gebürtigen Billerbecker Historiker Dr. Christian Dirks, der mit der Präsentation die Geschichte und Erinnerung an sie in die Öffentlichkeit rückt: Die Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung im Nationalsozialismus, die Beteiligung verschiedenster Stellen bis hin zum Profitieren derjenigen, die als Teil der sogenannten "Volksgemeinschaft" galten und daher keine Verfolgung befürchten mussten. Nachbarn deportierten Nachbarn: So werden auch individuelle Schicksale von Verfolgten beleuchtet. Schwerpunkte der Ausstellung liegen auch auf dem Gedenken an die Deportierten und der Vergegenwärtigung der Verbrechen an den Heimatorten der Betroffenen.
Im Beisein von Stifter Wolfgang Suwelack und Bürgermeisterin Marion Dirks, der stellvertretenden Landrätin Angelika Selhorst aus dem Kreis Coesfeld und vielen geladenen Gästen und Kooperationspartnern, z. B. aus den Schulkollegien, hielt der Festredner Winfried Nachtwei, langjähriger Bundestagsabgeordnete der Grünen, einen Vortrag mit dem Titel "Nachbarn von nebenan - verschollen in Riga". In seinem Bildervortrag schilderte Nachtwei die ersten Begegnungen mit Holocaust-Überlebenden im Baltikum. Maßgeblich trug Nachtweis Einsatz im politischen Raum und der Region Münsterland dazu bei, dass NS-Tatorte in Riga in die öffentliche Wahrnehmung kamen.
Ermöglicht wurde die speziell für Schulen im Münsterland entwickelte Wanderausstellung durch die großzügige Unterstützung der Wolfgang Suwelack-Stiftung, der Bezirksregierung in Münster, dem Geschichtsort Villa ten Hompel sowie den Kreisen Borken, Coesfeld, Recklinghausen, Steinfurt und Warendorf. Zu sehen ist sie noch bis zum 27. Juli 2022 in der Geschwister-Eichenwald-Aula Billerbeck und zieht danach weiter.